Aus der HAZ 8. Juli 2020
In diesem Frühjahr haben wieder mehr Nachtigallen gesungen – nachdem ihr Bestand im Vorjahr eingebrochen war. Bei der Zählaktion des Ornithologischen Vereins (OVH) wurden Karl-Heinz Rosanowski 129 singende Männchen gemeldet. Vor einem Jahr waren es nur 105 Vögel gewesen.
„Vielleicht hat sich sogar Corona positiv auf den Zug der Nachtigall ausgewirkt“, mutmaßt Rosanowski. „Denn wegen der Corona-Einschränkungen waren in den Mittelmeerländern nicht so viele Vogelfänger wie sonst mit ihren Netzen und Leimruten unterwegs.“ Zudem dürfte der sehr sonnige und meldet Frühling in diesem Jahr diese wärmeliebende Vogelart begünstigt haben. Vor einem Jahr war das Frühjahr ziemlich feucht und kühl.
Bestandsschwankungen sind jedoch nichts Ungewöhnliches: In den vergangenen Jahren gab es von Jahr zu Jahr immer wieder deutliche Unterschiede bei den Zählergebnissen. Dennoch fällt auf, dass viele, früher regelmäßig besetzt Brutplätze, inzwischen verwaist sind. Und auch die beständig sinkende Zahl von Insekten dürfte der Bestandsentwicklung nicht gut tun.
Die ersten Nachtigallen wurden bereits am 4. April von Marina Grothe in Oedlum und Harry Heinecke in Harsum entdeckt, die letzte hörte Rosanowski am 24. Juni an der Lavesbrücke über die Innerste in der Nähe von Walshausen. Im vergangenen Jahr hatte die erste Nachtigall erst am 14. April in Oedlum gesungen.
Insgesamt meldeten 81 Naturfreunde 319 Nachtigallen – manche Sänger wurden allerdings gleich mehrfach gemeldet. Und manche Vogelliebhaber meldeten gleiche etliche Tiere: So steuerte Stefan Thieme 60 Beobachtungen bei, Josef Folger 26, Bernhard Scharfenberg 25, Alistair Hill 18. Die Arbeitsgemeinschaft Umwelt und Naturschutz Ambergau, die im vergangenen Jahr lediglich drei Reviere entdeckte, meldete in diesem Jahr zehn Areale, in denen eine Nachtigall sang.
Als regelrechte Hotspots erwiesen sich Lebensräume, die vom Menschen umgestaltet worden sind und jetzt zumindest teilweise der Natur zurückgegeben worden sind: der Bruchgraben, der Innerstelauf in Höhe Himmelsthür, die Giftener Seen und die Nordstemmer Kiesseen sind Gebiete, in denen sich der zierliche braune Sänger offenbar besonders wohl fühlt.