Bundesnetzagentur legt Korridor für Erdkabel-Stromtrasse fest
aus der HAZ vom 27.03.2021
Östlich oder westlich um Hannover und Hildesheim herum? Das war seit Jahren die Frage bei Südlink. Eine Entscheidung für den Abschnitt von Scheeßel bis Bad Gandersheim wurde immer wieder verschoben. Zum Teil auch, weil Bürgerinitiativen Alternativ-Routen vorschlugen, die bei der Bundesnetzagentur auf großes Interesse stießen, wie etwa im Raum Alfeld/Delligsen.
Nun ist klar, wo Südlink verlaufen soll. Die Bundesnetzagentur hat sich für den kürzeren Weg westlich um die Landeshauptstadt herum entschieden und folgt damit auch dem Vorschlag des Netzbetreibers Tennet. Der hatte die Westvariante als „Vorzugstrasse“ beantragt.
Für den Landkreis Hildesheim bedeutet das in den nächsten Jahren Großbaustellen in der Feldmark in weiten Teilen des Westkreises: Die Trasse soll aus Richtung Eldagsen kommend bei Wittenburg den Landkreis erreichen und dann zwischen Wittenburg und Sorsum hindurch nach Süden führen, danach zwischen Elze und Mehle hindurch verlaufen, dann über Deinsen und Deilmissen und durch das Külftal in Richtung Brunkensen. Danach geht es westlich von Gerzen und Warzen weiter, ehe die Erdkabel-Trasse die Bundesstraße 3 unterqueren und weiter in Richtung Freden führen soll, bis sie südlich des Ortes den Landkreis verlässt.
Alfelds Bürgermeister Bernd Beushausen (SPD) reagierte nicht allzu überrascht auf die Festlegung auf den Leinetal-Korridor. „Das ist jetzt erst einmal ein ein Kilometer breiter Streifen, innerhalb dessen es noch einige Hindernisse zu umgehen gibt.“ Die Stadt werde das weitere Verfahren deshalb „sehr genau verfolgen und sich entsprechend einmischen“. Die Bürgermeister von Elze, Freden und der Samtgemeinde Leinebergland waren am Freitagnachmittag kurzfristig nicht mehr für Stellungnahmen zu erreichen.
Welche Art von Baustellen es im westlichen Landkreis in den nächsten Jahren geben dürfte, können sich Interessierte derzeit bei Wartjenstedt (Samtgemeinde Baddeckenstedt) anschauen. Dort laufen derzeit die Arbeiten am Erdkabel-Abschnitt der Höchstspannungsleitung Wahle-Mecklar. Die Bautrasse ist Dutzende Meter breit – und deutlich breiter als die Stromtrasse am Ende, weil Baufahrzeuge und Maschinen viel Platz brauchen.
Die rund 700 Kilometer lange Verbindung mit Startpunkt in Schleswig-Holstein soll über Erdkabel Windstrom aus Anlagen in der Nordsee in die süddeutschen Ballungsräume transportieren. Bis die Stromautobahn genutzt werden kann, wird es allerdings noch Jahre dauern. Laut Bundesnetzagentur soll sie 2026 in Betrieb gehen – und selbst das ist aufgrund der Verzögerungen im Planverfahren nach Einschätzung von Beteiligten inzwischen ein ambitioniertes Ziel. Ursprünglich sollte Südlink deutlich früher starten.
Die Übertragungsnetzbetreiber Tennet und TransnetBW beziffern die Investitionskosten auf rund 10 Milliarden Euro. Sie werden letztlich über mehrere Jahrzehnte über die Netzentgelte auf die Endverbraucher umgelegt.
© Hildesheimer Allgemeine Zeitung