Aus der HAZ vom 14. Nov. 2016 Seitenblicke auf dem Gronauer Masch
von Klemens Volkmann
Es erinnert an eine Ritterburg: unten übermannshohe Palisaden mit Durchblicken wie Schießscharten. Dann eine steile Treppe in eine Art Wehrturm. Und von oben der überdachte und sensationelle Blick auf das Teichgebiet der Gronauer Masch. Bequem, regensicher, Action pur. Nur Fernsehen kann manchmal schöner sein.
Heinz Ritter, dem legendären und leider zu früh verstorbenen OVH-Vorsitzenden, hätte das Namensynonym von der „Ritter-Burg“ wahrscheinlich gefallen. Denn er war es, der insbesondere die Naturschutzoase Kronauer Masch und seinen Aussichtsturm massiv vorantrieb. Meines Wissens gibt es im Hildesheimer Land keinen ähnlich qualifizierten Aussichtspunkt, erst wieder in der Laatzener Leinemasch.
Nun kann man hier in luftiger Höhe, geschützt vor jedem Wetter, die kleinen und großen dramatischen Szenen beobachten und fotografieren, die sich auf und über dem Wasserareal meistens in üppiger Fülle abspielen. Begleitet von dem Konzert der Wildgänse und anderer Wasservögel. Grandios, wenn ein Geschwader weißer Schwäne mit wupperndem Flügelschlag einfliegt und nach gravitätischer Kurve wie landende Flugboote schäumend auf der Wasserfläche ausgleitet. Oder wenn ein Silberreiher vor blauem Himmel wie auf dem Catwalk die Schwungfedern spreizt, als wüsste er um seine Schönheit. Oder wenn sich die Blesshühner wie Wasserläufer wilde Verfolgungsjagden liefern. Oder wenn plötzlich der Rotmilan einschlägt wie der Blitz und alle Wassertiere sich ins Schilf schlagen. Oder wenn – als Krönung – manchmal sogar ein durchreisender Fischadler der Masch seine Aufwartung macht und sich die dicken Fische aus dem flachen Wasser krallt.
Es würde in dieser Folge nicht gelingen, alle Raritäten der Masch aufzuzählen. Sie liegt wie eine Oase inmitten der landschaftlichen Kultursteppe und wirkt wie ein Magnet auf Tiere, vorzugsweise auf Vögel, die hier auf der Durchreise auftanken oder ihr Sommerquartier aufschlagen. Dazugehören ab Mitte März die Störche im Umfeld des Aussichtsturms, für die sich die Gronauer Masch zum Brut-Schwerpunkt entwickelt hat. Im Herbst Für Naturbeobachter ist die Masch wie ein Hotspot. Naturfotografen können aus der Fülle des Programms schöpfen.
Der Turm eignet sich besonders für Flugaufnahmen von großen Vögeln in Augenhöhe, die man gewöhnlich so nicht geboten bekommt. Der Aussichtsturm ist zu jeder Tages und Saisonzeit einen Besuch wert, insbesondere natürlich im Frühling. Für perfekte Aufnahmen von fliegenden Motiven sind etwas Strategie und Logistik notwendig. Man hat das beste Licht ab späten Vormittag, Sonne vorausgesetzt. Günstig ist Wind aus Südwest: Dann starten die großen Vögel vom großen Maschteich in Richtung Aussichtsturm und haben oftmals in Nähe der Plattform die richtige Flughöhe erreicht.
© Hildesheimer Allgemeine Zeitung