Nach Einsatz des Fischereivereins fehlt Tieren nun ein Schutzgebiet
„Schilf ist ein geschütztes Habitat und darf nicht ohne Genehmigung gemäht werden“, erklärt Alistair Hill, Vorsitzender des Ornithologischen Vereins zu Hildesheim. Natürlich müsse das Schilf auch mal geschnitten werden, das gehöre zur Pflege. Doch die Halme sollten nur abschnittsweise gekürzt werden. Zwei Drittel sollten auf jeden Fall stehen bleiben. Der Kahlschlag nun sei für die Tiere in dem Bereich fatal. Der Zaunkönig, der im Schilf Schutz vor Wind und Kälte findet, hat jetzt keine Winterdeckung mehr. Das Röhricht bietet Rohrammer und Teichrohrsängern Schutz, ist zudem wichtig für die Fische, die in dem geschützten Bereich ihren Laich ablegen. Im Schilfgürtel brüten im Frühjahr Blesshühner, Enten und Teichhühner, ebenso wie die Schwäne. In die Stängel der Brombeeren legen Wildbienen ihre Eier ab, damit im folgenden Jahr die Brut schlüpft. Diese Brut ist nun verloren. „Das, was am Hohnsen geschehen ist, ist sehr beklagenswert“, erklärt Allistair Hill.
„Die Kritik ist berechtigt“, so Stadtsprecher Helge Miethe. Der Sportfischerverein von 1904 habe in Absprache mit der Stadt Hildesheim den Rückschnitt am Hohnsen vorgenommen, so wie er es an anderen Pachtgewässern wie dem Kalenberger Graben oder dem Piratensee ebenfalls erledigt. In diesem Fall sei bedauerlicherweise zu viel weggeschnitten worden. Die Stadt habe den Verein bereits darauf hingewiesen und werde bei der nächsten Rückschnittaktion vor Ort eine Einweisung geben, was in welchem Umfang geschnitten werden darf. Die Stadt bedauert, dass die Uferböschung nun nicht mehr als Rückzugsort für Vögel zur Verfügung steht: „Das tut uns leid.“ Das Schilf werde aber nachwachsen. Ein Vertreter des Fischereivereines war für die Redaktion am Freitag nicht zu erreichen.
Nach Ansicht von Hill müsste die Zusammenarbeit mit dem Fischereiverein sofort aufgekündigt werden. Das Vorgehen am Hohnsen zeige die mangelnde Kompetenz.
Schilfgürtel bieten vielen Tieren optimalen Lebensraum: Sie dienen als Versteck und ungestörte Brutplätze. Schilf leistet einen unersetzlichen Beitrag für den Naturschutz und den Erhalt der Biodiversität. Aus diesem Grund wünscht der Ornithologische Verein zu Hildesheim, dass der Schilfstreifen im Zuge der Umgestaltung des Hohnsensees noch vergrößert wird. „Wir denken an eine Breite von vier Metern“, sagt Hill. Derzeit messe der Streifen zwei bis drei Meter in der Breite. Doch davon ist nichts mehr übrig. Vor Ort bemerkt Hill, dass Zaunkönige, Rotkehlchen und Blaumeisen in ihrer Not nun offenbar im geschnittenen Röhricht, der zur Abholung an der Seite liegt, Schutz suchen.
Aus dem HAZ vom 16.01.2021 © Hildesheimer Allgemeine Zeitung