OVH sammelt Meldungen über die schmerzbefreiten Sänger

Aus der  HAZ vom 03.05.205

Von Robin Pardey

Immer weniger Nachtigallen singen im Landkreis Hildesheim – das geht aus einer seit über 70 Jahren geführten Statistik vom Ornithologischen Verein zu Hildesheim (OVH) hervor. Dabei ist es gar nicht so schwer, das Kreisgebiet für den singenden Frühlingsboten wieder interessanter zu machen. Und dabei kann jeder einzelne unterstützen.„Die Nachtigall klingt ähnlich wie die Singdrossel“, sagt Wolfgang Pahl vom OVH. „Der Unterschied ist ein markantes Schlagen am Ende einer Singstrophe. Daran lässt sich die Nachtigall gut erkennen.“ Mit dem Gesang zeigen die Männchen den Weibchen: Hier ist ein guter Platz für den Nestbau. Interessant sind für den Verein daher keine Sichtungen der Vögel, sondern nur die Orte, an denen die Nachtigall singt. Denn dort bauen die Pärchen dann in der Regel auch ein Nest – und zwar gemeinsam.

„Bei der Auswahl ihres Brutplatzes sind die Vögel aber recht schmerzbefreit“, erklärt Pahl. So seien bereits mehrere Meldungen an Schnellstraßen wie der B 6 im Bereich der Ausfahrt Nordstadt, an Sportplätzen und am Bruchgraben in Borsum eingegangen. Und auch der Zugbetrieb scheint die Paare nicht zu stören, wie Meldungen im Bereich des Hildesheim-Tunnels auf der ICE-Strecke nach Sarstedt oder aber am Bahnübergang der Hafenbahn zwischen Himmelsthür und Nordstadt zeigen.

Das bedeutet aber nicht, dass die Nachtigall keine Ansprüche hat. Um sich niederzulassen, benötigt sie Büsche und ausreichend Insekten, die als Eiweiß-Lieferanten für den Nachwuchs dienen. Wer der Nachtigall etwas Gutes tun möchte, sollte daher auf ausreichend Büsche und Sträucher im Garten achten und das Laub zumindest in einigen Bereichen einfach liegen lassen, um das Nahrungsangebot an Insekten zu erhöhen. Doch Achtung: Der neue Nachbar kann auch für schlaflose Nächte sorgen, denn meist stimmt er seinen Gesang in der Zeit zwischen abends 19 Uhr und morgens 10 Uhr an. Aber keine Sorge, sobald ein Weibchen einzieht und der Nachwuchs da ist, kehrt wieder Ruhe ein. Das sollte spätestens Mitte Juni der Fall sein, meint Pahl.

Wer hingegen in Alfeld, im Leinebergland oder in Freden lebt, wird eher nicht in den Genuss von nächtlichen Konzerten kommen. Denn aus diesen Bereichen kommen laut Pahl jedes Jahr aufs Neue nur wenige bis gar keine Meldungen, was dafür spricht, dass die Nachtigall dort keine geeigneten Brutbedingungen findet. Und auch sonst ist der Landkreis mit Blick auf die registrierten Brutplätze nicht so beliebt bei den Nachtigallen wie das Stadtgebiet. Das könnte laut Pahl unter anderem daran liegen, dass in Hildesheim teils große Gebüschreihen stehen.

Doch es gibt auch Ausnahmen. „Auf dem Nordfriedhof hatten wir Mal 17 Paare. Mittlerweile gibt es dort nach den aktuellen Meldungen nur noch ein Paar“, berichtet Pahl. Das liege vor allem daran, dass die Pflanzen dort inzwischen zu groß geworden sind und die Vögel keine geschützten Nistmöglichkeiten mehr im Bereich bis einen Meter über dem Boden finden. Doch auch über das gesamte Kreisgebiet betrachtet sinkt die Anzahl der Paare. Auf der roten Liste taucht die Nachtigall zwar nicht auf, doch Pahl sieht sie mit Blick auf die regionalen Zahlen bereits als gefährdet an.

Wer in der Stadt oder im Landkreis Hildesheim eine Nachtigall hört, kann dies selbst online auf der Seite www.ornitho.de eintragen oder unter Angabe von Ort, Datum und Uhrzeit per Mail an nachtigall@ovh-online.de melden. Im vergangenen Jahr gingen so fast 800 Meldungen ein, die nach Abzug der Mehrfachmeldungen auf etwa 50 Paare schließen ließen. Für die aktuelle Saison konnte Pahl noch keinen Stand nennen. Nur, dass die erste Meldung Mitte April einging und aus Harsum im Bereich der Kalibahn stammt.

© Hildesheimer Allgemeine Zeitung