Drei Varianten gibt es für die Süd.Link-Erdkabel – und alle führen durch den Landkreis / Bündelung mit ICE-Trasse oder A7 als Option
Aus der HAZ vom 27. Sep. 2016 von Tarek Abu Ajameh Es hatte sich in den vergangenen Tagen angedeutet, seit gestern ist es offiziell: Drei Varianten der geplanten neuen Höchstspannungsleitung Süd. Link verlaufen durch den Landkreis Hildesheim. Und damit alle. Der Netzbetreiber Tennet hat gestern die sogenannten Korridore veröffentlicht – ungefähr einen Kilometer breite Streifen, in denen die Trossen am Ende verlaufen sollen. Welche zum Tragen kommt, dürfte vor allem davon abhängen, ob die Stromtrasse westlich oder östlich um Hannover herumgeführt wird. Vor allem die Ostroute dürfte im Landkreis für einigen Ärger sorgen – wegen der Nähe zur Stromtrasse Wahle-Mecklar. Ursprünglich wollte Tennet die Trossen erst am heutigen Mittwoch veröffentlichen. Bürgermeister betroffener Kommunen sollten die Informationen vorab bekommen, gestern Abend war eine Veranstaltung dazu auch im Hildesheimer Novotel. Doch vor allem in Bayern sickerten früh Details durch, der Konzern entschloss sich deshalb gestern Vormittag zur Flucht nach vom und machte die möglichen Trossen publik. Wie in der HAZ von Sonnabend bereits vermutet, gibt es in der Region drei potenzielle Korridore. Wo führen sie entlang, welche Orte sind konkret betroffen? Die Westroute im Leinetal: Sie erreicht nördlich von Wittenburg den Landkreis und führt dann zwischen Wittenburg und Sorsum südwärts. Zwischen Elze und Mehle kreuzt sie die Bundesstraße 1, schlängelt sich dann zwischen Esbeck und Sehlde sowie zwischen Deinsen und Marienhagen südwärts in das Külftal, um dann zwischen Godenau und Brunkensen sowie westlich an Gerzen vorbei den Landkreis bei Delligsen wieder zu verlassen. Von dort folgt sie der bestehenden Höchstspannungs-Freileitung bis Einbeck und weiter in Richtung Göttingen. Die West-Ost-Route im Despetal: Sie spaltet sich an der Kreisgrenze von der Westroute ab und kreuzt zwischen Wülfingen und Elze die Bundesstraße 3 sowie zischen Elze und Burgstemmen die Bundesstraße 1. Danach verläuft sie zwischen Gronau und Betheln sowie Gronau und Barfelde ins Despetal, wo sie zwischen Eberholzen und Eitzum sowie südlich von Hönze und Sibbesse nach Südosten verläuft. Zwischen Westfeld und Wrisbergholzen hindurch führt diese Route zur ICE-Trasse, der sie fortan südwärts folgt. Grob ab Lamspringe soll sie dabei parallel zur bereits fest geplanten Freileitung Wahle-Mecklar verlaufen. Die Ostroute zur Autobahn 7: Sie verläuft in der Gemeinde Hohenhameln östlich von Equord, Stedum und Bierbergen nach Süden, ehe sie zwischen Mölme und Hoheneggelsen den Landkreis Hildesheim erreicht und zwischen Hoheneggelsen und Feldbergen die Bundesstraße 1 kreuzt. Weiter noch Süden geht es zwischen Klein Himstedt und Bettrum sowie östlich von Nettlingen und Luttrum. Dann beginnt das, was Baddeckenstedts Samtgemeindebürgermeister Jens Range gegenüber dieser Zeitung bereits mit „schlimmsten Befürchtungen* umschrieben hat. Denn in dieser Variante würde das Süd.Link-Erdkabel zwischen Wartjenstedt und Grasdorf hindurch und an Holle vorbei nach Süden führen. Auf der anderen Seite von Wartjenstedt ist wiederum die Passage des Erdkabel-Abschnitts von Wahl-Mecklar geplant, die dortigen Landwirte wirren also doppelt von massiven Bauarbeiten auf ihren Feldern betroffen. Diese Süd.Link-Variante würde anschließend zwischen Sottrum und Sillium hindurch sowie östlich an Schlewecke,Volkersheim und Bockenem vorbeiführen, ehe sie bei Bomum nahe an die Autobahn 7 rücken und dieser dann nach Süden folgen soll: Dahinter steckt der Gedanke der „Bündelung von Infrastruk- tureinrichtungen “. Diese dritte Variante dürfte vor allem im Raum Bockenem für Unruhe sorgen. Denn quer durch dos Stadtgebiet verläuft bereits die geplante Riesen-Stromtrosse Wahle-Mecklar als Freileitung in Richtung Lamspringe. Bürgermeister Rainer Block, den die HAZ im Ägypten-Urlaub erreichte, reagierte denn auch einigermaßen angefressen: „Bei dem, was man allesmit dem ^wunderschönen Ambergau vorhat, kann einem angst und bange werden! “ Und zählt weitere Lasten auf: Die Stromtrasse Wahle-Mecklar, die Giftstoff- Belastung der A7 sowie die potenzielle Vorrangfläche für Windkraft zwischen Bockenem und Born um. Was Block zudem ärgert: Bei der Suche nach einem Erdkabel-Testabschnitt für die Wechselstrom-Trasse Wahle-Mecklar sei der Ambergau nicht geeignet gewesen (er kommt nun zwischen Söhlde und Sillium, Anmerkung der Redaktion}. „Beim Süd.Unk soll das nun funktionieren?*, hadert Block und kündigt an, sich das Ganze noch seinem Urlaub ganz genau anzuschauen. Zuvor hatte schon Lamspringes Samt- gemeindebürgermeister Wolfgang Pietz kein Verständnis dafür geäußert, dass seine Kommune nach Wahle-Mecklar möglicherweise auch vom Süd.Iink tangiert würde: „Jetzt sind auch mal andere dran!” Sein Baddeckenstedter Amtskollege Jens Range hatte „sehr dezidierte Begründungen” eingefordert, warum seine Kommune womöglich eine zweite Stromtrasse verkraften solle. Vor allem fordert er für den Fall der Fälle „adäquate“ Entschädigungen für Landwirte, Die Bundesnetzagentur betonte gestern, die nun veröffentlichten Korridore seien nur ein erster Schritt. Es sei gut, dass Tennet früh an die Öffentlichkeit gehe, so dass potenzielle Anheger sich an der Diskussion beteiligen könnten. In der ersten Jahreshälfte 2017 erwartet die Behörde, die am Ende eine konkrete Trasse festlegen muss, einen Antrag von Tennet, in welchem Korridor genau die Leitungen am Ende hegen sollen. „Es handelt sich noch um erste Vorschläge und nicht um eine verbindliche Planung.” In der Tat hat das Genehmigungsverfahren mehrere Stufen, Die Bundesnetzagentur geht nicht davon aus, dass vor 2025 Strom durch die Süd.Link-Kabel fließt. Tennet selbst bietet auf seiner Homepage www.tennet,eu bis zum 29. November eine Beteiligung für jedermann an. Interessierte können dort Hinweise zur Trasse geben und diese auch auf einer Landkarte markieren. Zudem plant Tennet in jedem betroffenen Landkreis Informations-Veranstaltungen.
Kommentar von Tarek Abu Ajameh
Guten Boden verschonen Auch die neuen Tfassenkomdore von Tennet führen durch den Landkreis. Doch das ist kein Grund, die Hände überm Kopf zusammenzuschlagen. Schließlich gibt es die Erdkabel deshalb, weil der Widerstand gegen neue Freileitungen enorm war. Tatsächlich sind Erdkabel eine deutlich geringere Belastung für die meisten Menschen. Freileitungen hängen für Jahrzehnte und prägen das Landschaftsbild. Beim Erdkabel ist nur ein paar Jahre Baustelle rund ums Dorf, Außer für die Landwirte. Die sind dauerhaft betroffen. Bei der Suche nach der besten Erdkabel-Trasse sollte deshalb im Vordergrund stehen, welche möglichst viel hochwertigen Boden verschont. © Hildesheimer Allgemeine Zeitung Anmerkung (AH) Und wo bleibt die Natur?