Aus der HAZ vom 11. Nov. 2016: Parkplatz auf dem Friedhof

Käufer der Bahnhofsschule will Teil des Marienfriedhofs für Stellplätze nutzen / Investor plant Büro-Umbau

VON RAINER BREDA UND PETER RÜTTERS

HILDESHEIM. Die Stadt will einen Teil des Marienfriedhofs für den Bau von Parkplätzen opfern: Das Rathaus hat sich gegenüber dem Käufer der früheren Bahnhofsschule verpflichtet, diesem 30 Stellplätze „unentgeltlich“ in der Nähe des Gebäudes zur Verfügung zu stellen. Ohne diese Zusage hätte der Mann – der 58-jährige Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Peter Seide aus Hannover – die alte Schule nach eigenen Angaben gar nicht gekauft.Der Stadtentwicklungsausschuss soll nun auf Wunsch der Verwaltung den Bebauungsplan für den Marienfriedhof ändern, aus „Grünfläche“ soll „Parkanlage“ werden. Es geht um mehrere Hundert Quadratmeter. Seide hatte sich die Bahnhofsschule erst im zweiten Anlauf gesichert: Ein anderer Interessent, der zunächst den Zuschlag von der Stadt bekommen hatte, trat vom Vertrag zurück – er hatte keinen großen Mieter gefunden. Seide will die Räume der früheren Lehranstalt in Büros umbauen, es gebe bereits mehrere Interessenten. Die ersten Mieter sollen im ersten Quartal 2018 einziehen, hofft er.

Der Wirtschaftsprüfer hatte für das Gebäude bei der Ausschreibung vor zwei Jahren nach HAZ-Informationen 900 000 Euro geboten, allerdings 30 zusätzliche Parkplätze außerhalb des Grundstücks gefordert. Diese soll die Verwaltung ihm ursprünglich auf dem benachbarten Parkplatz gegenüber der Justiz zugesagt haben. Die Stadt hat das Gelände allerdings inzwischen verkauft, auf der Fläche entsteht ein Neubau für das Job-Center – weshalb das Rathaus eine Alternative für die 30 Plätze finden muss. Er habe diese mitbezahlt, betont Seide gegenüber der HAZ. Dem Vernehmen nach soll die Stadt dafür beim Verkauf anteilig rund 200 000 Euro angesetzt haben.

Die Verwaltung möchte die 30 Plätze nun auf einem Stück des Marinefriedhofs anlegen, das direkt hinter dem „Bleistift“-Haus liegt. Denn auch das hat Seide – in diesem Fall vom Land – gekauft. Die genaue Nutzung steht noch nicht fest – auch, weil sich der 58-Jährige vorstellen kann, einen Teil des einstigen HAWK-Gebäudes abzureißen und auf der reinen Fläche eine zweistöckige Parkpalette zu bauen. Dort ließen sich auch die 30 Stadt-Plätze für ihn unterbringen, versichert Seide – allerdings nur gegen eine entsprechende Beteiligung der Kommune an den Baukosten. Er könne jedoch auch mit der Friedhofs- Variante leben, sagt der Wirtschaftsprüfer. Der Stadt solle diese dem Vernehmen nach lieber sein, weil sie nach Rathaus- Berechnungen günstiger wäre – schließlich gehöre der Friedhof der Kommune. Rathaussprecher Helge Miethe erklärte gegenüber der Redaktion, dass die Stadt dem Käufer die Plätze nicht wirklich unentgeltlich zur Verfügung gestellt habe, weil der Wert der Baulast bereits eingepreist worden sei. So liege der vom Rat beschlossene Verkaufspreis deutlich über dem Verkehrswert. Der jetzt von der Verwaltung eingebrachte Vorschlag stelle sich gegenüber allen anderen Varianten als die günstigste für die Stadt dar.  Der jetzt von der Verwaltung eingebrachte Vorschlag stelle sich gegenüber allen anderen Varianten als die günstigste für die Stadt dar. Seide jedenfalls hat keine Eile: Das nächste Jahr brauche er noch für den Umbau der Bahnhofsschule.

Über die Höhe der genauen Herstellungskosten konnte Miethe noch keine Angaben machen: „Diese Kosten werden aber in jedem Fall über die Einkreisung im Verkaufserlös gedeckt“, sagte der Sprecher gestern auf Anfrage der Redaktion.

Das Thema steht am 20. November im Stadtentwicklungsausschuss auf der Tagesordnung, bereits am Mittwoch nächster Woche trägt die Verwaltung es im Ortsrat Stadtmitte vor. Dessen Mitglieder werden allerdings nur angehört, dürfen also nichts entscheiden.

©Hildesheimer Allgemeine Zeitung

Anmerkung (AH)

Hier ist ein eklatanter Beispiel mangelhafter Planung. Die einzige Grünanlage des Bahnhofsviertels soll mindestens teilweise für Parkplätze weichen. Wir erlauben uns die Frage ob dies das Ende für dem Park bedeutet? Hier müßte eine vernünftige städtebauliche Planung das Problem des Parkens in der Nachbarschaft von den Gerichten, Finanzamt und Arbeitsagentur eine gesamtheitliche Lösung herbeiführen. Gelöst wird das Parkproblem nur durch dem au eines Parkhauses. Flächen dafür sind vorhanden. Der alte Friedhof muß unangetastet bleiben.