Warnungen vor Prädatoren werden leicht vom Verkehrslärm übertönt.

© Marion Kraschl Eine oft wenig beachtete und doch fast allgegenwärtige Form der Umweltverschmutzung durch den Menschen, von der zahlreiche ganz unterschiedliche Tierarten betroffen sind, ist Lärm. Über den Einfluss von Lärm an Flughäfen auf die Gesangsaktivität der Vögel wiesen wir an dieser Stelle bereits Ende August hin. Zu anderen Lautäußerungen fehlten intensivere Studien bislang jedoch. Wissenschaftler u.a. vom Max-Planck-Institut für Ornithologie haben sich daher mit den Auswirkungen von Lärm auf die Äußerung und Wahrnehmung von Alarmrufen beschäftigt und ihre Ergebnisse frei zugänglich im Wissenschaftsmagazin Current Biology veröffentlicht. In Labor- als auch Freilandexperimenten wurden dabei Kohlmeisen untersucht – eine Singvogelart, die in lärmbelasteten Lebensräumen häufig vorkommt. Unter Laborbedingungen wurde ermittelt, dass die Vögel bei Lärm die Lautstärke, nicht jedoch die Häufigkeit ihrer Warnrufe veränderten. Im Freiland durchgeführte Experimente ergaben, dass der Verkehrslärm selbst diese lauten Alarmrufe übertönt und damit die Kommunikation der Vögel und deren Chance, Warnrufe zu empfangen, unmittelbar negativ beeinflusst. In Kombination zeigen diese Ergebnisse, dass Kohlmeisen trotz der stimmlichen Anpassungen nicht in der Lage sind, anthropogenen Lärm ausreichend zu kompensieren. In Lebensräumen mit starker Lärmverschmutzung, wie z.B. in Großstädten, sind die Vögel daher durch die fehlenden Warnungen der Artgenossen einem erhöhten Prädationsrisiko ausgesetzt, was sich auf ihr Verhalten und letztlich möglicherweise sogar auf ihre Bestände auswirken könnte.

Weitere Informationen

Templeton et al. 2016: Traffic noise drowns out great tit alarm calls. Current Biology Vol. 26 (22). DOI: http://dx.doi.org/10.1016/j.cub.2016.09.058