Neues vom DDA am 30.06.2022

Schon bei Gründung der European Union for Bird Ringing (EURING) bei einem Treffen europäischer Bringungszentralen 1963 in Paris bestand die Vision eines gesamteuropäischen Atlas des Vogelzuges auf der Grundlage der Wiederfunde beringter Vögel. Dazu wurde 1966 ein einheitlicher Code für die Bearbeitung und Archivierung von Bringungs- und Wiederfunddaten eingeführt und 1977 eine zentrale Datenbank (EURING Data Bank; EDB; https://euring.org/data-and-codes/euring-databank) eingerichtet.Mit seinem „Zug europäischer Singvögel – Ein Atlas der Wiederfunde beringter Vögel“ (1973-1985) legte Gerhard Zink erstmalig für ausgewählte Singvogelarten eine solche gesamteuropäische Auswertung vor. Doch es dauerte schließlich bis ins Jahr 2014, bis die von EURING lange verfolgte Vision Form annahm. Im Rahmen des auf der 11. Vollversammlung der „Bonner Konvention“ (Convention on the Conservation of Migratory Species of Wild Animals CMS) wurde der „Aktionsplan zum Schutz ziehender Landvögel“ (Action Plan for Migratory Landbirds in the African-Eurasian Region) angenommen und darin das Ziel eines Europäisch-afrikanischen Vogelzugatlasses vereinbart. Es dauerte aber nochmals bis ins Jahr 2017, bis die Finanzierung gesichert war. Die italienische Regierung stellte der CMS eine Million Euro zur Verfügung, und somit war der Weg zu einem gesamteuropäischen Atlas des Vogelzugs frei.

Mit diesem „Atlas“, von Anfang an als online-Publikation angelegt, sollten die in der EDB gesammelten Wiederfunde beringter Vögel sowie in MOVEBANK verfügbare Tracking-Daten telemetrierter Vögel dargestellt werden.

Die administrative Koordination des gesamten Projektes lag im Auftrag von EURING in den Händen des Instituts für Vogelforschung, Wilhelmshaven, die umfangreiche und aufwändige Aufbereitung der Daten, Analyse und Visualisation in Karten und Grafiken sowie die Entwicklung der Webseite übernahm der British Trust for Ornithology BTO, Thetford, UK. Die Tracking-Daten stellte das Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie, Radolfzell, zur Verfügung, die begleitenden Arttexte wurden von den Beringungszentralen Aranzadi, Spanien; Sofia, Bulgarien; Paris, Frankreich und Wageningen, Niederlande, erstellt. Ergänzend befassten sich sog. Research-Module vertiefend mit historischen Veränderung in Zugmustern (Globe Institute, University of Copenhagen, Copenhagen, Dänemark), mit illegaler Vogeljagd (ISPRA (Istituto Superiore per la Protezione e la Ricerca Ambientale, Bologna, Italien), mit dem Ausmaß der räumlichen Konnektivität (Department of Environmental Science and Policy, University of Milan, Milan, Italien) und mit den vorbrutzeitlichen Zugzeiten nach EU-Vogelschutzrichtlinie jagdbarer Zugvogelarten (Institut für Vogelforschung, Wilhelmshaven).

Ein langjähriger Traum der gesamten EURING-Familie mit ihren zahlreichen nationalen Beringungszentralen und dank der unzähligen, meist ehrenamtlichen Beringerinnen und Beringern, die die wissenschaftliche Vogelberingung seit mehr als 100 Jahren mitgestalten, ist in Erfüllung gegangen.

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