Stadt lässt auf dem Gelände der Gartenkolonie Niedersachsen zwei Hektar Sommerblumen sprießen

Oberbürgermeister Ingo Meyer und Stephanie Biel vom Fachbereich Grün weisen die Fläche als Insektenwiese aus.Foto: Werner Kaiser
Oberbürgermeister Ingo Meyer und Stephanie Biel vom Fachbereich Grün weisen die Fläche als Insektenwiese aus. Foto: Werner Kaiser

Doch nun hat die Stadt all ihre bisherigen Anstrengungen noch einmal überboten: Auf dem Gelände der ehemaligen Kleingartenkolonie Niedersachsen zwischen Lerchenkamp und B 6 hat Oberbürgermeister Ingo Meyer am Dienstag hinter dem Domizil des Alpenvereins den Startschuss für eine Blumenwiese gegeben, die mit 20 000 Quadratmetern Fläche größer ist als alle bisher angelegten Blühflächen zusammen. Die kommen nämlich nur auf 18 000 Quadratmeter Fläche.

Meyer hatte zwar den bei offiziellen Anlässen üblichen ladenneuen Spaten zur Hand, die tatsächliche Aussaat der etwa 33 Kilogramm Blumensamen übernahmen dann aber doch Cord und Hanns-Heinrich Hartmann aus Klein Escherde mit schwerem Ackergerät. Die beiden Brüder stammen aus der Landwirtschaft. Vor anderthalb Jahren wagte Cord Hartmann (23) als staatlich geprüfter Agrarbetriebswirt den Schritt in die Selbstständigkeit, gründete einen Betrieb für landwirtschaftliche Lohnarbeiten.

Zuletzt hatte die aufgelassene Gartenkolonie wegen ihres verwahrlosten Zustands für Unmut gesorgt. Inzwischen erinnert fast nichts mehr an sie. Der Boden ist frisch eingeebnet, das Saatgut mit Druckluft gleichmäßig verteilt und mit der Walze der Drillichmaschine sanft ins Erdreich gedrückt. Ein Viertel der Pflanzen sind Licht-, drei Viertel Bodenkeimer, so dass einem Blütenmeer im August nichts mehr im Wege stehen sollte. Die Saatmischung vom Landhandel Weiterer aus Algermissen enthält Ringelblumen, Lupinen und Sonnenblumen, verschiedene Kleesorten, Erbsen, Wicken und Koriander, und auch die blaublühende Phacelia, die im Volksmund als „Bienenfreund“ bekannt ist, darf darin nicht fehlen.

Was die Blühfläche ökologisch besonders wertvoll macht, ist die längerfristige Ausweisung als Naturraum: Die zwei Hektar städtischer Grund sind zwar als Gewerbefläche ausgewiesen, doch eine solche Nutzung stehe in den kommenden Jahren „noch längst nicht an“, so Meyer.

Die Stadt Hildesheim war bereits 2019 als eine von 14 Kommunen bundesweit mit dem Label „Stadtgrün naturnah“ ausgezeichnet worden. Die Zertifizierung gilt für drei Jahre. „Die Stadt setzt seit Jahren verstärkt auf die naturnahe Gestaltung ihrer Grünflächen, schafft damit Lebensräume für Tiere und Pflanzen und leistet so einen wichtigen Beitrag für das Klima und die Artenvielfalt“, so Meyer. „Und ganz nebenbei werden die Flächen optisch attraktiver gestaltet.“

© Hildesheimer Allgemeiner Zeitung 19. Mai 2021