Natur und Agrikultur zwischen Blumen und Rüben erleben: Diese Kombination mobilisiert viele Leute

Aus der HAZ vom 16. Aug. 2021 

Von Alexander Raths

Natur und Landwirtschaft zum Anfassen und die Bedeutung des Artenschutzes – darum ging es beim Naturerlebnistag in Algermissen. Der hat gestern annähernd 1000 Menschen angelockt. Die trafen sich an den Blühstreifen von Bauer Clemens Gerhardy und an einem weithin unbekannten Gewässer mit einem eigenartigen Namen aus alten Tagen: dem Bums Teich, eingerahmt von Bäumen und Sträuchern dicht am Bahndamm. Die Landwirte Marion und Clemens Gerhardy boten Informationen und Mitmachangebote zu Feldhamstern, Bienen und Blühwiesen. Außerdem gab es dort regionale Produkte – ein Event, bei dem die Besucher wegen der Pandemie am Eingang registriert wurden.

Für heimische Produkte warb in Algermissen auch die niedersächsische Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (CDU), die sich über ein Geschenk mit Erzeugnissen aus dem Stiftsdorf freute: Mettwurst, Apfelsaft und auch Honig. Otte-Kinast war vom Andrang in der Feldmark hellauf begeistert. „Das ist ja großartig.“ Es sei wichtig, dass die Leute Natur und Landwirtschaft hautnah erleben. „Genau dafür ist dieser Erlebnistag da.“ Die Ministerin warb mit einer Rede dafür, dass die Landwirtschaft wieder in die Mitte der Gesellschaft gehöre. Nur mit ihr sei der Brückenschlag zwischen Agrarwirtschaft, Natur- und Artenschutz möglich. Der sei in heutiger Zeit dringend geboten. „Das können wir nur gemeinsam schaffen.“ Otte-Kinast war auch von dem versteckt gelegenen Bums Teich angetan. Und war neugierig darauf, warum dieser so heißt. Dies erklärte Heimatexperte Gerhard Schütte gern und ausgiebig. „Das hat nichts mit Liebe machen oder Sex haben zu tun“, stellte der Algermissener Regionalforscher gleich klar. Nein, dieser Begriff aus dem alten Sprachgebrauch der Menschen in der Börde sei wörtlich zu nehmen. „Es geht darum, nicht ,rein zu bumsen’.“ Gemeint sei: Man soll bloß nicht in den Teich plumpsen. Der ist laut Schütte um 1840 entstanden. Der Heimatpfleger räumte dabei auch gleich mal mit der Legende auf, dass ein Eduard (Nachname unbekannt) einst Besitzer des Teichs war – ein Kanonier, den man früher als „Bumskopf“ bezeichnete. Nein, dafür gebe es keine Nachweise. Die Namensforschung fand auch die Erste Kreisrätin Evelin Wißmann spannend, die sich ebenfalls ein Bild von der Umgebung des alten Bahnteichs machte, der beim Aushub für die Strecke nebenan entstanden war. „Es ist irre, wie viele Leute heute in die Feldmark kommen“, sagte Wißmann. „Solch ein Erlebnistag ist auf jeden Fall sinnvoll. Hier können sich die Menschen nicht staubtrocken, sondern mitten in der Natur über Artenschutz informieren.“

Bestätigt fühlte sich Landwirt Gerhardy, der mit dem Ornithologischen Verein zu Hildesheim, der Jägerschaft und örtlichen Unterstützern das Ereignis organisiert hatte. Gerhardy, der sich für die Rettung von Wildbienen und Feldhamstern auf seinem Grund und Boden engagiert, rief dazu auf, das zunehmende Artensterben zu bremsen und mehr Raum für die ursprüngliche Natur zu schaffen. „Und das geht nur zusammen mit der Landwirtschaft.“

© Hildesheimer Allgemeine Zeitung