Neues vom Dachverband DDA 29. Jan 2016

Windenergie und Mäusebussard:

Experte in DER FALKE: Windkraft könnte Mäusebussard in Bedrängnis bringen
Der Ausbau der Windenergie bringt einer neuen Studie zufolge möglicherweise auch den Bestand des häufigsten Greifvogels in Deutschland, des Mäusebussards, in Bedrängnis. In der weltweit bislang größten Untersuchung zu den Kollisionsrisiken von Vögeln mit Windrädern (PROGRESS) kommen die Wissenschaftler auf Basis von Untersuchungen in Windparks in Norddeutschland zu dem Ergebnis, dass selbst bei Betrachtung des Ausbaustands von Windenergieanlagen von 2014 eine „bestandsgefährdende Entwicklung“ für die Art zu befürchten ist. Im führenden deutschsprachigen Magazin für Vogelbeobachtung DER FALKE äußert sich der an der Studie beteiligte Bielefelder Professor für Verhaltensforschung, Oliver Krüger, erstmals ausführlich zu den Ergebnissen der noch unveröffentlichten Studie: „Der Mäusebussard taucht in den Betrachtungen zur Windenergie bisher überhaupt nicht auf und auch wir hatten das zunächst nicht auf dem Schirm. Das war für uns die große negative Überraschung unserer Studie“, sagte Krüger dem FALKEN (März-Ausgabe) mit Blick auf die mögliche Bedrohung des häufigen Greifvogels durch den Ausbau der Windenergie. „Aber aufgrund der ziemlich hohen Fundzahl (während der Untersuchung) auch im Vergleich zum Rotmilan und anderen Arten war die hochgerechnete Schlagrate tatsächlich so, dass wir schon jetzt einen kritischen Ist-Zustand im überwiegenden Teil der untersuchten norddeutschen Population prognostizieren mussten. Wir haben hier eine potenziell bestandsgefährdende Entwicklung“, sagte Krüger dem FALKEN.

„Wir haben eine potenziell bestandsgefährdene Entwicklung“

Der rasante Ausbau der Erneuerbaren Energien führt in immer mehr Regionen zu Kon ikten zwischen Naturschutz und Energiepolitik. Klima- schutz und Schutz der Biodiversität stehen sich vielfach scheinbar unvereinbar gegenüber. Im Falle der Wind- energie wird vor allem das Risiko von Kollisionen von Vögeln (und Fledermäusen) mit den stetig wachsenden Rotorlängen als Problem diskutiert. Nach dem Bundes- naturschutzgesetz ist es verboten, „wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten“ oder „sie während der Fortp anzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinte- rungs- und Wanderungszeiten erheblich zu stören.“ Eine erhebliche Störung wird dabei als vorliegend de niert, „wenn sich durch die Störung der Erhaltungszustand der lokalen Population einer Art verschlechtert“. Doch wie lässt sich die Einhaltung dieser Kernanforderungen an den Artenschutz messen, wie lässt sich bestimmen, ob eine Auswirkung auf eine lokale Population vorliegt? Und wie kann das Risiko von Kollisionen prognostiziert werden, um entsprechend informierte Entscheidungen treffen zu können, bevor der Schaden eingetreten ist.

Diesen Fragen stellte sich die bislang umfangreichste wissenschaftliche Studie zu diesem Themenkomplex. In mehr als dreijähriger Arbeit untersuchten Wissenschaftler in Feldforschungen in Nord- und Nordostdeutschland zahlreiche verschiedene Aspekte des Themas, um sich der Antwort auf die Frage zu nähern: Wie viele Vögel kollidieren mit Windanlagen und was bedeutet dies für die Populationen bestimmter besonders geschützter Arten? Professor Oliver Krüger, Professor für Verhaltensforschung an der Universität Bielefeld, ist Beteiligter des Mammutprojekts mit Namen „Prognosis and assessment of collision risks of birds at wind turbi- nes in northern Germany“ (PROGRESS). In DER FALKE erläutert er erstmals ausführlich die Ergebnisse der bis- lang unveröffentlichten Studie. Mit ihm sprach Thomas Krumenacker.

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