Im Herbst machen sich viele Zugvögel auf den Weg in wärmere Gegenden. Darunter sind auch Kraniche und Gänse. Nur wie kann man sie unterscheiden?

Von Kimberly Fiebig

Meldungen von Kranichen können Sie an dem Ornitholpogioschen Verein über  info@ovh-online.de machen.
Wenn es kälter wird, hören wir Menschen oft kreischende Rufe am Himmel. Wer einen Blick nach oben wirft, kann dort Vögel gemeinsam fliegen sehen. Das Besondere ist: Sie alle fliegen in einer sogenannten Formation in eine bestimmte Richtung: in den Süden.

Diese Zugvögel verlassen jeden Herbst Deutschland, um in wärmeren Ländern den Winter zu verbringen. Im Frühling kommen sie wieder zu uns zurück. Zu den Zugvögeln, die vielleicht am lautesten am Himmel kreischen, gehören Gänse und Kraniche. Aber wie kann man sie gut auseinander halten?

„Kraniche sind lauter und ruffreudiger. Die Rufe sind schallender als die der Gänse“, erklärt Alistair Hill. Er ist Experte für Vogelkunde beim Ornithologischen Verein Hildesheim und kennt sich genau mit den Tieren aus. „Das zweite Merkmal, an dem man die Vögel von unten unterscheiden kann: Nur Kraniche haben im Gegensatz zu Gänsen überstehende Beine. Aber als Beobachter muss man aufpassen – denn auch Reiher und Störche haben lange Beine. Die fliegen aber nicht in solchen Formationen wie die Kraniche und Gänse. Sie rufen auch selten oder gar nicht“, weiß Hill.

Solltest du die Vögel schlecht hören oder sehen können, weil sie so weit weg sind, kannst du auf ihre Formation achten. „Nur Kraniche zeigen das Türmen. So nennt man das, wenn sie in einem Schwarm kreisen, um sich wieder zu orientieren. Gänse fliegen stets gerade aus“, erklärt der Vogelexperte.

Gänse und Kraniche sind Wetterflüchter. Das bedeutet, sie bleiben so lange an einem Ort, wie sie an Nahrung kommen. Erst wenn es Schnee und Eis gibt, fliegen sie weiter. Die Vögel peilen aber nicht alle das gleiche Land an. Sie suchen sich verschiedene Orte im Süden. Kraniche zum Beispiel ziehen meist nach Frankreich und Spanien. In Spanien sind sie in den Reisfeldern in Estremadura und Castille-Leon zu finden.

Gänse kommen aus Russland oder zum Beispiel aus Dänemark, Finnland oder Schweden und fliegen von dort in Richtung Süden. Sie überwintern zum Teil sogar in Deutschland. „In manchen Jahren haben wir tausende Gänse, die auch bei uns vor allem im Leinetal bleiben. Im letzten Winter sind viele von ihnen allerdings nicht einmal so weit gekommen. Sie blieben auf halbem Weg dort, wo sie waren, weil es da noch genug Nahrung gab“, sagt Alistair Hill.

Das liegt vor allem am Klimawandel. Durch die Erwärmung der Erde bleibt es auch in Deutschland zum Teil länger warm genug, sodass noch Pflanzen wachsen können und kein Schnee fällt. Für Zugvögel wie Kraniche und Gänse sind das zwei Gründe, länger oder sogar den ganzen Winter in Deutschland oder anderen nahe liegenden Ländern zu bleiben.

Auf ihrem oft tausende Kilometer langen Weg in die Winterquartiere werden in den kommenden Wochen wieder Millionen Vögel zur Rast an der Nordseeküste erwartet. Jedes Jahr lockt das auch Besucher an. An sie richten sich die Zugvogeltage . Zwischen Cuxhaven und Borkum sind vom 10. bis 18. Oktober über 250 Veranstaltungen geplant, die zeigen, warum das Wattenmeer so wichtig für die Zugvögel ist. Zum Programm gehören Exkursionen zu Fuß, per Rad, Bus und Schiff, Ausstellungen und Mitmach-Aktionen. dpa

Was kreischt denn da am Himmer so laut? Das müssen Gänse sein! Oder sind es doch Kraniche? Kannst du vom Boden aus erkennen, welche Zugvögel sich jeden Herbst auf den Weg in wärmere Länder machen? Das ist gar nicht so einfach. Der Vogelexperte Alistair Hill kann dir aber ein paar Tipps geben, mit denen das beim nächsten Mal klappen sollte.

© Hildesheimer Allgemeine Zeitung 09.10.2020