Harzexkursion am 4.4.16

Am 4. Juni veranstaltete der Ornithologische Verein eine Exkursion zum Thema “Kulturlandschaft der ehemaligen Montanregion Oberharz” unter der Leitung von Hannelore Genuit-Leipold, Johannes Laufer und Dr. Friedhart Knolle (Nationalpark Harz).

OVH Exkursionsteilnehmer Foto G. Grein

OVH Exkursionsteilnehmer Foto Maria Bathow

17 TeilnehmerInnen nutzten die Gelegenheit, sich über die Kulturlandschaftsentwicklung und die hochgradigen Umweltbelastungen zu informieren, die bis heute als Hinterlassenschaft des historischen Berg- und Hüttenwesens im Harz und Harzvorland Natur und Landschaft prägen.

Harz Exkursionsteil nehmer 04. Juni.2016 Foto G. Grein

Harz Exkursionsteilnehmer 04. Juni.2016 Foto Maria Bathow

Zuerst wurden das NSG ‘Schlackenhalde Bredelem’ und das Gelände der ehemaligen ‘Frau-Sophien-Kupferhütte’ in Langelsheim  besichtigt. Anschließend ging es ins Clausthaler Tal, einem vormals zentralen Standort der vorindustriellen und industriellen Schmelzhütten und Erzaufbereitungswerke. Heute sind im Wesentlichen nur noch die großen Abraumhalden sowie vom Hüttenrauch geschädigte Flächen erkennbar. Mit der spärlichen Vegetation hat sich auf diesen Flächen eine spezifische Fauna entwickelt, die heute als schutzwürdig gilt. Neben typischen Arten der Schwermetallflora wie der Hallerschen Grasnelke, der Hallerschen Schaumkresse oder auch seltenen Flechten wurden auch ornithologische Besonderheiten wie etwa Gebirgsstelze und Heidelerche festgestellt. Nach wie vor werden jedoch schwermetallhaltige Rückstände aus den Altlasten der Böden ausgewaschen und gelangen u.a. über die Innerste auch in den Hildesheimer Raum. Damit ist eine Konfliktsituation zwischen Natur- und Umweltschutz entstanden. Bekannt sind hierzulande die toxischen, so genannten Pochsände aus der Harzer Erzaufbereitung, die sich mit den zahlreichen Überflutungen der Innerste mehr als drei Jahrhunderte lang bis in die 1970er Jahre in der Flussaue ablagerten. Bis heute sind deshalb vor allem die Flächen entlang der mittleren Innerste stark kontaminiert und nur eingeschränkt nutzbar. Auch hier zeigen uns die Pflanzen den Grad der Schwermetallbelastung an.

Foto G. Grein

Foto G. Grein Maria Bathow

Abschließend stand die Hochfläche bei Clausthal-Zellerfeld mit der Oberharzer Wasserwirtschaft, also den zahlreichen Teichen und Gräben, die als montanhistorisches Energiesystem seit 2010 zum Weltkulturerbe gehören, und den Bergwiesen auf dem Programm. Zunächst wurde die untertägige “Kunstradstube” (Standort eines großen Wasserrads von 10 m Durchmesser) eines ehemaligen Erzbergwerks besichtigt, um die besonderen Bedingungen der Erzgewinnung und der Wasserkraftnutzung im historischen Bergbau kennenzulernen. In den zwischen Clausthal und Buntenbock gelegenen Bergwiesen, die gerade termingerecht ihre Blütenpracht entfalteten, konnte die besondere Mittelgebirgsflora dieser Kulturlandschaft, die seit dem 16. Jahrhundert eigens als Futterbasis für die ausgedehnte Viehhaltung der Bewohner der Bergstädte entstand, mit botanisch sachkundiger Anleitung studiert werden.  Als besondere Arten sind u.a. der Wald-Storchschnabel und der Behaarte Kälberkopf zu nennen!!!

Wald Storchschnabel Foto G. Grein

Wald Storchschnabel Foto G. Grein

Es wurde nach Meinung vieler Teilnehmer deutlich, welch reichen Wissensertrag und Genuss die Zusammenführung unterschiedlicher Fachkompetenzen für die Vermittlung und Erfahrung von Natur und Ökologie erbringen kann.

Hildesheim, den 5.6.16
Johannes Laufer