Neues vom DDA am 13.03.2017
Etwa 2 % des europäischen Gesamtbestandes des Großen Brachvogels brüten in Deutschland. Die Bestandsentwicklung verläuft sowohl langfristig als auch kurzfristig negativ.Insgesamt 13 größere Limikolenarten wie Großer Brachvogel, Pfuhl- und Uferschnepfe lassen sich in der Gruppe der Numeniini zusammenfassen. Diese Gruppe ist auf allen Kontinenten außer der Antarktis anzutreffen, brütet jedoch nur auf der Nordhalbkugel. Mehr als die Hälfte dieser Arten sind weltweit gefährdet, wobei Eskimo- und Dünnschnabel-Brachvogel vermutlich bereits ausgestorben sind und mit Isabell- und Borstenbrachvogel zwei weitere kurz davor sind zu verschwinden. Mit Großem Brachvogel, Pfuhl- und Uferschnepfe werden drei auch in Deutschland vorkommende Arten global als „potenziell gefährdet“ eingestuft. In einer Studie wurden nun Literaturangaben zu den Gefährdungsursachen dieser Vogelarten überprüft und mehr als 100 Fachleute befragt.
Als stärkster Gefährdungsfaktor wurde die Lebensraumzerstörung außerhalb der Brutzeit ermittelt. Viele der Numeniini sind abseits der Brutgebiete auf Ästuare und Feuchtgebiete angewiesen, von denen viele zunehmendem Druck durch Bauvorhaben und Störungen unterliegen. Am gravierendsten ist dieser Druck im Gelben Meer vor China und Korea, dem vielleicht bedeutendsten Zugvogelrastgebiet der Welt, bezogen auf Anzahl, Artenspektrum und Anteil gefährdeter Arten. Auf dem Ostasiatisch-Australischen Zugweg bildet das Gelbe Meer einen entscheidenden Rastplatz zwischen den nördlichen Brutplätzen in Asien und Alaska und den südlichen Überwinterungsgebieten, die sich bis nach Indien und Neuseeland erstrecken. Seit den 1980er Jahren gingen rund ein Viertel der Wattbereiche verloren und auch der Zustand der verbliebenen Flächen hat sich stark verschlechtert, was zu einem Rückgang vieler dort rastender Watvogelarten führte. Vergleichbare Entwicklungen finden sich auch an vielen anderen Stellen entlang der Zugvogelrouten weltweit.
Alle Brachvogelarten, Pfuhl- und Uferschnepfen sind Bodenbrüter offener Landschaften. Die Zerstörung dieser Lebensräume, z.B. durch Änderungen der Landnutzung und –bearbeitung, Entwässerung oder Aufforstung haben erheblichen Einfluss auf die Bestände. Auch ein steigender Prädatorendruck, z.B. durch Füchse, wirkt sich negativ aus. Ganzjährig könnten sich auf längere Sicht zudem Klimaveränderungen problematisch auswirken.
Doch noch ist es nicht zu spät! Gebiete mit bedeutenden Rastbeständen müssen erkannt und effektiv vor der Zerstörung geschützt werden. Gleichzeitig müssen in den Brutgebieten in Europa und Nordamerika geeignete Maßnahmen ergriffen werden, um die Bestände zu stabilisieren.
Wie sich die Brutbestände von Großem Brachvogel und Uferschnepfe hierzulande lang- und kurzfristig entwickelt haben und wo diese Arten heute noch als Brutvogel zu finden sind, ist im Atlas Deutscher Brutvogelarten umfangreich erläutert und anhand von Verbreitungskarten dargestellt.
Weitere Informationen
Pearce-Higgins et al. 2017: A global threats overview for Numeniini populations: Synthesising expert knowledge for a group of declining migratory birds. Bird Conservation International 27: 6-34. doi:10.1017/S0959270916000678
Meldung BirdLife International vom 7.3.2017
© Ralf Kistowski