Neues vom Dachverband “DDA” 16.08.2017

Freizeitaktivitäten finden oft draußen in der Natur statt und tangieren die Lebensräume und deren Bewohner. Viele Freizeitaktivitäten benötigen zudem gewisse Infrastrukturen von Wanderwegen bis zu Skiliften, welche teilweise die Habitate der Arten stark verändern. Eine der häufigsten Infrastrukturen sind Wege und Straßen. Durch ihren Bau geht Fläche verloren, und das Habitat wird z.B. über veränderte Lichtverhältnisse oder beeinträchtigten Wasserhaushalt unmittelbar sowie in der nahen Umgebung verändert. Außerdem zerschneiden Wege Lebensräume in kleinere Fragmente mit Folgen für die Tierwelt.
Wenn die Auswirkungen menschlicher Freizeitaktivitäten auf die Tierwelt aufgezeigt werden soll, muss man berücksichtigen, dass neben dem direkten Effekt der Menschen auch indirekte Effekte durch die Infrastruktur einen Einfluss haben können. In einer Studie haben Forscher der Schweizerischen Vogelwarte Sempach nun den Effekt «Mensch» getestet. Dafür haben sie experimentell in einem französischen Waldgebiet direkt an der Grenze zur Schweiz den Effekt von Wanderern auf das Vorkommen von Waldvögeln untersucht. Von Anfang März bis Mitte April gingen 1-3 mal täglich kleine Gruppen von 2-3 Personen durch insgesamt 12 Versuchsflächen. Zu jeder der Versuchsflächen gab es eine ungestörte Kontrollfläche. Ab Mitte April wurden in drei Rundgängen in sämtlichen Flächen die Brutvögel kartiert. Spät eintreffende Langstreckenzieher wurden von den Analysen ausgeschlossen.

Die menschliche Freizeitaktivität hatte eine Reduktion der Anzahl Territorien wie auch Arten um jeweils rund 15% zufolge. Offenbrüter reagierten im Vergleich zu Höhlen- und Bodenbrütern am stärksten auf die Störung. Eine Einteilung der Arten mit Hilfe von Fluchtdistanz-Literaturdaten ergab, dass sensible Arten stärker reagierten als unsensiblere.

Die Forscher schließen aus diesem Experiment, dass bereits geringe Intensitäten an menschlicher Störung einen Einfluss auf die Vogelwelt in zuvor ungestörten Lebensräumen haben können. Somit sind ungestörte, für den Menschen nicht zugängliche Flächen als Rückzugsraum von großer Bedeutung. Die Ergebnisse der Studie wurden im Wissenschaftsmagazin Proceedings of the Royal Society B veröffentlicht.

Quelle: Informationsdienst Biodiversität Schweiz, 8.8.2017

Weitere Informationen

  • Bötsch et al. 2017: Experimental evidence of human recreational disturbance effects on bird-territory establishment. Proc. R. Soc. B 284 20170846; DOI: 10.1098/rspb.2017.0846.