Tausende seltene Schreiadler sterben im Libanon

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Jagdwilderer töten bei der Vogeljagd im Libanon auch Schreiadler aus Deutschland
© Thomas Krumenacker

5000 Schreiadler werden in jedem Jahr auf dem Weg in ihre Winterquartiere allein im Libanon von Wilderern getötet. Diese schockierende Schätzung ist das Ergebnis einer gemeinsamen Recherche des Komitees gegen den Vogelmord und des Journals Der Falke. Die Schätzung beruht auf der Auswertung und Zusammenführung zahlreicher Indizien. Vogelschützer legen damit erstmals eine konkrete Schätzung zum Ausmaß der Verfolgung von Deutschlands bedrohtestem Adler vor.Funde geschossener und angeschossener Adler, Augenzeugenberichte, Daten beringter und besenderter Vögel, Trophäenfotos in sozialen Netzwerken und Statistiken von Pflegestationen für verletzte Vögel gingen in die Auswertung ebenso ein wie eine Analyse der Zugintensität- und dichte von Schreiadlern in der Region. „An Tagen mit starkem Durchzug kann es bereits an einem einzigen Konzentrationspunkt zum Abschuss von hunderten Adlern kommen“, sagt Co-Autor Axel Hirschfeld vom Komitee gegen den Vogelmord, der bereits mehrere Recherchereisen an die Brennpunkte der Greifvogelverfolgung im Libanon unternommen hat. „Besonders tragisch für Schreiadler ist, dass genau dort, wo die meisten Adler in einem sehr schmalen Korridor entlang ziehen, Tausende Jäger auf die Vögel warten. Ein Abschuss von Schreiadlern in dieser Größenordnung kann angesichts einer geschätzten Gesamtpopulation von etwa 30.000 Paaren nicht ohne Folgen für den Bestand der ganzen Art bleiben“, sagt Falke-Autor Thomas Krumenacker, der die Zugwege der seltenen Greifvögel über dem Nahen Osten analysiert hat.

Die Autoren fordern einen stärkeren politischen Druck auch aus der Europäischen Union auf die Regierung im Libanon. „Denn in zahlreichen Ländern der EU werden mit erheblichen Summen Maßnahmen zum Erhalt der Art unterstützt. Diese verpuffen buchstäblich im Pulverdampf der Vogeljäger“, kritisieren Hirschfeld und Krumenacker.

In Deutschland brüten nur noch etwas mehr als 100 Paare des kleinsten heimischen Adlers verteilt auf die Bundesländer Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. „Jeder abgeschossene Adler versetzt den Bemühungen zur Rettung der in Deutschland hochgradig vom Aussterben bedrohten Art einen herben Rückschlag“, warnen die Autoren. Ihre Recherche erscheint in der Dezember-Ausgabe des Journals Der Falke.