Aus der HAZ vom 14.06.2025
Von Andrea Hempen
Grasdorf/Kreis Hildesheim – Die Grasdorferin Martina Brzezinski von der Arbeitsgemeinschaft Igelschutz in Hildesheim hat 30 Igel durch den Winter gebracht und nun die letzten zwei ausgewildert. Ihr Wissen gibt sie an andere Helfer weiter. Nun sind auch die letzten zwei Wintergäste wohlbehalten und gut vorbereitet in die Freiheit entlassen worden: 30 Igel brachte Martina Brzezinski in Grasdorf durch den vergangenen Winter. Päppelte, entwurmte, putzte und pflegte die Tiere. „Die letzten Zwei hatten eine Hautpilzinfektion und mussten jeden Tag ein medizinisches Bad bekommen“, berichtet Brzezinski. Doch jetzt sind sie gesund und fit für die Natur, in einem Garten in Ochtersum. Brzezinski ist eine von etwa zehn Aktiven der Arbeitsgemeinschaft (AG) Igelschutz, die dem Ornithologischen Verein zu Hildesheim angeschlossen sind.Bei den Brzezinskis ist ein großer Teil des Gartens und des Hauses den Igeln vorbehalten. Den Platz braucht die Tierschützerin, wenn sie wie im vergangenen Winter 30 Igel aufnimmt. Es hat etwas vom Computerspiel Tetris, sagt sie, um die ganzen Igelboxen unterzubringen. Doch damit allein ist es nicht getan. Die Boxen müssen gereinigt, die Igel gefüttert, gepflegt und versorgt werden. Dazu zählt, dass Wunden behandelt, die Tiere entwurmt und gegen Flöhe behandelt werden.
Martina Brzezinski serviert dem Igel eine Mahlzeit, bevor er sein neues Revier erkunden wird.
Die Speisekarte
Auf der Speisekarte der Wintergäste stehen neben hochwertigem Dosenfutter gekochtes Huhn, Rührei oder angebratenes Rinderhack. Wie Gabriele Mayen (Schellerten) und Marianne Rübesamen (Elze) widmet sich Brzezinski (Holle) nicht nur der Pflege dieser Wildtiere. Sie sucht zudem geeignete Gärten, die nicht zu nah an stark befahrenen Straßen liegen. Und sie sucht weitere Helfer. „Wenn mir jemand einen Igel bringt, frage ich, ob er sich vorstellen könnte, auch ein oder zwei Tiere zu überwintern“, erzählt Brzezinski. Viermal hat sie in diesem Jahr so Zusagen bekommen. Manche Finder, die diese Aufgabe nicht übernehmen wollen, stellen ihre Gärten zur Verfügung. „Je größer der Kreis, desto besser. So finden wir neue Orte zum auswildern“, sagt die Expertin.
Auf die Freiheit vorbereiten
Das Auswildern bedarf der Vorbereitung, denn viele ihrer Schützlinge waren noch so klein, als sie im Herbst oder Winter zu ihr kamen, dass sie die Natur erst kennenlernen mussten. Sonne, Regen, Wind erleben die Tiere dann erstmals im Freigehege in Brzezinskis Garten. Danach ziehen sie in ihr neues Revier. Brzezinski, die seit zwei Jahren Rentnerin ist, transportiert die Igel in den Abendstunden dorthin. Dann bekommt der Igel zunächst eine Mahlzeit in seinem Igelhaus, in dem auch Wasser für ihn bereitsteht. Aus Erfahrung weiß die Grasdorferin, dass die Tiere sich nach der Stärkung gleich auf Erkundungstour begeben. Drei Wochen lang sollten die Igel weiter mit Futter unterstützt werden.
Man bleibt in Kontakt
Wichtig ist Brzezinski, sowie ihren Mitstreiterinnen Mayen und Rübesam, mit den Gartenbesitzern in Kontakt zu bleiben. Tipps zu geben. „Ich möchte die Tiere weiterbegleiten, aber die Menschen natürlich nicht nerven“, sagt sie. Auf Wunsch werden die ausgesetzten Igel mit einem grünen Nagellack auf ein paar Stacheln gekennzeichnet, so erkennt man seine Schützlinge immer wieder.
Im Garten der Brzezinskis sind nicht nur Wintergäste, auch freilebende Igel kommen zu Besuch. Das ist möglich, weil in den Zäunen Igeldurchlässe installiert sind, die von Igelschützern empfohlen werden, damit Zäune nicht zur tödlichen Falle für die geschützten Tiere werden. Um ihre Aufgaben so gut wie möglich zu erledigen, besuchen die Igelschützerinnen aus dem Kreis Hildesheim entsprechende Fortbildungen. Damit möglichst viele Menschen mehr über die heimischen Wildtiere erfahren, sind die Vertreter der Arbeitsgemeinschaft Igelschutz mit Info-Ständen bei verschiedenen Veranstaltungen vertreten. Weitere Informationen zum Thema gibt es auf der Homepage www.igelhildesheim.de.
Die beiden Igel, die nun in Ochtersum ausgewildert wurden, haben sich auf den Weg gemacht, um ihr neues Revier zu erkunden. „Mit etwas Glück finden sie auch jetzt noch einen Partner, um eine Familie zu gründen“, sagt Brzezinski.
© Hildesheimer Allgemeine Zeitung