Ein bisschen zurück zur Natur: Die Leine soll sich wieder mehr ausbreiten können

Projekt passt zu Forderungen von Umweltschützern und Fachleuten für Hochwasserschutz

Von Tarek Abu Ajamieh
Kreis Hildesheim. Weniger Befestigungen am Ufer, mehr natürliche Auenlandschaften – die Leine soll wieder ein bisschen urtümlicher werden. Zumindest im Bereich zwischen Burgstemmen und Gronau. Dafür wollen sich der Leineverband,der Landkreis sowie die Kommunen Leinebergland, Elze und Nordstemmen im Rahmen einer sogenannten Gewässerallianz einsetzen. Damit planen sie zumindest zum Teil Maßnahmen, die Umweltschützer im Interesse von Artenvielfalt und Hochwasserschutz schon lange einfordern.Auslöser für die neuen Überlegungen ist der Umgang des Landes Niedersachsen mit der „Europäischen Wasserrahmenrichtlinie“, die unter anderem das Ziel enthält, Gewässer wieder naturnäher zu gestalten und die Wasserqualität zu verbessern – ein Thema, das zum Beispiel bei der möglichen Wiederinbetriebnahme des Kali-Bergwerks bei Giesen wegen der damit verbundenen Salzabwasser-Einleitungen in die Innerste ebenfalls eine gewichtige Rolle spielt.

Zum Thema Wasserqualität hatten Ingenieure aus Nordrhein-Westfalen erst kürzlich die Leine von der Quelle bis zur Mündung in die Aller analysiert (diese Zeitung berichtete) und festgestellt, dass die Nitrat-Belastung im Landkreis Hildesheim zwar vergleichsweise gering, insgesamt aber zu hoch sei. Und schließlich erklärte Stephanie Gudat von der Fachbehörde NLWKN gerade erst bei der Bürgermeister-Tagung in Hohegeiß, dass auch der Hang dazu, Flüsse zu begradigenund ihnen so Fläche zu nehmen, aber ihre Fließgeschwindigkeit zu steigern, dazu beitrage, dass es mehr und höhere Überschwemmungen gebe.

Ansatzpunkte für de Leine-Anrainer gibt es also reichlich. Sie wollen sich zunächst um das Thema Ufer-Befestigungen kümmern. Konkret plant der Leineverband im ersten Schritt, an drei längeren Uferabschnitten zwischen Gronau und Betheln die dort aufgeschütteten Steine, die als Befestigung dienen, zu entfernen.

Das soll es der Leine in diesem Bereich ermöglichen, sich wieder „eigendynamisch zu entwickeln“, wie die Fachleute das nennen. Wird sie breiter? Kommt es zu Uferabbrüchen?Verändert sie gar ihren Lauf? Das alles wollen die Verantwortlichen erst einmal geschehen lassen und die Auswirkungen analysieren, um das Programm dann eventuell – in Absprache mit den Eigentümern – auf private Flächen entlang des Flusses auszuweiten.

Mittelfristig sollen auch wieder verstärkt Gehölze entlang des Ufers gepflanzt werden, die, ob sie nun wachsen oder halb ins Wasser stürzen und quasi in den Fluss hängen, für mehr natürliche Vielfalt sorgen sollen. Tatsächlich verbinden die Planer damit auch die Hoffnung, dass langfristig weniger Stoffe von 0benachbarten Ackerflächen ins Wasser gelangen. Ähnliche Projekte dürfte es in nächster Zeit auch an anderen Flüssen geben.

© Hildesheimer Allgemeine Zeitung 17.01.2018

Anmerkung (AH)

Das Projekt ist seit einigen Jahren auf Anregung der Paul-Feindt-Stiftung im Gespräch. Die Stiftung ist Eigentümer von größeren Flächen auf dem Ostufer der Leine.
Diese Flächen sind maßgeblich für den Erfolg des Projekts. Allerdings ist das Projekt erst realisierbar, weil einige Anrainer auf dem Westufer ebenfalls bereit sind, sich daran zu beteiligen.