Verstärktes Auftreten der Silberreiher in Hildesheim.

Aus der Leine-Deister-Zeitung vom 7ö. Jan,. 2022

Die großen Vögel mit dem schneeweißen Gefieder fallen einem schon von weitem ins Auge. Es handelt sich um Silberreiher, die man derzeit an vielen Stellen im Landkreis auf Feldern, Wiesen oder an Ufern sehen kann. Neben dem weißen Gefieder sind der gelbe Schnabel und die schwarzen Beine die Kennzeichen des Vogels, der immerhin 1m groß sein kann.

In den ersten vier Tagen des neuen Jahres haben die Vogelkundler des Ornithologischen Vereins zu Hildesheim e.V. (OVH) über 30 Silberreiher zerstreut im Landkreis festgestellt. Spaziergänger am Pfingstanger bei Steuerwald konnten aktuell bis 4 Exemplare dieser exotisch wirkenden Reiher beobachten. Die schneeweißen Vögel sind erst seit etwa 20 Jahren regelmäßig zu sehen. Bis dahin galten sie als ausgesprochene Seltenheiten. Die Ornithologen des OVH haben die Entwicklung im Laufe der Jahre genau dokumentiert. Beginnend in Jahr 2011 mit 295 Beobachtungen haben die Meldungen von Jahr zu Jahr zu genommen auf vorläufig 1050 Meldungen im vergangenen Jahr 2021.

Silberreiher Januar 2022                                                                                           Foto Salvatore Bologna

Diese Veränderungen sind Teil einer europaweiten Zunahme. Es handelt sich um die stärkste Bestandszunahme aller Vogelarten in Europa. Dies begann in der Ukraine, Rumänien und Bulgarien ab etwa 1990. Die Silberreiher haben vermutlich ihre Zugrichtung geändert und neue Überwinterungsgebiete in Mittel- und Westeuropa ausgesucht. Die meisten Silberreiher werden im Kreis Hildesheim in den Monaten Dezember und Januar gesehen. Sie kommen hier im Spätsommer an und fliegen im Frühling wieder in Richtung Südosten. Zuerst handelte es sich nur um Wintergäste, mittlerweile sind sie auch aber auch in kleiner Zahl in den Sommermonaten zu sehen.

Neue Brutgebiete sind in Polen, Italien, Frankreich und sogar in den Niederländen entstanden. Bisher ist das Brutgeschehen mit etwa 20 Brutnachweisen in Deutschland noch relativ schwach entwickelt. Da es im Hildesheimer Raum nur ganz kleine Brutkolonien der nahverwandten Graureiher gibt, ist ein Brutnachweis der Silberreiher mittelfristig in unserer Region nicht zu erwarten. Die Prädation durch Waschbären wird auch für die Silberreiher kaum zu überwinden sein.

Die Silberreiher sind Nahrungskonkurrenten der hiesigen Graureiher. Beide Arten suchen allein oder in kleinen Trupps in der Feldmark nach Mäusen und anderem Kleingetier. Oft sieht man sie auch an Ufern von Flüssen und Teichen auf der Jagd nach Fischen und Amphibien. Gelegentlich kann man auch beide Arten zusammen bei der Nahrungssuche beobachten. Dies ist besonders der Fall, wenn es ein verstärktes Auftreten von Mäusen gibt, wenn z. B. eine Wiese gemäht oder ein Acker bestellt wird.

Die Silberreiher fallen durch das strahlend weiße Gefieder auf, während die Graureiher besonders an grauen Tagen, wie wir sie seit Wochen erleben, zu verschwinden scheinen. Es hat auch spektakuläre Auftritte der Silberreiher mit Trupps von 20 und mehr Exemplaren gegeben. Doch die Graureiher sind in der Tat immer noch etwas häufiger im Jahresverlauf zu beobachten als die Silberreiher.

Es gibt 2 weitere weißgefiederte Reiher mit denen der Silberreiher verwechselt werden kann. Es handelt sich um Seidenreiher, die aber nur halb so groß sind und um Kuhreiher. Kuhreiher haben gelbe Beine, einen gelben Schnabel und im Brutkleid ein orange-braunes Kopfgefieder. Es gibt im Zoo Hannover eine freifliegende Kolonie dieser kleinen Reiher. Sie werden gelegentlich im Nordkreis beobachtet.

Weißstorch

Der gegenüber den Reihern riesige Weißstorch kommt in dem gleichen Habitat vor. Dieser hat aber einen roten Schnabel, rote Beine und immer schwarzes Fluggefieder. Eine Verwechselung sollte in der Regel nicht passieren.

Meldungen von größeren Ansammlungen der Silberreiher sind von besonderem Interesse für den OVH und können an info@ovh-online.de gemeldet werden.

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