“Bienenfresser – Exoten in der Bördelandschaft”.
Unter diesem Thema unternahm der Hildesheimer Ornithologische Verein am Sonntag, dem 29. Mai, bei bestem Frühlingswetter eine Exkursion in die Magdeburger Börde, die zum vierten Mal in Folge große Nachfrage fand.

Ganz angespannt Exkursionsteinehmer vor den Bienenfresser Bruthöhlen Foto Salvatore Bologna

Ganz angespannt Exkursionsteinehmer vor den Bienenfresser Bruthöhlen Foto Salvatore Bologna

Unter der Leitung von Johannes Laufer und Detlef Wochnik konnten die fast 20 TeilnehmerInnen an verschiedenen Standorten zwischen 10 und 65 Exemplare der prächtig gelb, türkisblau, grün und zimtbraun gefärbten Bienenfresser in einem ihrer nördlichsten Brutgebiete beobachten. Die Vögel sind erst vor etwa 14 Tagen aus dem Winterquartier in Afrika zurückgekehrt und haben jetzt ihre Brutreviere besetzt. Bienenfresser, die in Kolonien brüten und Brutröhren in steilen Abbruchkanten von Sand-, Kies- oder Tongruben graben, gehören zu den Gewinnern des Klimawandels.

Bienenfresser Foto Salvatore Bolonga

Bienenfresser Foto Salvatore Bolonga

Die Bienenfresser sind 1990 – also im Jahr der deutschen Wiedervereinigung(!) – zunächst in kleiner Zahl von Südosteuropa nach Sachsen-Anhalt (aber übrigens auch nach Baden-Württemberg) “eingewandert”. Sie sind also keine ‘eingebürgerten’ Neozoen. Der Bestand ist seitdem auf weit über 600 Brutpaare in diesem Bundesland angewachsen. Wesentliche Bedingungen für das Vorkommen in der Magdeburger Börde sind ein reichliches Angebot an Großinsekten, keineswegs nur Bienen, sondern vor allem an Libellen und Käfern, sowie geeignete Brutplätze in offenen, aber möglichst abwechslungsreichen Landschaften.

OVH Exkursionsteilnehmer Foto Salvatore Bolonga

OVH Exkursionsteilnehmer Foto Salvatore Bolonga

Dies ist zurzeit in der im Windschatten des Harzes gelegenen Börde trotz der traditionell intensiven landwirtschaftlichen Nutzung der Region der Fall. Gehölze, Alleen und Bachläufe, vor allem aber zahlreiche Kies- und Tongruben sowie Ruderalflächen tragen dazu bei, die ausgedehnte Agrarlandschaft kleinflächig aufzulockern. Daneben beherrschen freilich auch Windkraftanlagen und Stromtrassen das Bild der Landschaft.

Bienenfresser an der Bruthohle Foto Salvatore Bologna

Bienenfresser an der Bruthohle Foto Salvatore Bologna

In den inselartig verstreuten Kleinbiotopen haben die Hildesheimer Ornithologen neben den Bienenfressern auch in diesem Jahr diverse Vogelarten antreffen können, die ehemals auch in unserem Raum als Brutvögel der offenen Landschaft, der Wiesen- und Teichgebiete gut verbreitet waren, doch seit etwa drei Jahrzehnten nicht mehr oder nur noch selten hier vorkommen wie Braun- und Schwarzkehlchen, Steinschmätzer, Drosselrohrsänger oder auch der Pirol.  Die Exkursionsteilnehmer haben insgesamt 81 Arten beobachten können.

OVH Exkursionsteilnehmer Foto Salvatore Bologna

OVH Exkursionsteilnehmer Foto Salvatore Bologna

Es besteht berechtigte Hoffnung, dass die Bienenfresser in nächster Zeit weiter bis in unsere Region ‘wandern’. Sie böten eine attraktive Bereicherung der hiesigen Artenvielfalt.

Johannes Laufer