Wer einem Igel beim Überwintern helfen möchte, sollte einiges beachten.
Denn nicht alle Tiere, die auf den ersten Blick schwach wirken, dürfen einfach so adoptiert werden.
Aus der HAZ vom 09.10.2024
Von Laura Pöschel
Herbstzeit ist Igelzeit: Wenn es draußen kühler wird, bereiten sich die stacheligen Wildtiere auf den Winterschlaf vor und sind dafür nicht nur nachts auf Futtersuche. Um sich das nötige Fettpolster anzufressen, streifen Igel mitunter auch tagsüber durch Parks und Gärten. Findet man einen Igel, stellt sich die Frage, ob dieser Hilfe braucht oder nicht. Im Bundesnaturschutzgesetz ist geregelt, dass man ihn nur in seine Obhut nehmen darf, wenn er verletzt, krank oder hilflos ist. Sobald es dem Tier besser geht, gehört es wieder zurück in sein natürliches Lebensumfeld.Aber wie lässt sich feststellen, ob ein Igel Hilfe braucht? Antworten auf diese und weitere Fragen hat der Igelschutz Hildesheim. Die Gruppe besteht seit dem vergangenen Jahr und ist in der Kreisgruppe Hildesheim und dem Ornithologischen Verein zu Hildesheim organisiert. Auch der Naturschutzbund (Nabu) Niedersachsen weiß, wann man als Igelfinder aktiv werden sollte und wann nicht. (Allgemeine Empfehlungen für den Umgang mit einem gefundenen Igel sind jedoch schwierig. Was genau zu tun ist, hängt etwa vom jeweiligen Tier, dem Fundzeitpunkt und dem Wetter ab.)
▶ Woran erkenne ich, dass ein Igel hilfsbedürftig ist?
Das ist abhängig vom Gesamtzustand des Igels. Der Nabu stellt klar: Nicht jeder Igel, der tagsüber aktiv ist, braucht Hilfe. Das sagt auch Gabriele Mayen vom Igelschutz Hildesheim. Es ist daher wichtig, sich das Tier genau anzusehen. Gesunde Igel haben eine runde Körperform, klare, knopfartige Augen und eine feuchte Nase. Außerdem rollen sie sich ein, wenn man sich ihnen nähert oder sie berührt. Diese Tiere brauchen keine Hilfe und sollten da bleiben, wo sie sind. Eine längliche Körperform und eingefallene Augen deuten dagegen daraufhin, dass der Igel krank ist. Dann brauchen die Tiere Hilfe. Das gilt auch für Igel, die torkeln oder nicht mehr laufen können, sich nicht mehr einrollen oder erkennbare Wunden haben. Wer ein Igelbaby mit geschlossenen Augen oder einen jungen Igel mit einem Gewicht von etwa 100 Gramm findet, sollte schauen, ob sich die Mutter in der Nähe aufhält. Ist das nicht der Fall, ist das Jungtier wahrscheinlich verwaist. Auch solche Igel benötigen Hilfe. Aktiv werden sollte man auch, wenn man im Winter einen Igel sieht, der bei Frost oder Schnee unterwegs ist.
▶ Ich habe einen hilfsbedürftigen Igel gefunden. Was mache ich als nächstes?
Bevor man den Igel anfasst, sollte man sich Handschuhe anziehen. Wer keine dabei hat, kann das Tier aber auch mit einem Tuch hochheben. Für den Transport eignen sich eine Transportbox für Katzen oder Kaninchen, ein Karton mit der Grundfläche eines DIN A4-Blattes oder ein kleiner Eimer. Dann sollte sich der Finder oder die Finderin mit einer Igelstation in Verbindung setzen oder tierärztlichen Rat einholen. „Alleine kann man oft schwer beurteilen, was einem Tier fehlt“, weiß Gabriele Mayen vom Igelschutz Hildesheim. Weil Igel Flöhe haben können, sollte man sie nicht einfach mit ins Haus nehmen. Die Kosten für eine eventuell nötige tierärztliche Behandlung muss der Finder oder die Finderin laut der Gebührenordnung für Tierärzte selbst tragen. Manche Tierärztinnen und -ärzte machen das aber auch auf Spendenbasis.
▶ Ich habe Rücksprache mit einem Experten oder einer Expertin gehalten und kann den Igel bei mir gesund pflegen. Was gebe ich ihm zu fressen?
Igel sind Insektenfresser, sie brauchen daher eiweiß- und fettreiche Nahrung, die arm an Kohlenhydraten ist. Dazu zählen Katzenfutter mit mindestens 60 Prozent Fleischanteil, gegartes Fleisch oder gegarter Fisch und ungewürztes Rührei ohne Milch. Igel essen kein Obst, keine Nüsse und auch kein Getreide. Milch vertragen sie ebenfalls nicht. Zu trinken sollte man ihnen daher eine Schale Wasser hinstellen und darauf achten, diese regelmäßig aufzufüllen und zu säubern.
▶ Wo kann ich einen Igel überwintern lassen?
Bis ein Igel mindestens 500 Gramm wiegt, sollte er in der Wohnung oder im Haus aufgepäppelt werden. Dafür setzt man den Igel in einen Kleintierkäfig oder in eine Kiste mit einer Grundfläche von etwa 75 mal 60 Zentimetern und legt den Boden dick mit Zeitungspapier aus. Außerdem benötigt der Igel eine Versteckmöglichkeit. Dafür eignet sich zum Beispiel ein mit Papierschnipseln gefüllter Schuhkarton mit einem Eingangsloch. Der Käfig oder die Kiste sollte sich in einem ruhigen Raum mit einer Temperatur von etwa 18 bis 20 Grad befinden. Ein Jungigel mit einem Gewicht von mindestens 500 Gramm oder ein Altigel, der mindestens 900 bis 1000 Gramm wiegt, gehört zum Überwintern in eine igelgerechte Umgebung nach draußen – das bedeutet, dass man dem Igel noch ein paar Tage lang Futter hinstellt und ihn in ein Schlafhaus setzt, das er selbstständig verlassen kann. Bauanleitungen dafür gibt es im Internet. Bei Dauerregen oder Frost empfiehlt Gabriele Mayen, aufgepäppelte Igel in der Garage, im Gartenhaus oder auf dem Balkon überwintern zu lassen. Übrigens kann man Igeln laut Nabu auch über den Winter helfen, indem man Laubhaufen im Garten liegenlässt und offene Schächte oder Treppen so absichert, dass diese nicht zu einer Gefahr für die stacheligen Tiere werden.
▶ Wo finde ich weitere Informationen zum Umgang mit Igeln?
Die gibt es zum Beispiel beim Igelschutz Hildesheim. Am Mittwoch, 16.10., veranstaltet dieser von 17 bis 19 Uhr einen Infoabend in der Geschäftsstelle des Kreissportbundes, Jahnstraße 52. Anmeldungen unter kontakt@igelhildesheim.de. Eine Teilnahme ist auch ohne Anmeldung möglich. Weitere Informationen finden Interessierte auch auf der Website der Arbeitsgruppe unter www.igelhildesheim.de.