Aus der Leine-Deister Zeitung vom 9. Okt. 2020

Ornithologischer Verein plädiert für die ganzjährige Wildvogelfütterung

Kreis – In der Frage, ob Wild* Vögel ganzjährig gefüttert werden sollten, bezieht der Omithologische Verein zu Hildesheim (OVH) deutlich Stel­lung: „Wir stellen fest, dass es sicherlich richtig ist. dass in den Stadtkerngebieten nur alltägliche Arien wie Amsel, Haussperling. Blau- und Kohlmeisen durch Futterzu­gaben gefördert werden.

Die Jungvögel beweisen, dass die Fütterung zur Brutzeit durchaus erfolgreich ist. Foto AHill/OVH

Ganz anders sieht es in den Wohn­siedlungen der Außenbezirke aus. in den artenreichen Flus­sauen, in Hildesheim bei­spielsweise entlang der In­nerste, und in waldnahen Bereichen wie am Hildeshei­mer Waides. Vor allem in Dör­fern, die umgeben sind von intensiv genutzten landwirt­schaftlichen Flächen, ist die zusätzliche Fütterung auch im Sommerhalbjahr während der Brutaufzucht von enor­mer Bedeutung“, meint ÖVH- Vorsitzender Alistair Hill. Die Altvögel (Adulte) besuchen die Futterstellen, versorgen sich selbst mit Futter und gehen dann wieder auf die Suche nach Insekten und Larven, mit denen sie ihre Jungen füt­tern, so die Erfahrung der Hil­desheimer Vogelkundler.

Die größte Zufütterung von Wild­vögeln in Europa findet in Großbritannien und in den Benelux Ländern statt. Der Einsatz von Vogelfutter etwa zehnmal höher als in Deutschland. Der bekannte Ornithologe Peter Berthold hat das Thema ganzjährige Wildvogelfütterung in einer Reihe von Büchern dargestellt (Unsere Vögel. Warum wir sie brauchen und wie wir sie schützen können. Ullstein, Berlin 2017). Er befürwortet gerade die Fütterung der Vö­gel im Frühjahr und Sommer während der Brut- und Auf­zuchtzeit der Jungen. Zudem beruft sich der OVH auf eine Forschungsarbeit einer Gruppe britischer Wissen­schaftler, die in der Fachzeit­schrift „Nature Communica­tions“ 2019 die Ergebnisse einer Analyse zu Auswirkun­gen der Vogelfütterung über einen Zeitraum von 40 Jahren zusammengetragen haben. ln der britischen Studie werde die Zunahme der Artenvielfalt an den Futterstellen ein­drucksvoll dokumentiert. So­wohl national als auch in ein­zelnen Gärten habe sich die Zahl der Arten, die Futter- stel­len aufsuchen, erhöht. Paral­lel zur Abnahme der absolu­ten Bestände und dem Rückgang der Biodiversität. nehme die Arienvielfalt an den Futterstellen zu. Insge­samt 133 Arten wurden an den Futterplätzen in Großbritannien festgestellt. In einem einzigen Garten in Hildesheim seien mehr als 70 Arten im Laufe der zurückliegenden zehn Jahre festgestellt worden.

richtet Alistair Hill. Dabei werde deutlich, dass es nicht nur auf die Menge des Futters, sondern auch auf die Qualität und die Vielfalt bei der Zusammensetzung. Der Fachhandel bietet: das ganze Jahr über Wildvogelfut­ter an. Die Auswahl ist groß, es gibt Erdnüsse, Samenmischungen, Sonnenblumen- kerne, Fettfutter, spezielle Mi­schungen mit getrockneten Insekten und auch Meisen Knödel

„Natürlich ist es nicht nur mit der Wildvogelfütterung getan, die Überlebensbedin­gungen für die Vögel zu ver­bessern. Die Landschafts- und Gartengestaltung muss so ausgeführt werden, dass sich das Angebot an natürlicher Nah­rung vergrößert. Büsche und Bäume mit einem Angebot an Blüten mit Nektar für die In­sekten sind in der Folge mit Bee­ren im Herbst und Winter, die als Vogelfutter dienen, bestens geeignet. Beispiele sind Sanddorn. Schlehen oder Eberesche. Auch die Gestal­tung von Blühst reifen mit hei­mischen Blumen gehört selbstverständlich, dazu. In der Feldmark müssen die Grasränder genügend Platz und Pflanzenreichtum anbie­ten. Hierzu gibt es zahlreiche Bücher und Broschüren”, so der OVH-Vorsitzende.

Weitere Hinweise zum Füt­tern der Wildvögel hat der OHV auf seiner Internetseite www.ovh-online.de zusammengetragen.

© LDZ 09. Okt. 2020