Presseinformation 25.02.2019

Der OVH zeigt sich besorgt darüber, dass es offensichtlich immer noch Kräfte gibt, die Windkraftanlagen auch auf einer umstrittenen Fläche bei Rössing errichten wollen. Diese bereits früher diskutierte Fläche ist vom OVH aus naturschutzfachlichen Gründen schon immer abgelehnt worden.  

Geschäftsführender Vorsitzender Hill: „Auch bei der Erzeugung regenerativer Energien muss ein Ausgleich wirtschaftlicher Interessen mit denjenigen der vor Ort lebenden Menschen und der Belange der Natur gesucht werden. Der Standort Escherde-Rössing war und bleibt aus Naturschutzgründen denkbar ungeeignet. Hierauf hat der OVH sowohl den Landkreis Hildesheim als auch die Gemeinde bereits früher nachdrücklich hingewiesen.“

Hill ergänzt:„Wir haben den Bereich um den avisierten Windpark über Jahre hinweg ornithologisch bearbeitet. Es ist bedauerlich, dass häufig Bestandsaufnahmen, die von Gebietsfremden in lediglich einer Saison durchgeführt werden, höheres Gewicht beigemessen wird als über jahrelang hinweg erfolgte Erhebungen lokaler Ornithologen. Windkraftanlagen in dem angedachten Gebiet würden sowohl Brutvögel wie Schwarzstorch, Rot- und Schwarzmilan als auch zahlreiche Wintergäste bzw. Durchzügler gefährden.“

Blick auf dem Zuckerfabrik Nordstemmen mit dem bestehenden Windpark bei der MarienburgHintergrund:

Der gemeinnützige Ornithologische Verein zu Hildesheim setzt sich für den Artenschutz im Landkreis ein. Er ist keiner Interessengruppe verpflichtet.

Auf der Basis langjähriger ornithologischer Bestandserfassungen hat der OVH im Rahmen der Verbandsbeteiligung eine Stellungnahme zu allen geplanten Windkraftstandorten des Regionalen Raumordnungsprogramms eingereicht. In der Datenbank „Ornitho.de“ wurden seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahre 2011 mehr als 335.000 Meldungen für das Gebiet des Landkreises Hildesheim eingepflegt. In Rahmen der Verbandsbeteiligung hat der OVH den überwiegenden Teil der vorgeschlagenen Vorranggebiete – einige nur unter Zurückstellung von Bedenken – akzeptiert.  Nur wenige mussten aus naturschutzfachlichen Gründen entschieden abgelehnt werden. Zu diesen gehörte die obengenannte Vorrangfläche Escherde-Rössing, weil dort die Vogelwelt im Leinetal im höchsten Maße gefährdet wäre. Der Landkreis Hildesheim ist dieser Einschätzung gefolgt.   

In der Gemeinde Nordstemmen wurde im Rahmen des Windparks Adensen schon genug Schaden für die Vogelwelt in dem Bereich des Hallerburger Holzes und Adenser Berges angerichtet. Vor allem ist der Abstand vom Hallerburger Holz viel zu gering.

Im Bereich des Windparks Escherde-Rössing brüten seit Jahren Rotmilan, Schwarzmilan und Rohrweihe. Leider haben die Milane in 2018 ihre Brut verloren. Das Jahr 2018 war für alle Greifvögel, mit Ausnahme der Turmfalken, im Landkreis Hildesheim wegen Nahrungsmangels katastrophal.

Der Rotmilan brütet in der Gemeinde Nordstemmen sowohl bei Rössing, beim Entenfang, Adenser Berg und an der Nordflanke des Hildesheimer Waldes. Der Raum zwischen Leine, Osterberg und Hildesheimer Wald ist – je nach aktuellem Nahrungsangebot – als Nahrungsrevier anzusehen.

In manchen Jahren brütet der Schwarzstorch im nordwestlichen Bereich des Hildesheimer Waldes. Es hat dort über viele Jahre hinweg einen regelmäßig besetzten Brutplatz gegeben, der in 2018 jedoch vom Uhu besetzt wurde.  

Störche fliegen auf ihrer Nahrungssuche häufig über die angedachte Windparkfläche in Richtung Leinetal zwischen Burgstemmen und Sarstedt. Feuchtgebiete und Grünland gibt es im Bereich des Rössingbachs, Entenfangs und entlang der Leine. Alle Standorte mit Amphibien sind potenzielle Nahrungsstellen für den Schwarz- und Weißstorch. Aus der Literatur ist bekannt, dass Schwarzstörche bei ihren Nahrungsflügen auch Distanzen über 20 km überbrücken.

Es gibt natürlich noch andere Brutvogelarten oder potenzielle Brutvogelarten, die von dem Windpark betroffen wären. Ein interessanter Neuzugang im Leinetal ist der Seeadler. Der OVH  hofft demnächst auf den ersten Brutnachweis.

Die wichtigsten Wintergäste im Leinetal werden durch die geplante Anlage gefährdet. Es gibt einen Flugkorridor entlang der Leine. Hier fliegen unter anderem Saatgänse und Blässgänse hin und her in Flughöhen zwischen 50 und 300 m. Die Vögel fliegen rechts und links der Zuckerfabrik Nordstemmen. Die höchsten Zahlen werden während der Zeit der Rübenkampagne erfasst. Im vorigen Jahr hat der OVH hier über 10.000 Gänse festgestellt. In diesem Jahr kommen die Gänse erst jetzt an. Diese Gänse sind im Naturjahr des Landkreises Hildesheim ein ornithologischer Höhepunkt.

Angesicht der bereits vorhandenen Industrialisierung der Calenberger/Hildesheimer Börde in den Gemeinden Giesen und Nordstemmen ist irgendwo eine Grenze zu ziehen. Das Kaliwerk Siegfried-Giesen, die Zuckerfabrik Nordstemmen, eine der größten in Deutschland, und der große Windpark Adensen-Schulenburg müssen reichen.