Aus der HAZ vom 13. Mai 2016

Hildesheim. Die erste Nachtigall hat in diesem Frühjahr zwar schon zu Ostern gesungen – so früh wie noch nie, seit der Ornithologische Verein (OVH) den Bestand dieser seltenen Singvögel kartiert. Allerdings sind die ganz vorwitzigen Männchen, die als Erste ihre Liedchen erklingen lassen, in aller Regel nur auf der Durchreise: Sie ziehen noch einige hundert Kilometer weiter, um in Schleswig-Holstein und im nördlichen Niedersachsen ihre Familien zu gründen. Dort haben sie dann zugleich ihre nördliche Verbreitungsgrenze erreicht, denn in Dänemark und Skandinavien gibt es keine Nachtigallen mehr.Die Tiere, die jetzt singen, sind hingegen die, die auch hier brüten wollen. Deshalb ist der Ornithologische Verein erpicht, den Bestand dieser Vögel genau zu erfassen, um Aussagen zur Entwicklung der Population treffen zu können. Wer also in lauen Maiennächten eine Nachtigall hört, sollte zum Hörer greifen. Karl-Heinz Rosanowski (Email: ka.rosanowski@web.de,  Telefon: 8 43 83) ist dankbar für jeden Hinweis. Anders als der Name vermuten lässt, singen Nachtigallen aber nicht nur nachts. Im Gegenteil: Am meisten motiviert sie ein warmer Regen, der niedergegangen ist. Danach lassen sie auch tagsüber mit  Inbrunst ihr Lied erklingen. Nachtigallenfreunde, die ganz genau hingehört haben, wollen übrigens bis zu 260 unterschiedliche Strophentypen herausgehört haben. „Und damit niemand daran zweifle, dass solches aus der Kunst komme, so haben sie nicht all einen gleichen Gesang, sondern eine jegliche ihren besonderen“, schrieb bereits im Jahre 1555 der Schweizer Vogelkunde-Pionier Conrad Gesner.

© Hildesheimer Allgemeine Zeitung