Botanische Bestandsaufnahme der Bungenpfuhl-Wiesen mit dem Innerste-Altarm
Bericht und Fotos: Maren Burgdorf
Die Bungenpfuhl-Wiesen mit dem Altarmrest der Innerste sind ein Bestandteil des FFH-Gebietes 115 „Haseder Busch, Giesener Berge, Gallberg, Finkenberg“. Der nördliche, im Landkreis Hildesheim liegende Teil ist durch die NSG-Verordnung „Haseder Busch“ geschützt, der im Stadtgebiet liegende Teil durch die NSG-Verordnung „Mastberg und Innersteaue“.
Die letzte floristische Erfassung der Bungenpfuhl-Wiesen unter Mitwirkung der 1981 gegründeten AG Botanik erfolgte 1982 (Hofmeister 1983). 39 Jahre danach suchte die Gruppe das Gebiet im Sommerhalbjahr 2021 für eine neue Bestandsaufnahme auf.
Coronabedingt konnten jeweils nur wenige Personen an den Exkursionen teilnehmen, sie waren am 19.05., 26.05., 01.06. und 08.09.2021 in wechselnder Zusammensetzung im Bungenpfuhl unterwegs. An den Begehungen nahmen teil: Maren Burgdorf, Verena Garve, Kai Hobritz, Günter Kohrs und Uta Striebl.
Untersucht wurden die Wiesen ab der Einmündung des Altarms in die Innerste im Norden bis zum Ende des Altarms im Süden. Bericht und Fotos: M. Burgdorf.
Die südlich anschließende „Pferdeangerwiese“ wurde bereits 2014 von der AG Botanik kartiert: Siehe hierzu den Bericht der AG Botanik im Ornithologischen Verein zu Hildesheim e.V.
Bildaufnahme 9 / 2020
1. Feucht- und Nasswiesen im Norden des Bungenpfuhls
Die Feucht- und Nasswiesen im nördlichen Bungenpfuhl gehören zum NSG „Haseder Busch“. Die Bewirtschaftung erfolgt ohne Düngung und Pflanzenschutz. Im Frühjahr bietet sich hier ein besonders schönes Bild, wenn Sumpfdotterblumen (Caltha palustris), RL 3 und Kuckucks-Lichtnelken (Silene flos-cuculi), V in großer Zahl blühen. Die Mahd erfolgt nach dem 15. Juni ein- bis zweimal jährlich, je nach Befahrbarkeit des Untergrundes. 2021 waren die Bedingungen infolge hoher Niederschläge offensichtlich ungünstig, so dass der nordöstliche Teil auch Mitte September noch nicht gemäht und bis zu 1,80 m hoch aufgewachsen war. Der nordwestliche Teil war bei der Begehung am 8. September gemäht, allerdings lag das Mähgut im Wasser und konnte erst im September abgefahren werden.
Die Feucht- und Nasswiesen des südlich anschließenden, bis zur Stadtgrenze reichenden Flurstücks wurden im Sommer gemäht, das Mähgut wurde abgefahren.
Arten in den extensiv genutzten Feucht- und Nasswiesen
Seggen-, binsen- und hochstaudenreiche Nasswiese (GFN)
Nasswiese mit Sumpf-Schwertlilie (Iris pseudacorus) im nördlichen Bungenpfuhl, nahe dem Altarm (01.06.2021)
Feuchtwiese mit Kuckucks-Lichtnelke (Silene flos-cuculi) im nordwestlichen Bungenpfuhl (01.06.2021)
2. Intensivgrünland der Überschwemmungsbereiche (GIA)
Die Wiesen im mittleren Bereich des Bungenpfuhls liegen im Stadtgebiet und sind Bestandteil des NSG „Mastberg und Innersteaue“. Sie sind teilweise weniger feucht und werden intensiv genutzt, da trotz des hochrangigen Schutzes als NSG und FFH die Düngung freigestellt ist. Dieses Grünland wird zumeist zweimal im Jahr gemäht und vermittelt ein völlig anderes Bild als die Feucht- und Nasswiesen im Norden des Bungenpfuhls. In den gedüngten Bereichen wachsen fast ausschließlich hohe Gräser, buntblühende Kräuter fehlen nahezu vollständig.
Folgende Arten wurden gefunden:
Gräser
Agrostis stolonifera | Weißes Straußgras | |
Alopecurus pratensis | Wiesen-Fuchsschwanz | |
Bromus hordeaceus | Weiche Trespe | |
Dactylis glomerata | Gewöhnliches Knäuelgras | |
Festuca pratensis | Wiesen-Schwingel | |
Holcus lanatus | Wolliges Honiggras | |
Lolium perenne | Ausdauerndes Weidelgras | |
Poa trivialis | Gewöhnliches Rispengras | |
Kräuter | ||
Capsella bursa-pastoris | Hirtentäschel | |
Ranunculus acris | Scharfer Hahnenfuß | |
Ranunculus repens | Kriechender Hahnenfuß | |
Stellaria media | Vogelmiere |
Intensiv genutztes Feuchtgrünland im mittleren Bereich des Bungenpfuhls (01.06.2021)
3. Mesophiles Grünland (GM)
in höhergelegenen Bereichen am Altarm
An den Uferwall des Altarms schließt sich ein höher gelegener, nur sehr selten überfluteter und daher trockenerer Streifen mit mesophilem Grünland an.
Arten im mesophilen Grünland (Glatthaferwiese)
Anthoxanthum odoratum | Gewöhnliches Ruchgras | |
Anthriscus sylvestris | Wiesen-Kerbel | |
Arrhenatherum elatius | Gewöhnlicher Glatthafer | |
Carex muricata agg. | Stachel-Segge | |
Cerastium arvense | Acker-Hornkraut | |
Dactylis glomerata | Gewöhnliches Knäuelgras | |
Galium album | Wiesen-Labkraut | |
Pimpinella major | Große Bibernelle | |
Potentilla anserina | Gänse-Fingerkraut | |
Rumex acetosa | Großer Sauerampfer | |
Rumex obtusifolius | Stumpfblättriger Ampfer | |
Trifolium pratense | Rot-Klee | |
Valerianella locusta | Gewöhnlicher Feldsalat | |
Veronica arvensis | Feld-Ehrenpreis | |
Veronica chamaedrys | Gamander-Ehrenpreis | |
Vicia angustifolia ssp. angustifolia | Schmalblättrige Wicke | |
Vicia cracca | Vogel-Wicke | |
Vicia sepium | Zaun-Wicke |
4. Altarm der Innerste
Das südliche Ende des Altarms liegt nördlich der „Pferdeangerwiese“ in einem sumpfigen Verlandungsbereich mit urwüchsigem Erscheinungsbild. Totholz und umgestürzte Bäume liegen im Sumpf, in den randständigen Gehölzen klettert der Hopfen (Humulus lupulus) bis in die Kronen empor. Schilfröhrichte (Phragmites australis) und kleinere Bestände von Drüsigem Springkraut (Impatiens glandulifera) bilden mit nährstoff- und feuchteliebenden Arten wie Große Brennnessel (Urtica dioica), Kletten-Labkraut (Galium aparine), Gewöhnliches Hexenkraut (Circaea lutetiana), Baldrian (Valeriana officinalis) und Zaunwinde (Calystegia sepium) ein fast undurchdringliches Dickicht.
Nördlich schließt die offene Wasserfläche des Altarms an, die bis zur Mündung in die Innerste von linearem Weiden-Auwald mit alten Baum- und Strauchweiden gesäumt wird. Umgebrochene Gehölze liegen im Wasser, die Oberfläche ist an vielen Stellen mit dichten Wasserlinsendecken (Lemna minor) belegt.
Altarm der Innerste im Norden des Bungenpfuhls (08.09.2021)
Gehölze am Altarm
Acer campestre | Feld-Ahorn | |
Carpinus betulus | Hainbuche | |
Frangula alnus | Faulbaum | |
Populus x canadensis | Bastard-Schwarzpappel | |
Pyrus communis | Kultur-Birne | |
Salix fragilis | Bruch-Weide | |
Salix div. spec. | Salix spec. | |
Sorbus aucuparia | Eberesche | |
Viburnum opulus | Gewöhnlicher Schneeball | |
Viscum album | Laubholz-Mistel |
5. 1986 mit Panzern der Bundeswehr ausgeschobene Mulden im südlichen Bungenpfuhl
Im Jahre 1986 wurden auf Initiative des Ornithologischen Vereins bei einem Panzereinsatz der Bundeswehr im südlichen Bungenpfuhl einige flache Mulden ausgeschoben. Da nachfolgend eine regelmäßige Mahd unterblieb, siedelten sich sehr schnell erste Gehölze wie Erlen (Alnus glutinosa), Weiden (Salix spec.) und Birken (Betula pendula) an, die bereits nach wenigen Jahren beträchtliche Höhen erreichten. Heute, nach 35 Jahren sind sie zu hohen Bäumen herangewachsen. Die Mulden führen nur selten Wasser. Mit ihren hohen Bäumen, den strauchigen Weiden und dem Unterwuchs aus u.a. Schilf (Phragmites australis), Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea) und Sumpf-Schwertlilie (Iris pseudacorus) vermitteln sie den Eindruck kleiner „Auwaldinseln“ im umgebenden Feuchtgrünland.
2021 in den Flutmulden gefundene Arten, 35 Jahre nach der Anlage
Gehölze
Alnus glutinosa | Schwarz-Erle | |
Betula pendula | Sand-Birke | |
Prunus padus | Gewöhnliche Traubenkirsche | |
Salix alba | Silber-Weide | |
Salix caprea | Sal-Weide | |
Salix fragilis | Bruch-Weide | |
Salix spec. | Weide |
Krautschicht
Aegopodium podagraria | Giersch | |
Bromus inermis | Wehrlose Trespe | |
Chaerophyllum bulbosum | Knolliger Kälberkropf | |
Echinochloa crus-galli | Gewöhnliche Hühnerhirse | |
Epilobium hirsutum | Zottiges Weidenröschen | |
Galium aparine | Kletten-Labkraut | |
Glechoma hederacea | Gundermann | |
Impatiens glandulifera | Drüsiges Springkraut | |
Iris pseudacorus | Sumpf-Schwertlilie | |
Lamium maculatum | Gefleckte Taubnessel | |
Lemna minor | Kleine Wasserlinse | |
Parietaria officinalis | Aufrechtes Glaskraut | RL 3; >6 Ex. |
Phragmites australis | Gewöhnliches Schilf | |
Solidago gigantea | Späte Goldrute | |
Urtica dioica | Große Brennnessel |
1986 angelegte Mulde nach 3 Jahren im Sommer 1989
Mulde im Sommer 2021, 35 Jahre nach der Anlage
Mulde mit Sumpf-Schwertlilie (21.06.2021)
Literatur
Hofmeister, H. (1983): Floristische und vegetationskundliche Beobachtungen im Bungenpfuhl nördlich Hildesheims. – Mitt. Orn. Verein Hildesheim 7.
Hofmeister, H. (2003): Naturnahe Flusslandschaft mit großer Vegetationsvielfalt. In: Naturraum Innerstetal. – Mitteilungen der Paul-Feindt-Stiftung Bd. 4, Hildesheim.
AG Botanik im OVH (2014): Floristische Bestandsaufnahme der „Pferdeangerwiese“ im Südosten des NSG „Mastberg und Innersteaue“. In: ovh-online.de/liste-der-berichte-der-ag-botanik-im-ornithologischen-verein.
Vögel
2021 wurde von AG Ornithologie des OVH eine ausführliche Bestandsaufnahme der im Bungenpfuhl vorkommenden Vogelarten durchgeführt.
Zufallsbeobachtungen Vögel
der AG Botanik (v.a. von Verena Garve) während der Exkursionen 2021:
Stockente
Kuckuck
Eisvogel
Grünspecht
Schwarzspecht
Sumpfrohrsänger
Teichrohrsänger 2 Ex.
Mönchsgrasmücke
Zilpzalp
Pirol rufend am 21.06.2021 im nördlichen Mastberg (M. Burgdorf, bestätigt von Wolfgang Pahl)
Weitere Tiere (Angaben von Günter Kohrs):
Schwarzwild
Rehwild
Fuchs
Dachs
Waschbär
Biber
Fischotter
Wildkatze
Der Bungenpfuhl bei dem extremen Hochwasser im Juli 2017
Fotos: Burgdorf (27.07.2017)
© Ornithologischer Verein zu Hildesheim e.V.