Großer Vortrags- und Diskussionsnachmittag zu Konflikten und möglichen Partnerschaften zwischen Landwirten und Naturschützern im Landkreis Hildesheim

Kiebitze sind heute in der Hildesheimer Börde deutlich seltener zu finden
als noch vor einigen Jahren. FOTO: PATRICK PLEUL/DPA

Von Tarek Abu Ajamieh

Kreis Hildesheim. Schädlingsbekämpfung und Insektensterben – das ist nur eins von vielen Themen, bei denen es zuletzt zwischen Landwirten und Umweltschützern krachte. Aber auch Glyphosat oder Massentierhaltung sind zu Reizworten in der gesellschaftlichen Debatte geworden. Am Freitag, 30. November, wollen Landwirte, Naturschützer und Wissenschaftler das Thema in Hildesheim durchdiskutieren. Viereinhalb Stunden sind dafür angesetzt. „Naturschutz und Landwirtschaft – Partner oder Gegner?“ lautet der ambitionierte Titel der Veranstaltung, zu dem der Ornithologische Verein Hildesheim (OVH) anlässlich seines 65-jährigen Bestehens einlädt.

Dabei setzen die Veranstalter nicht auf Konfrontation. OVH Sprecher Alistair Hill erklärt in der Einladung zwar: „Der Rückgang vieler Vogelarten, das Insektensterben, das Verschwinden heimischer Pflanzen wird von OVH-Mitgliedern in der Region Hildesheim beobachtet und sorgfältig dokumentiert.“ Und er betont: „Die stärksten Rückgänge sind auf landwirtschaftlich genutzten Flächen zu beklagen.“ Als Beispiele nennt er Kiebitz und Grauammer, die in der Hildesheimer Börde heute deutlich seltener anzutreffen seien als vor einigen Jahrzehnten. Doch andererseits stellt er auch fest: „Die Weltbevölkerung ist seit dem Jahr 1900 von etwa 1,5 auf etwa 7,5 Milliarden Menschen angewachsen. Diese Menge muss ernährt werden. Das kann nur von der Landwirtschaft und Fischereiwirtschaft geleistet werden.“ Aus diesen beiden Feststellungen leitet der OVH die Frage ab: „Ist es überhaupt möglich, auf lokaler Ebene etwas gegen der Artenrückgang zu machen?“ Wenn überhaupt, dann nur zusammen mit der Landwirtschaft, glaubt Alistair Hill. Zunächst soll es mehrere Vorträge von Fachleuten mit unterschiedlichen Perspektiven geben. Nach einer Einführung von Alistair Hill spricht Dr. Markus Nipkow von der Staatlichen Vogelschutzwarte des Landesbetriebes für Wasser-, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) über „Feldvögel in der Krise“. Danach referiert Kreislandwirt Dr. Thomas Stadler mit dem Titel „Der Landwirt im Spannungsfeld zwischen nachhaltiger Landbewirtschaftung und gesellschaftlichen Ansprüchen.“ Nach einer Pause wirbt dann Sandra Mann von der Hochschule Anhalt dafür, durch artenreiche Blühstreifen die Ackerlandschaft ökologisch aufzuwerten. Guido Madsack von der Naturschutz-Behörde des Landkreises schildert die Entwicklung des Schmetterlings-Bestandes in der Region in den vergangenen 100 Jahren. Zum Abschluss ist eine Podiumsdiskussion mit den Referenten geplant. Moderator ist der frühere HAZ-Chefredakteur Hartmut Reichardt.

Info Die Veranstaltung „Naturschutz und Landwirtschaft – Partner oder Gegner“ findet am Freitag, 30. November, von 15 bis 19.30 Uhr im großen Sitzungssaal des Kreishauses in der Bischof-Janssen-Straße 31 statt. Der Eintritt ist frei.

©Hildesheimer Allgemeine Zeitung 27.11.2018