Kampf um die Schleiereule

Vogelschützer wollen verhindern, dass der markante Vogel in der Region ausstirbt

Aus der HAZ vom 25.01.2019Von Tarek Abu Ajamieh

Ein immer seltenerer Anblick: die Schleiereule.

Ein immer seltenerer Anblick: die Schleiereule.

Kreis Hildesheim. Ihre Gesichter sehen fast ein wenig unwirklich aus, auf jeden Fall unverwechselbar: Schleiereulen. Doch die fliegenden Charakterköpfe kommen im Landkreis Hildesheim immer seltener vor. Vogelschützer wollen nun etwas dagegen tun und bitten die Öffentlichkeit um Unterstützung dabei. Sie wollen verhindern, dass die Schleiereule irgendwann nur noch in Gefangenschaft im Wildgatter zu sehen ist.

Aktuelle Zahlen für Schleiereulen in Stadt und Landkreis gibt es nicht. Wohl aber klare Indizien, dass die Bestände zuletzt massiv zurückgegangen sind. Darauf lassen jedenfalls Daten aus der Nachbarschaft schließen, die der Ornithologische Verein Hildesheim (OVH) und der Umweltschutz-Verband Nabu zusammengetragen haben.

So zählten Vogelfreunde im Gebiet zwischen Sehnde und Pattensen im vergangenen Jahr acht Brutpaare mit 24 Jungen – im Jahr davor waren es noch 19 Brutpaare mit 81 Jungen. Ähnliche Beobachtungen kommen aus dem Landkreis Peine: Elf Brutpaare mit 47 Jungen wurden dort gezählt, im Jahr davor waren es noch 29 Paare mit 98 Küken. Aus anderen Regionen gibt es ähnliche Daten.

Werte, die die Hildesheimer Ornithologen alarmiert haben, besonders die Mitglieder der im Vorjahr neu gegründeten Arbeitsgemeinschaft Eulenschutz des Nabu. Vor allem, weil der Schleiereule eine tödliche Abwärtsspirale droht: „Wenn man davon ausgeht, dass das erste Lebensjahr nur etwa 30 Prozent der Jungeulen überleben, wird klar, dass die Schleiereule bald in der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten zu finden sein wird“, fürchtet OVH-Sprecher Alistair Hill.

Tatsächlich gilt die Schleiereule in Deutschland noch nicht als gefährdet – sind die Bestände in den vergangenen Jahren bundesweit auch zurückgegangen. Experten machen dafür unter anderem Veränderungen in der Landwirtschaft verantwortlich: Moderne Bewirtschaftungs-Methoden wie das schnelle Umpflügen von Stroh lassen die Zahl der Wühlmäuse sinken – doch die stehen auf der Speisekarte der Familie Schleiereule ganz oben. Aber auch die Sanierung von Kirchtürmen oder ganzen Ortskernen soll die durchaus auch in Siedlungen heimische Eule gewohnter Brutplätze berauben.

Solche Schuldzuweisungen sind von Nabu und OVH allerdings nicht zu hören. Deren Ehrenamtliche wollen sich vielmehr darauf konzentrieren, vor Jahren angebrachte Nistkästen zu kontrollieren, bei Bedarf zu reparieren und neue Gehäuse zu installieren. Die Arbeiten dafür haben bereits begonnen. „Solche Nistkästen sind zum Schutz der Jungtiere vor Mardern und Waschbären dringend erforderlich.“ Tatsächlich könnten Letztere dazu beigetragen haben, die Zahl der Schleiereulen zu dezimieren – schließlich beklagen Jäger seit Jahren eine Zunahme der Bestände des in der Region ursprünglich nicht heimischen, einst aus Nordamerika eingeschleppten Räubers.

© Hildesheimer Allgemeine Zeitung