Naturschutzbund Deutschland fürchtet Ausbreitung des Usutu-Viruses
Aus der HAZ vom 5. Okt. 2016 von Andrea Hempen.
Eine Meldung aus dem Landkreis bereitet den Ornithologen Sorge. Eine Gronauerin meldete den Vogelkundlern vor wenigen Tagen, dass sie zahlreiche tote Grünfinken in ihrem Garten gefunden habe. Sind die Vögel möglicherweise Opfer des Usutu-Virus geworden, vor dem der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) derzeit warnt? „Oder sie hatten die Gelbknopf-Krankheit“, mutmaßt Dieter Goy, Ornithologe aus Sarstedt. Ein Hinweis darauf, so Goy, sei Schleim am Schnabel. Der Gronauer Storchenexperte Manfred Weinhold nimmt sich des Grünfinken-Falles an. Nach einem Gespräch mit der besorgten Vogelfreundin hat er erfahren, dass den Fundtieren tatsächlich Schleim und Körner am Schnabel klebten. Die Erreger der Gelbknopf-Krankheit sind Einzeller, die Wucherungen im Rachen des Vogels begünstigen, so dass der keine Nahrung mehr zu sich nehmen kann und verhungert. Im Gegensatz zu Usutu ist diese Krankheit auf andere Vögel übertragbar. Weinhold rät daher, Wasser- und Futterstellen gründlich zu säubern.
Mit Vorsorge ist der Ausbreitung des Usutu-Virus nicht beizukommen. Das Virus wird von Mücken übertragen, hauptsächlich Amseln verenden an der Infektion. Aus vielen Gebieten sind schon infizierte Tiere gemeldet worden. Die meisten Meldungen kommen aus dem Rheintal, vom Untermain und vom Neckar. Verdachtsmeldungen erreichten den NABU aber auch aus bisher nicht betroffenen Regionen, wie dem Leipziger Raum und aus Berlin.
Der Nabu bittet die Bevölkerung, erkrankte oder verendete Vögel über ein Online-Formular zu melden oder Proben toter Tiere zur Untersuchung an das Bernhard- Noch-Institut für Tropenmedizin (BNI) in Hamburg zu senden. In Niedersachsen, so Alistair Hill vom Ornithologischen Verein zu Hildesheim, sind seines Wissens noch keine Usutu-Fälle gemeldet worden. Doch es sei auch gar nicht so einfach, eine infizierte Amsel zu entdecken. Es sei denn, es finden sich mehrere tote Tiere an einer Futterstelle. Doch die werden in dieser Zeit von Amseln kaum angeflogen. Schließlich bietet die Natur gerade jede Menge Nahrung. „Wahrscheinlich wird man erst im Dezember erkennen, ob es einen Rückgang gibt“, erklärt Hill. Die Amsel, so der Fachmann, gehört mit dem Buchfinken zusammen zu den häufigsten Vogelarten in Deutschland. In Europa schätzt man die Zahl der Amseln auf 70 bis 80 Millionen. Hill ist skeptisch, ob diese Krankheit im Raum Hildesheim grassiert. Zwar sei der Sommer warm gewesen, doch viele Mücken habe es nicht gegeben.
„Durch das Virus verursachte Todesfälle unter Vögeln treten während der Mückensaison von Mai bis November auf. Befallene Vögel wirken krank, werden apathisch und fluchten nicht mehr und sterben meist innerhalb weniger Tage. Fast immer sind es Amseln, bei denen diese Krankheit festgestellt wird, weshalb die Usutu-Epidemie auch als ‚Amselsterben‘ bekannt wurde“, so der NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann.
An Futter- oder Wasserstellen können sich die Tiere gegenseitig anstecken. Für Menschen ist das Virus ungefährlich. Die Fachleute beim Nabu gehen davon aus, dass die Vögel zunehmend Resistenzen gegen dieses Virus entwickeln, so dass es zu einem Massensterben wie 2011 nicht kommen wird. 2009 starben mehrere Zehntausend Grünfinken an 0einer anderen Gelbknopf-Krankheit.
© Hildesheim Allgemeine Zeitung
Anmerkungen (AH): Diese Diskussion ist durch eine Pressemitteilung des NABU Bundesverband ausgelöst worden.Tatsächlich sind an mindestens 2 Standorten tote Grünfinken gefunden worden, die wahrscheinlich an Trichoiamosis verstorben sind. Eine Meldung aus dem Bockfeld in Hildesheim ist beim OVH eingegangen.
Zur Vermeidung von Infektionen an Futterstellen müssen diese regelmäßig gereinigt werden.