Aus der Hildesheimer Allgemeine Zeitung von 26.09.2024
Von Andrea Hempen

28 Nachkommen von Anna sollen die Gelbunkenpopulation in Hildesheim stärken. Die weibliche Unke mit dem schönen Namen lebt im Schulbiologiezentrum in Ochtersum, ihr Nachwuchs ist vor etwa sechs Wochen geschlüpft und gesichert worden. Nun ist der Unkennachwuchs mit klarem Auftrag in die Freiheit entlassen worden. Die Aufzuchtstation für Gelbbauchunken im Schulbiologiezentrum Hildesheim wird im Rahmen des EU-Projekts „LIFE BOVAR“ betrieben.

Die kleinen Amphibien sind nur so groß wie ein Daumennagel. Pia-Malin Ott und der Gebietsbetreuer Andreas Kentler vom Ornithologischen Verein zu Hildesheim haben sie in einem Transportbehälter mitgebracht. „In zwei Jahren sind die kleinen Unken ausgewachsen und haben eine Körperlänge von etwa vier bis fünf Zentimetern. Dann sollen sie selbst für Nachwuchs sorgen und so die Gelbbauchunkenpopulation in Hildesheim stärken“, sagt Andreas Kentler.

Seit 15 Jahren betreut Kentler ehrenamtlich die ehemalige Tongrube in Ochtersum. Bis Anfang der 1960er Jahre wurde dort Ton abgebaut, nun ist das Areal ein unter Naturschutz stehendes Biotop. Bei der Pflege der Fläche werden die Naturschützer von Heckrindern unterstützt. Pia-Malin Ott freut sich bei deren Anblick: „Sie halten den Pflanzenbewuchs niedrig und erleichtern uns so die Pflegearbeiten.“ Der Pflegeaufwand in so einem Biotop sei enorm. Gerade die seltenen Gelbbauchunken bevorzugen als Laichgewässer kleine Wasserflächen ohne Pflanzenbewuchs, die sich schnell erwärmen, immer mal austrocknen und somit frei von Fischen sind. So hat der Unkennachwuchs die besten Chancen zum Großwerden. Solche Kleinstgewässer werden regelmäßig im Amphibienbiotop angelegt.

„Zuletzt haben wir Schachtringe aus Beton im Boden eingegraben. Sie haben einen Ablauf, um das Wasser gelegentlich abzulassen. Zum Schutz gegen Fressfeinde wie dem Waschbären wurden starke Gitterroste als Deckel auf die Ringe montiert“, berichtet Andreas Kentler. Und Pia -Malin Ott ergänzt: „Die Aktion hatte Erfolg. In einem der künstlichen Gewässer tummeln sich sogar noch einige Kaulquappen der Gelbbauchunken.“ Diese können bis zu drei Mal im Jahr laichen. Wenn der Herbst nicht zu kühl wird und es genügend Nahrung wie Mückenlarven gibt, stehen die Chancen für die Kleinen nicht schlecht, dass sie als kleine Gelbbauchunken in die Winterruhe gehen können.

An diesem Nachmittag kontrollieren die beiden Fachleute neben den Gewässern auch die extra angelegten Versteckmöglichkeiten auf Bewohner. Neben etlichen Kammmolchen und Bergmolchen entdeckten sie auch eine erwachsene Gelbbauchunke. „Das ist Anna, die Urmutter der hiesigen Gelbbauchunken“, sagt Andreas Kentler und hält sie vorsichtig in seinen Händen. Er ist sich sicher, dass es Anna ist, denn jede Unke hat ein individuelles gelb-schwarzes Muster am Bauch. Und dieses Muster gehört eindeutig zu Anna.