In Kreis Hildesheim gibt es für 2017 lediglich zwei Meldungen von Dieter Sandboss, aus dem Raum Lamspringe.Ein Verglich der Brutzeit Meldungen in Ornitho aus den Jahren 2011-2017 zeigt wie prekär die Lage der Turteltauben in Deutschland ist. Die hier gezeigten Karten zeigen die Situation recht deutlich. Die folgende Bilder zeigen die in Ornitho.de gemeldeten Brutzeitnachweise nach TK25 Karten mit Fläche 125km². In den 6 Jahren 2011-2017 würden gesicherten Brutnachweise von nur 36 Messtischblättern gebracht. In 2017 würden von 8 Messtischblättern gesichertes Brüten gemeldet. Der OVH fördert eine Ende der Turteltauben Jagd in der EU und auch in den asozierten Länder des Magrebs. 

Brutzeitnachweise der Turteltaube in Deutschland 2011       Basis TK25 Karten mit Fläche 125km² © DDA Ornitho.de
Wahrscheinliches Brüten in 150 Quadranten
Sichere Brutnachweise von 8 Quadranten

 

Brutzeitnachweise der Turteltaube in Deutschland 2011-2017 Basis TK25 Karten mit Fläche 125km²  © DDA Ornitho.de
Wahrscheinliches Brüten in 464 Quadranten
Sichere Brutnachweise von 36 Quadranten

 

Aus der NABU Projekt Turteltaube Rundbrief vom 12. Sept.

Mehr Schutz durch Wissen für die kleinste heimische Taube

Turteltauben sind in Europa stark zurückgegangen. Neben verschlechterten Lebensbedingungen im Brutgebiet leidet sie unter der Jagd im Mittelmeerraum. Über das Leben der Turteltaube als Zugvogel ist wenig bekannt, ein Besenderungs-Projekt soll mehr Klarheit bringen.

Die Zahlen zu Bestand und Bejagung der Turteltaube sind ernüchternd: Von geschätzten 3 bis 6 Millionen Brutpaaren in Europa und Russland werden allein in den Mitgliedsstaaten der EU jährlich geschätzte 2 bis 3 Millionen Vögel erlegt. Bis auf 600.000 Abschüsse im Mittelmeerraum schätzt BirdLife International die Verluste bei Turteltauben. Das Wissen über die Abschussstatistiken und die Variation von Jahr zu Jahr im Hinblick auf die Verteilung zwischen Europa und Nord- und Westafrika ist jedoch zu unsicher, um das Ausmaß und die Veränderungen im Jagddruck genau abzuschätzen. Die Zahlen machen aber eines klar. In Anbetracht der geringen Bruterfolge durch Lebensraumveränderungen fällt dem Faktor Jagd ein viel größeres Gewicht als Ursache für die jüngsten Bestandsrückgänge zu.

Der NABU Turteltauben-Blog 

(Anmerkung AH): Hier können Sie einige mit GPS Satelliten Tracking ausgestatteten Turteltauben folgen. Einer Francesco war am 28 August bei Benvenuto 100 km nördlich von Salerno, am 31. August  überquerte die Sizilianische Küste, westlich von Argentato und flog Richtung Libyen westlich an Malta vorbei.  Bereits am 10 September hat er die Sahara hinter sich und würde in der Nähe Tatout in west Niger geortet .

Begleiten Sie unsere besenderten Turteltauben Dana, Jan, Francesco und Nicola in Echtzeit zu ihren Winterquartieren. Neben einer Karte mit den aktuellen Positionen der Vögel halten wir Sie im Turteltauben-Blog über unsere neuesten Erkenntnisse aus den Bewegungsdaten auf dem Laufenden!

Zum Turteltauben-Blog

Abschüsse in Malta und in anderen Ländern legal

Die Jagd beschränkt sich nicht nur auf nordafrikanische Staaten wie Marokko und Mauretanien, auch auf den Zugwegen in einzelnen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union ist die Jagd zugelassen und ein andauernder Streitpunkt. In Griechenland, Spanien, Frankreich, Italien, Zypern, Malta, Österreich und Portugal – wo überall wichtige Zwischenstopps auf dem Zugweg liegen, ist die Jagd im Herbst auf dem Flug nach Süden legal. Die Abschüsse zu Sport- oder Vergnügungszwecken ist nicht nur eine unmittelbare Gefahr für den einzelnen Vogel sondern bedeutet auch den Verlust von wichtigen Lebensräumen durch Störung.

Als einziges EU-Land hat Malta sogar eine Ausnahmegenehmigung für den Abschuss von 11.000 Turteltauben auch auf dem Frühjahrszug. Aufgrund des Drucks von NABU und anderen Naturschutzorganisationen wurde diese Genehmigung 2017 das erste Mal ausgesetzt. Wie lange dieses Moratorium jedoch hält, ist unbekannt.

Fliegen unter dem Radar

Über die Zugrouten der Turteltaube ist bisher recht wenig bekannt und die Zusammenhänge einzelner Brutbestände und Winterlebensräume sind fast vollkommen unbekannt. Es gibt drei Hauptzugrouten in das Überwinterungsgebiet – die Sahelzone südlich der Sahara – die von den Turteltauben genutzt werden. Erste Beobachtungsdaten lassen vermuten, dass Turteltauben aus Westeuropa über die Iberische Halbinsel ziehen und den Winter in der westafrikanischen Sahelzone verbringen. Turteltauben aus Ost- und Zentraleuropa wandern wahrscheinlich über Italien, Malta, Zypern, Tunesien und Libyen und überwintern weiter östlich im Sudan, in Äthiopien und dem Tschad. Vermutlich verläuft zwischen dem Osten Deutschlands und Tschechiens eine Zugscheide zwischen den westlich und zentral ziehenden Turteltauben.

Gemeinsame Forschung ist notwendig

Die Beringung und der Wiederfang von Vögeln sowie die Ausstattung einzelner Individuen mit Satellitensendern und Geolokatoren haben bei vielen Vogelarten Informationen zu Zugrouten und Überwinterungsgebieten geliefert. Um auch den Rückgang der Turteltauben zu verstehen und wirksam einzudämmen, ist ein internationaler Austausch von Forschungsmethoden und Daten notwendig. Dieses Ziel verfolgt der NABU zusammen mit seinem Partnerverband BirdLife Malta und der Universität Gießen, die ein EU-Projekt namens EURODOVE bearbeiten. Das gemeinsame Ziel ist es, besser zu verstehen, wie die verschiedenen Populationen der Turteltauben in Verbindung stehen, wie die Zugrouten genutzt und welche Vögel wo gejagt werden. Das Ausmaß der Infektionen mit Trichomonaden ist bislang nur in England untersucht worden und soll nun ausgeweitet werden. Die durch Trichomonas verursachte Krankheit und Konditionsschwächen können eine weitere Ursache für den Rückgang sein.Das NABU-Turteltauben-Projekt

In diesem Rahmen wurden bereits 2016 und 2017 auf Malta Turteltauben besendert. Ihre Reise kann nun auf dem Turteltauben-Blog des NABU live verfolgt werden. Im nächsten Jahr möchte der NABU nicht nur die Besenderung von zehn weiteren Vögeln auf Malta unterstützen sondern auch zehn weitere Vögel in ihren deutschen Brutgebieten mit kleinen Rucksacksendern ausstatten. Ihre Reise kann dann beim NABU verfolgt werden. Dass diese Turteltauben außerdem zu den ersten Vögeln gehören werden, die im Rahmen der ICARUS-Initiative über eine Raumsonde der European Space Agenca (ESA) Daten übermitteln, ist dabei besonders spannend.

Bestand

Der europäische Turteltaubenbestand wird auf 3,2 bis 5,9 Millionen Brutpaare (2015) geschätzt. Die mit Abstand größten Bestände gibt es in Spanien mit 41 Prozent, gefolgt von Frankreich und der Türkei. Doch in über der Hälfte der Länder Europas nimmt sie ab, in keinem einzigen zu. Großbritannien ist mit einem Verlust von 93 Prozent in nur 40 Jahren nahezu Turteltauben-frei. In Deutschland ist die Turteltaubenpopulation bis 2010 in weniger als 15 Jahren um ca. zwei Drittel auf einen Rest von vermutlich 25.000 bis 45.000 Brutpaare geschrumpft. Viele Gebiete, vor allem im Nordosten Deutschlands, die um 1980 noch besiedelt waren, hat die Art inzwischen geräumt.

Eine der Hauptursachen für den drastischen Bestandsrückgang der Turteltaube ist die Verschlechterung ihrer Lebensgrundlagen im Brutgebiet. Dazu gehören die folgenden Faktoren:

Verlust geeigneter Brut – und Nahrungsflächen durch eine industrialisierte Landwirtschaft mit Monokulturen und dem Verlust von Hecken und strukturreichen Waldrändern für Brutplätze

Nahrungsmangel wegen des Schwunds von Zwischenbrachen und Blühstreifen

Direkte Vernichtung der Hauptnahrungsquelle Wildkräutersamen durch den Einsatz von Herbiziden

Um die europaweiten Rückgänge besser zu verstehen, muss weiterhin das Ausmaß der Verluste durch legale und illegale Jagd in allen Ländern entlang der afrikanisch-eurasischen Zugrouten mit Turteltaubenvorkommen genauer bestimmt werden. Auf dem Zug spielen außerdem Veränderungen in der Qualität und Verfügbarkeit von Rastplätzen entlang der Zugwege eine Rolle und die Situation im Winterquartier. Auch in der Sahelzone werden Auswirkungen des Klimawandels und Übernutzung vermutet. Überweidung und der Trend zu intensivierter Getreideproduktion verringern auch in Afrika die Nahrungsverfügbarkeit. Forschungsbedarf besteht auch zum Einfluss von Krankheiten. Zumindest in Großbritannien sind 95 Prozent der Turteltauben mit Trichomonaden infiziert, einem oft tödlichen Einzeller, der vor allem Grünfinken dahinrafft. Bei der Erregerübertragung scheinen Getreideabfälle eine erhebliche Rolle zu spielen.

© NABU