Neues Konzept für beginnende Unterhaltungsarbeiten – ist es auch ein Signal für den geplanten Ausbau?
Von Thomas Wedig
Harsum/Kreis Hildesheim Kahlschlag an den Böschungen: Das ist eine der schlimmsten Befürchtungen, die viele Menschen in der Gemeinde Harsum mit dem geplanten Ausbau des Stichkanals zwischen Hildesheim und der Schleuse in Bolzum verbinden. Noch immer ist nicht ganz klar, wie tief die Einschnitte genau sein werden, die Planung läuft. Doch nun sendet das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt aus Braunschweig ein Signal, das die besorgten Anlieger ermutigen könnte: Die Natur soll zumindest bei Unterhaltungsarbeiten künftig so weit wie möglich geschont werden.
Das betrifft in erster Linie den Mittellandkanal, aber auch den Stichkanal nach Hildesheim, wie Knut Gebhardt vom zuständigen Amt bestätigt. Im vergangenen Jahr habe es durch die Praxis am Mittellandkanal heftige Kritik gegeben, räumt die Behörde ein. Daher habe sie das Konzept grundlegend überarbeitet: Der Rückschnitt des Bewuchses soll an den Kanälen stark zurückgefahren werden. Die Natur solle in ihren Entwicklungsmöglichkeiten nur noch so weit eingeschränkt werden, wie es nötig ist – zum einen wegen des Schiffsverkehrs auf der Wasserstraße, zum anderen wegen der Nutzung der Betriebswege, die parallel zum Kanal verlaufen. Für die jährlichen Gehölzarbeiten sieht das Naturschutzgesetz den Zeitraum von Anfang Oktober bis Ende März vor. Sie starten also in Kürze. Am Mittellandkanal wurden im Frühjahr direkt in Hannover sogar 45 Bäume und 2000 Sträucher neu gepflanzt – und 80 Prozent sind dank intensiven Wässerens trotz des trockenen Sommers angewachsen. Was die Büsche und Bäume am Hildesheimer Stichkanal angeht, hatten Naturschützer immer die ökologische Bedeutung betont: Die Seitenräume des Kanals seien ein wertvoller Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Würde der Bewuchs abgeholzt, dauerte es wohl 20 Jahre bis die Natur den aktuellen Stand annähernd wieder erreicht habe. Der Ornithologische Verein und der Nabu fanden bei Untersuchungen am Kanal seltene Pflanzen, Vogel- und Insektenarten – und eine erstaunliche Vielfalt.
©Hildesheimer Allgemeine Zeitung 28.09.2018
Anmerkung AH: Das ehrenamtliche Team des OVH hat in der Bearbeitung des Projektes Kanalerweiterung 100te Stunden sowohl im Gelände, wie am Schreibtisch gearbeitet.
Wir sind sogar bis Berlin ins Verkehrsministerium gefahren, um unseren Standpunkt zu vertreten. Auf dem Bild erkennt man etwas von der Problematik wieder. Der ursprüngliche Bau des Kanals hat schon wichtige Wälder bei Harsum entzweit. Die in dem Bild gezeigten Bäume und Büsche entlang des Kanalufers wären aber ohne den Kanal überhaupt nicht vorhanden. Diese Lebensräume haben sich seit dem Bau des ursprünglichen Kanals entwickelt und bieten Lebensräume für zahlreiche Pflanzen und Tiere, die in der Börde selten geworden oder ausgestorben sind. Der Kanal ist eine der wichtigsten Lebensadern in der Hildesheimer Börde, so findet man hier den höchsten Bestand der Nachtigall in unserem Landkreis.
In der Gemeinde Harsum in unmittelbarer Nähe des Kanals sind aber auch einige der seltensten Lebensräume der Bördelandschaft: Hollenmeerholz und Saubecksholz waren früher miteinander verbunden und befinden sich jetzt auf beiden Seiten des Kanals.
Wenn man über historische Waldungen spricht, gehören diese Bördewälder genauso dazu, wie der Hambacher Forst.