Aus der HAZ vom 05.12.2017

Ringen um den Aal: Verband kontert Brüsseler Vorschläge / Aspekte des Streits betreffen den Landkreis Hildesheim

Kreis Hildesheim. Er ist wendig, glitschig und nicht leicht zu packender Aal. Die Frage, wie es mit ihm weitergeht, scheint ähnlich knifflig und ist zudem äußerst umstritten. Niedersachsens Angler laufen jetzt Sturm gegen EU- Pläne zum Schutz des langen – und aus Sicht von Fischfreunden auch schmackhaften – Flussbewohners. Eine Reihe von Streitpunkten spielt dabei auch im Landkreis Hildesheim eine große Rolle.Dort hatten sich Vertreter verschiedener Sportfischerei-Vereine schon vor anderthalb Jahren gegen drohende Fangverbote gewandt und das eigene Engagement zur Sicherung der Bestände herausgestellt (diese Zeitung berichtete). Der Landkreis Hildesheim hatte damals abgewiegelt. Doch nun schlägt der Anglerverband Niedersachsen Alarm – und stellt den Vorschlägen der EU eigene Forderungen entgegen.

Und die haben es in sich: Der Verband fordert, keine neuen Wasserkraftwerke mehr zu genehmigen und obendrein die bestehenden Anlagen abzuschalten, wenn die Aale die heimischen Flüsse verlassen, um über Nordsee und Atlantik in ihr Laichgebiet, die Sargassosee unweit der Bahamas, zu schwimmen. Von dort lässt sich der Aal- Nachwuchs mit dem Golfstrom wieder in Richtung Europa treiben. Die Forderung mit Blick auf die Wasserkraftwerke kommt zu einer Zeit, da die Politik im Landkreis Hildesheim diese Anlagen mit Blick auf die Energiewende genauer in den Blick nehmen und vielleicht sogar stärker unterstützen will.

Kraftwerks-Betreiber wie die Besitzer der Mühle Malzfeldt in Sarstedt dürften vom Vorstoß des Anglerverbandes schon deshalb wenig begeistert sein, weil sie erst vor einigen Jahren für 300 000 Euro eine Fischtreppe installieren ließen, um die Innerste-Fische von ihren Turbinen fernzuhalten.

Eine weitere Forderung der Angler, die sich selbst als größten Umweltschutz-Verband in Niedersachsen bezeichnen, könnte sie in Konflikt mit Vogelfreunden bringen. Denn die Fischer wollen, dass die Jagd auf den Kormoran erlaubt wird. Der wohl größte Fressfeind vieler heimischer Fischarten hat sich in den vergangenen Jahren in der Region wie- der ausgebreitet, etwa in den Naturschutzgebieten an der Leine zischen Ruthe und Koldingen oder in der Gronauer Masch.

Selbst im Hildesheimer Stadtgebiet werden die Fischjäger inzwischen regelmäßig beobachtet (diese Zeitung berichtete). Aus Sicht der Angler sind allerdings Kormorane dafür mitverantwortlich, dass so viele kleine Aale gefressen werden, bevor sie sich fortpflanzen können.

Hinzu kommt: Gerade auch Sportfischer im Landkreis Hildesheim haben in den vergangenen Jahren viel Arbeit und Geld in Projekte gesteckt, junge Aale wieder in hiesigen Flüssen anzusiedeln. Bis zu 80 000 Fische setzten sie pro Jahr aus. Auch dieses Engagement sehen sie konterkariert, etwa durch die Idee der EU, das Aussetzen junger Aale nur noch dort zu erlauben, wo die Behörden zuvor ein vollständiges Fangverbot verhängt hatten.

Von Tarek Abu Ajamieh © Hildesheimer Allgemeine Zeitung

Anmerkung (AH)

In dem Artikel wird neben den Teichen in Ruthe auch der Gronauer Masch angesprochen. Beide Gebiete sind Naturschutzgebiete und dienen alle Tiere als Rückzugsgebiete. Bei dem Gronauer Masch handelt es zudem um ein Schutzgebiet des vom OVH gegründeter Paul-Feindt-Stiftung. Hier werden keine Fische ausgesetzt und trotzdem können Kormorane, manchmal in größerer Zahl, ganzjährig Fische fangen. Hier finden, sowohl viele Fischarten und die fischfressenden Kormorane, sehr guten Lebensbedingungen. Es werden hier keine Vergrämmungsaktionen gegen Kormorane stattfinden.

Es gibt keine Kolonien der Kormorane in Kreis Hildesheim. Es gibt eine Kolonie brütender Kormorane im Naturschutzgebiet Ruthe-Koldingen in der Gemeinde Pattensen, Region Hannover. Wir erleben diese wunderbaren Vögel als Nahrungsgäste. Durch die Zunahme der Wasserflächen in den Leine- und Innerste Täler, hat es in den letzten Jahrzehnten, eine Zunahme in Kreis Hildesheim gegeben. Der Kormoran kann man bei der Nahrungssuche sehr gut am Hohnsensee beobachten. Sie kommen an allen größeren Gewässer als Nahrungsgäste vor.

Es kann aber nicht sein, dass nach der Verfassung geschützte Tiere zum Abschuss freigegeben um den Hobby einer Gruppe zu fördern.  Man kann über einen kontrollierten und geregelten Abschuss diskutieren wann erhebliche Schäden eines Wirtschaftsbetriebes stattfindet.

In dem Artikel wird ein Bericht des Anglerverbands angesprochen. Der Bericht kann man mit Hilfe dieses Links bekommen. https://www.blinker.de/wp-content/uploads/2016/11/2016-11-28_AVN-Faktencheck_Kormoran_final_web.pdf

An erster Stelle wird der täglichen Nahrungsbedarf angesprochen werden: hier wird von einem durchschnittlichen Bedarf von 450 g. Fisch/Tag gesprochen.  Es wird unter anderen die Bestände der Kormorane in der EU besprochen. Ein Großteil des Bestandes brütet an der Küste und fängt Salzwasserfische. Diese Tiere sind irrelevant im Binnenland. Der wichtigste Fisch ist der Herring. Bis vor 30 Jahren würden die Kormorane am Rande des Aussterbens verfolgt, durch Abschüss und Vergiftung. Die Erholung der Bestände führt dazu, dass genehmigtes kontrolliertes Abschiessen durch die Naturschutzbehörde heute genehmigt wird. Dabei sollte es belassen werden. Eine generelle Freigabe des Abschüsses wird zu einem Kollaps der Bestände führen,

Es wird von einem Bestand von 1200 Brutpaare in Niedersachsen gesprochen. Hinzu kommen Nichtbrüter und immature Vogel. Jeder Vogel braucht 365x450g Nahrung im Jahr, also ca. 164 kg. Die genaue Anzahl der im Niedersachsen vorkommenden Vogel ist nicht bekannt. Ich nehmen an das dies bei 10-12,000 Maximum liegt. Dies würde ein Fisch Bedarf von weniger als 200 Tonnen ergeben. Dies ist eine beträchtliche Menge.

Eine der von uns abzulehnenden Förderungen ist:

Aufrechterhalten von Vergrämung und Abschuss von Kormoranen zum Schutz der natürlich vorkommenden Tierwelt und zur Abwendung fischereilicher Schäden – auch in Naturschutz- und FFH-Gebieten, in denen der Kormoran nicht Gegenstand des Schutzzweckes ist.

Es ist nicht annehmbar, dass man in Naturschutzgebiete und in FFH Gebiete irgendwelche Vergrämungsaktionen zulässt. Diese Aktionen stören alle dortigen Arten.

Nach dem Anglerverband gibt es 93.000 Angler in Niedersachsen. Die Mehrzahl der Angler im Lande tolerieren viele andere fischfressenden Konkurrenten. Viele der 93.000 werden nicht regelmäßig angeln. Es ist uns nicht bekannt welche Fangmengen die Angler selbst entnehmen. Die Nettoentnahme sollte klar und deutlich vorliegen. Viele Fische werden wieder ins Wasser gesetzt. Die Angler setzten auch große Mengen Fische aus um Bestände häufig gefangene Arten auszugleichen.

Ansonsten unterstutzt der Ornithologischer Verein zu Hildesheim die gemeinsame Stellungnahme von NABU, LBV und DVN. Diese können Sie hier bekommen.