Trommelwirbel im Borsumer Wald

Der Schwarzspecht wurde im Borsumer Wald seit etwa einem Jahrzehnt nicht mehr gesichtet, jetzt ist er wieder da – und zu hören. Foto: Manfred Wille

Vogelexperten des Naturschutzvereins werten Beobachtungen als kleine Sensation / 60 Mäusebussarde über einer Wiese am Bruchgraben gesichtet

Von Hans-Theo Wiechens

Borsum/Ahrbergen. Die Vogelexperten des Vereins für Naturschutz Borsumer Kaspel im Ornithologischen Verein zu Hildesheim (OVH) stufen aktuelle Beobachtungen in der regionalen Vogelwelt als sensationell ein: Manfred Wille berichtet, dass er im Laufe der vergangenen Woche mehrere Tage lang einen Schwarzspecht am südlichen Rand des Borsumer Waldes beobachtet habe. Bei einem vogelkundlichen Spaziergang durch das Holz seien im Abstand von etwa einer halben Minute wahre Trommelwirbel und der typische Ruf „kliööh” zu hören gewesen. Untersuchungen haben laut Wille ergeben, dass solche Wirbel bis zu 17 Schläge pro Sekunde umfassen.

Mit Fernglas und Kamera ausgerüstet, beobachtete der Vogelkundler den rund 45 Zentimeter großen Schwarzspecht mit seinem glänzend schwarzen Gefieder, rotem Scheitel, elfenbeinfarbenen Schnabel und hellen Augen gleich an mehreren Tagen beim Bearbeiten morscher Baumstämme. Dabei glückten ihm bemerkenswerte Aufnahmen von dem Vogel, der in den vergangenen zehn Jahren im Borsumer Wald nicht mehr gesehen wurde. Es sei ein gutes Zeichen, so der Vereinsvorsitzende Winfried Kauer, dass der Specht offensichtlich am Totholz der dort vorzufindenden Stieleichen, Hainbuchen, Buchen und Eschen Nahrung gefunden habe. Der größte Specht Europas bevorzuge normal größere Laub- und Mischwälder. Dagegen seien der Bunt- und Grünspecht schon immer Dauergäste in dem kleinen Wald auf Schwarzerde gewesen.

Von einer weiteren vogelkundlichen Seltenheit berichtet Werner Hormann, der im Bereich des Außenlieger-Hofes östlich der Bundesstraße 6 bei Ahrbergen kürzlich nicht weniger als 60 Mäusebussarde über einer Wiesenfläche am Bruchgraben habe kreisen und rasten sehen. „Die haben dort wohl ausreichend Regenwürmer vorgefunden”, vermutet Hormann. Außerdem habe er noch um die 140 Pfeifenten gezählt, die bei ihrer Durchreise dort wohl kurz Station gemacht hätten. Als besonders erfreulich bezeichnete Hormann auch, dass im Bereich des Bruchgrabens zwischen Borsum und Bründeln seit langer Zeit mal wieder ein Wiedehopf mit aufgestellter Federhaube gesichtet worden sei. Außerdem hätten dort jeweils ein Baumfalken- und Neuntöter-Pärchen erfolgreich gebrütet. Selbst eine Gruppe von 15 Rebhühnern habe man auf einem abgeernteten Kartoffelfeld zählen können.

Dennoch, so warf Vorsitzender Kauer ein, habe sich das gewohnte Vogelkonzert im Borsumer Wald und im Bruchgrabengebiet leider sehr stark ausgedünnt. Deshalb sei es wichtig, die vom Verein aufgestellten mehr als 100 Nistkästen als Ersatzhöhlen regelmäßig zu säubern und zu betreuen, um den Vogelbestand auf Dauer zu sichern. Außerdem müssten weiter Sträucher angepflanzt sowie Blumenbeete und -wiesen in den Ortschaften angelegt werden, um damit das Insektensterben und damit verbundene Vogelsterben zu verhindern. Der Verein begrüße sehr, dass der Harsumer Gemeinderat im künftigen Neubaugebiet „An der Filderkoppel” in Borsum ein Pflanz-Gebot in den Vorgärten festgesetzt habe. Dieses, so Kauer, solle keine Schikane für Menschen sein, sondern eine Hilfe für die Tier- und Pflanzenwelt. Der Vorschlag gehe auf einen Antrag des Vereins zurück.

©Hildesheimer Allgemeine Zeitung 05.02.2019