Die Zahl der Greifvögel geht zurück – woran liegt das? Hildesheimer Ornithologen bitten um Unterstützung

Aus der HAZ vom 26. 04. 2025

Wenn Rotmilane am Himmel ihre Kreise ziehe, sind sie vom Erdboden aus gut zu erkennen. Denn die Raubvögel, die auch Gabelweihen genannt werden, haben einen gegabelten Schwanz. Die Vögel brüten ausschließlich in Europa, die Hälfte der gesamten Population lebt in Deutschland. Im Landkreis Hildesheim geht die Population allerdings zurück, wie der Ornithologische Verein zu Hildesheim (OVH) mitteilt. Gründe dafür sind der Verlust von Brutplätzen durch Abholzung und das Aufstellen von Windkraftanlagen.

Adult Rotmilan Foto Privat

Diesjähriger Rotmilan Aug 2020 Kemme Foto OVH/Hill

Um Schutzmaßnahmen für die Rotmilane ergreifen zu können, ist es notwendig einen Überblick über ihren Bestand zu bekommen. Dafür bittet der OVH Einwohnerinnen und Einwohner um Unterstützung, in dem sie Sichtungen melden. Rotmilane sind tagaktiv, man sieht sie am besten zwischen 9 und 12 Uhr sowie von 16 Uhr bis Sonnenuntergang. Bis Mitte Juli können die Sichtungen unter milane@ovh-online.de gemeldet werden. Es wird darum gebeten, den Namen des Melders oder der Melderin zu verzeichnen, Zeit und Ort, an dem der Rotmilan beobachtet wurde und die Anzahl der Tiere. Wenn Angaben zur Flugrichtung gemacht werden können, wäre das für die Bestimmung von Nahrungsrevieren sehr hilfreich. Für eventuelle Rückfragen wäre die Angabe einer Telefonnummer hilfreich.

Der OVH hat seit 2013 mit Hilfe der Öffentlichkeit die Milane im Landkreis Hildesheim erfasst. Bisher haben weit über 200 Personen an diesen Erfassungen teilgenommen. Ziel des Projekts ist es, die Auswirkung der Erweiterung der Windparks auf den Bestand der Rotmilane zu verfolgen.

Windkraftanlagen sind für Rotmilane besonders gefährlich, wie der OVH mitteilt. Vor allem Jungvögel werden häufig Schlagopfer. Neue Untersuchungen im Rahmen eines EU-Projektes zeigen, dass in Deutschland hinter den Verlusten im Horst und Verkehrsopfern an dritter Stelle die Todesopfer durch Windkraft-Anlagen liegen.

Rotmilan leben vornehmlich im Ambergau, Nette/Innerstetal, im Leinetal, im Gebiet zwischen Gronau und Sibbesse, im Külf, Duinger Wald, Lamspringe-Freden sowie im Übergang Bergland-Börde. Hinzu kommen über den ganzen Landkreis einzelne traditionelle Brutstandorte, die seit Jahren von Brutpaaren besetzt werden. „Lücken in unserem Kenntnisstand gibt es immer noch in den Bereichen Ith-Hils, Vorberge-Helleberg-Heber und Selter. Wir würden uns über Meldungen aus diesem Raum besonders freuen“, so eine Sprecherin des OVH.

Im Leine-Innerste Bergland will der OVH künftig auch Schwarzmilane, Rohrweihen und Wiesenweihen erfassen. Auch diese Arten sind in Deutschland gefährdet. „Es geht bei der Erfassung nicht nur um die Feststellung der Brutreviere und Nistplätze sondern auch um die Erfassung der Nahrungsreviere der genannten Arten“, erklärt die OVH-Sprecherin. Die Nistplätze werden vertraulich behandelt.

Anfang April sind praktisch alle Reviere besetzt. Im April werden sind Eier gelegt, die Weibchen brüten zwischen 30 bis 38 Tagen. In dieser Zeit sieht man meistens nur einen Vogel auf Nahrungssuche. Im Juni ist auch das Weibchen unterwegs. Die Jungvögel sitzen dann allein auf dem Horst.

Erst Ende Juni Anfang Juli fliegen die Jungvögel vom Nest und man sieht für einige Tage die Familiengruppe in der Nähe des Brutplatzes.

© Hildesheimer Allgemeine Zeitung

Adultes Rotmilan April 2017 Schlewecke

Adult Rotmilan April 2017 Schlewecke Foto OVH/Hill

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