Aus der HAZ vom 01.03.2019
Gegner des Projekts bei Rössing erwägen bei Genehmigung der Anlage rechtliche Schritte
Von Alexander Raths
Rössing/Klein Escherde. Die „Bürgerinitiative gegen den Windpark Rössing“ erhebt erneut Einwände gegen einen geplanten Windpark. Zudem erwägt sie rechtliche Schritte, falls die für die Anlagen vorgesehene Fläche nicht aus dem regionalen Raumordnungsprogramm (RROP) des Landkreises herausgenommen wird. In einer Stellungnahme kritisiert die Initiative die Pläne, die Landwirte aus der Region umsetzen wollen. Dabei geht es den Kritikern darum, dass der Bau solcher Anlagen schwere Eingriffe in die Landschaft und die Tierwelt zur Folge habe. So etwa käme der Schwarzstorch in dem Gebiet vor.
Geschützte Vogelarten wie er seien einem „signifikanten Tötungsrisiko“ ausgesetzt. Auch wäre das Landschaftsbild stark betroffen. Außerdem würde durch die Anlagen ein Blick in die norddeutsche Tiefebene verstellt. Und: „Die Einschnitte gefährden grundsätzlich die Funktion des Bewuchses als Ausgleichsflächen für die Eingriffe beim Bau der ICE-Strecke.“
Darüber hinaus weist die Initiative auf für Menschen nicht wahrnehmbare Schallwellen hin. Die seien laut Forschungsergebnissen ein Risiko für die Gesundheit mancher Menschen. Die Windkraftindustrie weist hingegen Vermutungen zurück, dass „Infraschall“ gefährlich sei.
Die Initiative fordert, dass der Landkreis das Gebiet nicht als Fläche für das Windpark-Projekt zulässt und von dessen Genehmigung absieht. Sollte jedoch die Fläche im Raumordnungsprogramm verbleiben, behält sich die BI rechtliche Schritte vor – heißt: Sie würde mit einer Klage vor Gericht ziehen. Zumal: „Neben den Vögeln kommen auch noch Fledermäuse in dem Gebiet hinzu“, erklärt Reiner Verwiebe von der Initiative.
Die Landwirte aus der Region, die den Windpark planen, können die Stellungnahme der BI nicht nachvollziehen und argumentieren so: „Da werden Fakten verdreht. Zehn Wutbürger lassen sich aus. Seit Jahren wollen sie unser Projekt torpedieren“, sagt Jan-Oliver Kliemann (39), der zu den acht Mitgliedern der Betreibergemeinschaft gehört, die drei Windräder mit einer Höhe von etwa 200 Metern plant. Experten zufolge würden die Vögel nicht in Rotoren fliegen, so Kliemann. „Und die einzige Auswirkung eines Windrades für die Anwohner ist, dass man einen vorbei wischenden Flügel sieht.“ Der Plan sei, keine Chemiefabrik zu bauen, sondern auf Windkraft zu setzen. „Die BI schafft es, den Landkreis zu verunsichern.“ Die Betreiber würden gegebenenfalls selbst rechtliche Mittel prüfen.
Unterdessen zeigt sich Sonja Hartmann als Klein Escherder Ortsbürgermeisterin „zwiegespalten.“ Denn: „Mein Mann Heinrich gehört ja zu den Landwirten, die die Anlagen betreiben wollen.“ Ihre Einschätzung mit Blick auf die Stimmung im Dorf: „Die Stimmen, die sich gegen das Projekt richten, sind viel lauter und auch häufiger als diejenigen, die sich für das Vorhaben aussprechen.“ Die einen seien für Windkraft, um von fossilen Energien wegzukommen, die anderen fürchteten um das Ortsbild und die Natur. Das nächste Windrad wäre künftig etwa 900 Meter vom Ort entfernt. „Was etliche auch stört, ist, dass der Windpark in einem Gebiet liegen würde, in dem viele gern spazieren gehen.“
Der Landkreis Hildesheim prüft derzeit nach eigenen Angaben den möglichen Standort bei Rössing. Der Kreistag entscheidet in seiner Sitzung am Donnerstag, 4. April, mit einem Beschluss zum Raumordnungsprogramm, ob das Windpark-Projekt tatsächlich umgesetzt wird.