Neues vom DDA am 24.07.2018

State of the World′s Birds 2018 – Ein Pulsmesser für die Natur

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© BirdLife International

Alle fünf Jahre informiert die internationale Vogelschutzorganisation BirdLife Internationalim Statusbericht „State of the World’s Birds“ über den Zustand der globalen Vogelwelt. Die gerade erschienene Ausgabe stellt die wichtigsten Ergebnisse aus Studien von BirdLife und seinen Partnerorganisationen vor. Eine Bilanz, die wie ein Pulsmesser den Zustand der globalen Vogelwelt und der Biodiversität anzeigt und Wegweiser für Politik, Gesellschaft und Naturschutz sein kann.Viele Ergebnisse des aktuellen Statusberichts sind ernüchternd: Der Rückgang der Vogelarten schreitet ungebremst weiter voran. Betroffen sind vor allem viele ehemals häufige Arten. 40% der rund 11.000 Vogelarten weltweit gehen in ihrem Bestand zurück, nur bei 7% nimmt die Population zu. 1.469 Arten (13%) – und damit jede achte Vogelart – sind vom Aussterben bedroht. 74% von diesen werden durch die ständige Ausweitung der Ackerlandfläche weltweit und die Industrialisierung der Landwirtschaft bedroht, 50% durch Holzeinschlag, 39% durch invasive nicht-heimische Arten und 35% durch Jagd und illegale Verfolgung. Der Klimawandel wirkt sich zurzeit auf 33% der weltweit bedrohten Arten aus und verschärft oftmals die Situation für Arten, die bereits durch andere Faktoren in Bedrängnis geraten sind.

Doch es gibt auch Grund zur Hoffnung: Mindestens 25 Arten konnten dank Artenschutzmaßnahmen in den letzten Jahrzehnten vor dem Aussterben bewahrt werden, darunter z.B. der Azorengimpel (Pyrrhula murina), ehemals der am meisten gefährdete Singvogel Europas. Die nach jahrzehntelangen Bestandrückgängen auf nur rund 40 Paare geschrumpfte Population, stabilisierte sich dank erfolgreicher Habitatmanagement-Maßnahmen im Rahmen von Life-Projekten der Europäischen Union auf jetzt ca. 1000 Individuen. Erfolge gibt es auch in der Ausweisung von Schutzgebieten. BirdLife und seine Partner-Organisationen haben anhand international anerkannter Kriterien seit Ende der 1970er Jahre die 13.000 wichtigsten Lebensräume auf der ganzen Welt zu sogenannten IBAs (Important Bird Areas) erklärt. Die so bezeichneten Gebiete geben den jeweilig zuständigen Staaten wertvolle Vorschläge für zukünftige Schutzgebietsausweisungen. In der Europäischen Union ist die Ausweisung von Vogelschutzgebieten (SPAs – Special Protection Areas) im Rahmen des Netzwerkes Natura2000 eng an die von BirdLife als IBAs gelisteten Gebiete geknüpft. Seit 2016 sind 70% der terrestrischen IBA-Fläche innerhalb der EU als SPA ausgewiesen und unterliegen damit gesetzlichem Schutz. Einige Mitgliedsstaaten, wie z.B. Estland, die Niederlande, Bulgarien und Lettland, haben bereits 90% ihrer terrestrischen IBA-Fläche als SPA ausgewiesen. Kroatien, erst seit 2013 EU-Mitglied, hat sogar 30% seiner Landesfläche als SPA erklärt – mehr als alle anderen Mitgliedsstaaten. Auch in der Renaturierung beeinträchtigter Gebiete und in der Kontrolle von invasiven nicht-heimischen Arten, z.B. auf Inseln eingeschleppte Ratten, Katzen und Mäuse, wurden in den letzten zwei Jahrzehnten weltweit große Fortschritte gemacht.
Neben der ausführlichen Beschreibung der Ursachsen für das Vogelsterben und den Verlust an Biodiversität weltweit, beleuchten die Autoren des Berichtes auch die Faktoren, die hinter diesen Entwicklungen stehen: Bevölkerungswachstum, steigender individueller Konsum, Ungleichgewichte in der Verteilung von Macht und Reichtum, Versäumnisse auf politischer und wirtschaftlicher Ebene sowie ein unangemessener Umgang mit den Ressourcen. Diese zugrundeliegenden Faktoren in den Griff zu bekommen, ist den Autoren zufolge unbedingte Voraussetzung, um den Biodiversitätsverlust aufzuhalten.
Auf www.birdlife.org steht ein PDF des in englischer Sprache erschienenen Berichtes zum Download zur Verfügung.

Weitere Informationen  Dachverband der Deutschen Avifaunisten finden Sie hier