Nahrungsknappheit aufgrund der Hitze lässt die Vögel früher gen Süden starten

Von Ulrike Kohrs

Söhlde. Liegt Söhlde für die Störche auf dem Weg nach Afrika? Das könnte erklären, warum gestern am frühen Morgen gleich 19 der langbeinigen Vögel auf einem Feld bei Söhlde ein kleines Päuschen gemacht haben.

Halt in Söhlde: Die Störche haben auf dem Acker vermutlich nach Mäusen gesucht. FOTO: GIFFEY

Eine Gruppe sportlicher Frauen, die auf ihrer Walkingrunde an dem Feld vorbeikam und über den tierischen Besuch staunte, informierte schnell einen HAZ-Fotografen. Und dem gelang es dann auch tatsächlich, die Tiere zumindest auf einem Foto einzufangen. Mehrere Stunden sollen die Störche unweit der Söhlder Kreidemühle C. Behrens und des Freibades ausgeharrt haben. Dann sind sie über den Söhlder Berg weiter Richtung Landkreis Wolfenbüttel oder Stadt Salzgitter davon geflogen. Bereits am Dienstag hatten einige Söhlder beobachtet, dass die Störche mehrfach über dem Ort gekreist sind. Aber warum haben die Vögel in Söhlde Rast gemacht? Ist es für die Tiere tatsächlich schon wieder Zeit, sich für den gemeinsamen Flug gen Süden zu sammeln? „Anfang August geht das los“, weiß Storchenexperte Manfred Weinhold. Dieser Monat sei in der Regel der Reisemonat der Störche, besonders die Jungtiere würden sich dann auf den Weg machen. „Sie sammeln sich dann zu großen Gruppen und starten zunächst in Richtung Süddeutschland“, erzählt Weinhold. In diesem Jahr sind die langbeinigen Tiere aber teilweise schon eher aufgebrochen. „In Garbolzum haben sich schon vor drei Wochen 30 Störche zusammengefunden und sind losgeflogen“, so der Gronauer. Der Grund dafür könnte die anhaltende Hitze sein. Wiesen trocknen aus, der Wasserstand in den Teichen geht deutlich zurück, die Insekten ziehen sich tiefer in die Böden zurück – das heißt: die Störche haben Probleme, ausreichend Nahrung zu finden. Weinhold vermutet, dass sie nun Richtung Süden fliegen und unterwegs noch in Regionen pausieren, die mehr Regen abbekommen haben. In Söhlde haben sie sich auf dem abgeernteten Acker zuvor vermutlich noch ein paar Mäuse schmecken lassen, mutmaßt Weinhold.

©Hildesheimer Allgemeine Zeitung 09.08.2018