Aus der HAZ vom 30.12.2015
Ziemlich trockene Angelegenheit – Warum ausgerechnet ein Mönch das Aussehen der Derneburger Teiche komplett umgekrempelt hat
von Michael Bornemann
DERNEBURG. Fast sieht es so aus, als wäre Derneburg von einer großen Dürre heimgesucht worden. Gleich mehrere Teiche in der Umgebung des Schlosses sind leer. Doch des Rätsels Lösung ist einfach: Die Pächter haben das Wasser bewusst ablaufen lassen, um vor allem einer weiteren Verschlammung entgegenzuwirken.
Leer sind derzeit unter anderen die beiden Teiche an der Schloßstraße, die der 133 Mitglieder zählende Sportfischereiverein (SFV) Derneburg-Astenbeck gepachtet hat. »In erster Linie geht uns natürlich darum, etwas gegen die zunehmende Verschlammung zu tun“, so der Fischereiaufseher des Vereins, Denis Kaiser. .Wenn der Schlamm nämlich trocknet, setzt er sich tiefer ab“, erklärt er. Letztmalig habe der Verein im Jahr 2005 die Teiche an der Schloßstraße entleert. .Das hat damals immerhin zehn Zentimeter gebracht”, erinnert er sich.
Laut Kaiser werden die Teiche immer über einen so genannten Mönch, ein regulierbares Ablaufwerk, trockengelegt. Der Mönch werde durch Stau-Bretter reguliert. Bei Abbau dieser Bretter falle der Teich dann gänzlich trocken. .Wir nutzen dieses Ablaufsystem auch, wenn wir unseren Fischbestand zählen wollen“, ergänzt Kaiser. Anhand des Bestandes könnten im Übrigen auch Schlüsse über den Zustand des Gewässers gezogen werden.
Die Teiche des SFV wurden schon vor zwei Monaten entleert und abgefischt. .Eine gewisse Anzahl der Fische haben wir in andere Vereinsgewässer und den Rest in die Innerste umgesetzt“, sagt Heiko Pinkepank, 1. Gewässerwart des Vereins. .Jetzt hoffen wir, dass es friert.“ Dann könnten nämlich auch nicht gewollte Pflanzen wie beispielsweise das Schlingkraut absterben. Die Teiche an der Schloßstraße würden übrigens nur noch durch Oberflächenwasser gespeist. .Die Quelle im Bereich des Mausoleums ist nämlich mittlerweile fast versiegt“, berichtet Pinkepank.
Die Zeit der Trockenlegung nutzte Vereinsmitglied Jannik Kreihe dieser Tage auch für einige Pflegearbeiten in den Teichen. Mit hohen Gummistiefeln ausgerüstet stapfte er zusammen mit seinen Freunden Alexander Geppert und Erik Polkoscheck durch den Schlamm, um das Schilf zu schneiden und die Wurzeln rauszureißen.
Doch nicht nur die Teiche an der Schloßstraße sind derzeit leer. Auch der Mariensee am Bootshaus und der Hundezwingerteich, die sich direkt am La-vespfad unterhalb des Schlosses befinden, sind trockengelegt. Diese Teiche gehören der Paul-Feindt-Stiftung und sind an einen Privatmann verpachtet. .Wir haben uns ganz bewusst einen Pächter ausgesucht, der sie genau nach unseren Vorgaben pflegt und der außerdem Teichwirt von Beruf ist“, betont Manfred Bögershausen, Vorstandsmitglied der Stiftung. Schließlich stehe der Mariensee ja auch unter Denkmalschutz. Auf einem der beiden Inseln brüte übrigens seit geraumer Zeit der Graureiher. .Eine besondere Rarität ist allerdings der so genannte Mittelsäger, ein Entenvogel, der sonst nur an der Küste anzutreffen ist“, unterstreicht der Ornithologe.
Sämtliche zehn Teiche, die sich zwischen der Bahnlinie und dem Lavespfad beziehungsweise der Kastanienallee und der Schlossallee befinden, erhalten ihr Wasser laut Bögershausen über den Mühlengraben. .Und der wird wiederum von der Nette gespeist. “