Bruchgraben und Nebengewässer, Beobachtungen (2003/2004)
(z.T. Schutzgebiete der Paul-Feindt-Stiftung)
Kurznotizen bei Begehungen im Vorfeld der Erfassung der Flora und Vegetation
und Gesamtliste der festgestellten Gefäßpflanzen
Bericht und Fotos: Maren Burgdorf
Bruchgraben und Nebengewässer. Aus: RITTER et al. (1992)
Der Bruchgraben beginnt mit dem Zusammenfluss von Dingelber und Dinklarer Klunkau bei den Dörfern Ahstedt und Garmissen. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die 1950er Jahre hinein wurde der Bruchgraben auf weite Strecken durch Begradigungen einschneidend verändert. Hochwässer sollten rasch abgeführt und Überschwemmungen vermieden werden. Dadurch wurden Feuchtgebiete trockengelegt, und fast alle Wiesen, Weiden, Sümpfe und Auenwälder verschwanden bis auf kleine Reste.
Begradigter Bruchgraben im Trapezprofil. Foto: Bernd Galland (2018)
Der naturferne Zustand der Bruchgrabenniederung veranlasste den Ornithologischen Verein zu Hildesheim (OVH) schon vor Jahrzehnten, sich gemeinsam mit seinen Regionalgruppen Algermissen und Borsum für die Wiederherstellung und Entwicklung naturnaher Bereiche am Bruchgraben einzusetzen. Auch im Vorfeld der EXPO 2000, deren Motto „Mensch – Natur – Technik“ lautete, unterbreitete der OVH im Auftrag der Paul-Feindt-Stiftung (PFS) zahlreiche Vorschläge zur Renaturierung (RITTER et al. 1992).
Die Paul-Feindt-Stiftung brachte ihre Flächen am Bruchgraben in die Flurbereinigungsverfahren ein (ab 2013: Algermissen, Harsum und Soßmar), so dass die Entwicklungsmaßnahmen unabhängig von der ursprünglichen Lage der Grundstücke geplant werden konnten. In enger Zusammenarbeit von Landkreis und Gemeinden wurden seit 2018 die Pläne in dem Abschnitt zwischen der Bundesstraße 494 (Borsumer Pass) und der Bahnlinie verwirklicht. Der große Erfolg der Renaturierung mit dem nun wieder mäandrierenden Bruchgraben ist hier deutlich sichtbar. Vergleichbare Maßnahmen sind auch für die flussaufwärts liegenden Abschnitte geplant, und in der weiteren Zukunft soll auch der untere sehr langsam fließende Abschnitt ab der Bahnbrücke bis zur Mündung in die Innerste im Rahmen einer Flurbereiniugung renaturiert werden.
Obwohl die schwerwiegenden Eingriffe des 19. und 20. Jahrhunderts zu gravierenden Verlusten der Biotopvielfalt geführt hatten, waren doch immer noch Reste der ursprünglichen Lebensräume am Bruchgraben vorhanden. Eine Untersuchung durch die Botanik-AG des OVH in den Jahren 2003 und 2004 konnte noch etliche Flussabschnitte mit Auwaldresten, Kopfweidenreihen, Teichen, nassen Senken, alten Flussschlingen, Röhrichtbeständen und feuchtem Grünland nachweisen.
Band 5 der Schriftenreihe der Paul-Feindt-Stiftung: „Hildesheimer und Kalenberger Börde“ widmet dem Bruchgraben, seiner Unterhaltung, Entwicklung und dem Arteninventar mehrere Artikel, darunter auch über Flora und Vegetation des Bruchgrabens und seiner Nebengewässer (BURGDORF 2005).
Die nachstehenden Kurznotizen entstanden im Vorfeld der Erfassung der Flora und Vegetation bei Begehungen des Bruchgrabens von seinen Quellen bis zur Mündung. Die Gesamtliste am Ende des Berichtes enthält alle bei den Exkursionen in den Jahren 2003 und 2004 festgestellten Farn- und Blütenpflanzen.
Kurznotizen Bruchgraben und Nebengewässer 2003 und 2004
Die beiden Bäche Dinklarer und Dingelber Klunkau, die zusammen den Bruchgraben bilden, haben ihren Ursprung in mehreren Quellen im Vorholz.
Dinklarer Klunkau
1. Quelle im Vorholz zwischen Heidelbeerenberg und Langer Berg: in einem Quellsumpf (Winkelseggen-Erlen-Eschenwald)
2. Quelle am Langen Berg nördl. der Straße Wendhausen-Heersum, heute „Herrenquelle“ genannt. Nach SÖDING (1955) entspringt die Quelle „in einer tiefen Felsengrotte“ und wurde „Herdenbrunnen“ genannt, da hier das Vieh getränkt wurde. Nach Söding war der Ort „früher“ ein beliebtes Ausflugsziel.
Heute (2004): Die Quelle ist gefasst, das Bachtal sumpfig, begleitet von einem Winkelseggen-Erlen-Eschenwald, häufig in der Subassoziation von Winter-Schachtelhalm (Equisetum hiemale) RL 3 (GENUIT-LEIPOLD 2001). Winter-Schachtelhalm-Bestände mit div. 1000 Ex.
Bis zum Austritt aus dem Wald mäandrierender Verlauf der Klunkau.
Kurz vor Austritt aus dem Wald: Waldsimsen-Sumpf (Scirpus sylvaticus). Danach Freizeit-Grundstück, die Klunkau speist 2 Teiche. Teichabfluss stark eutrophiert: Algenwatten noch in Entfernung von 150m. Bach tief eingeschnitten.
Bachröhricht ab 200m nach Teich artenreich.
Obstbaumreihe rechts der Klunkau. Flurstücksgrenzen im weiteren Verlauf der Klunkau eingehalten? Äcker bis an die Kante des Bachufers!
24.04.04: In Ortslage Dinklar idyllischer Weg an der (kurvig verlaufenden) Klunkau. Kopfweidenreihe am Bach, vor kurzem geschnitten.
Nördlich der Kemmer Klärteiche: Verlauf der Klunkau etwas kurvig. Wasser trübe, übelriechend, Grund schlammig. Kleinflächig Weichholzaue (Aufn. 46). Weiter östlich: gepflanzte Pappelreihe. In der schmalen Aue zw. Bach und den Dämmen der Klärteiche: Brennessel-Giersch-Gesellschaft. Massenbestände der Herkulesstaude. Am südwestlichen Damm der Klärteiche großer Bestand von Eselsdistel (Onopordum acanthium). Blühender Kemmer Kirschenweg.
Farmser Bach
Naturnaher, mäandrierender Bach, Mündung in Dinklarer Klunkau östl. Kemme.
Nördl. Farmsen am Sportplatz: alte Eichengruppe mit einem Vorkommen des Hirschkäfers (U. WEBER, UNB).
Zw. Farmsen und Kemme: Gehölzriegel am Ufer (z.T. gepflanzt, z.T. spontan). Im Saum Brennessel-Giersch-Gesellschaft.
Am Zusammenfluss Farmser Bach / Dinklarer Klunkau Brache, im Herbst Rinderbeweidung. Nach Zusammenfluss Farmser Bach mit Dinklarer Klunkau waldartiger Charakter mit z. gr. Teil angepflanzten Gehölzen u. Brennesselfluren.
Rechts der Klunkau Rinder-(Winter-) Weide mit großem Viehbesatz.
Zwischen Bahn und Kläranlage (nördl. Schellerten): Ufer beiderseits mit Baumreihe (Weiden, Eschen, Pappeln) u. Sträuchern. Kopfweiden (vor einigen Jahren geschneitelt). Unter den Bäumen Krautsaum mit Schilf (aspektbildend), Großer Klette (Arctium lappa), sehr große Bestände. Nördlich der Klunkau Viehweiden mit Rindern u. Schafen.
Nach SÖDING (1955) „gehören die Wiesentäler der beiden Klunkauen zu den lieblichsten Landschaften unserer Heimat. Heute wie vor Jahrhunderten gehen vom Frühjahr bis in den Herbst prachtvolle Viehherden grasend über die Wiesen“. Heute gibt es dort nur noch wenige Reste von Grünland, so z.B. an der Dinklarer Klunkau zwischen Kemme und Ahstedt-Garmissen.
Dingelber Klunkau
Quelle in Privatgrundstück am südlichen Ortsausgang von Nettlingen. Quellteich direkt am Quellaustritt mit Flachfrüchtigem Wasserstern (Callitriche platycarpa).
Weiterer Verlauf der Klunkau auf ca 200m Länge aufgestaut zu einem langgestreckten Teich (ehemals Schwallteich der Nettlinger Mühle) mit steil abfallenden Ufern. Karpfenzucht (Anglerhaus Petri Heil). Im mittleren Bereich in Kurve dichte Algenwatten bis zu 50% deckend. Am linken Ufer Gewässerrandstreifen ca. 10m mit dichtem Gehölzbestand.
Die Klunkau fließt in Dorfteich (mit Forellen besetzt), dort Wasserstern (Callitriche palustris) 80% deckend. Weiter an der historischen Nettlinger Mühle vorbei (Wassermoose!).
Sie durchfließt weitere Teiche in Nettlingen. Am Ortsausgang naturnaher, von Grünland begleiteter Bachabschnitt: Im klaren Wasser Brunnenkressen-Gesellschaft (Nasturtium officinale) sowie größere Bestände von Berle (Berula erecta), Wasser-Schwaden (Glyceria maxima) und Bachbungen-Ehrenpreis (Veronica beccabunga). An den Ufern Hochstaudenfluren mit Mädesüß (Filipendula ulmaria), Zottigem Weidenröschen (Epilobium hirsutum) und Sumpf-Vergissmeinnicht (Myosotis scorpioides).
Klunkau bei Helmersen mäandrierend, mit Bachröhricht, Glyceria maxima-Gesellschaft.
Ahlerbach zw. Wöhle und Dingelbe (18.07.04):
Nördlich Wöhle im geradlinigen Verlauf des Ahlerbaches Schilfröhricht 100% deckend, nördlich davon am Bach jüngere Gehölzanpflanzung (ca. 20 J. alt).
500m weiter nördlich ältere Gehölzanpflanzung mit v.a. Fichten (z.T. abgängig), außerdem: Birke, Hainbuche. Außen um das Gehölz zieht sich ein Altarm (z.Zt. ohne Wasser), der im Norden eine tiefere Senke bildet. Etwa hier lagen vermutlich die Wöhler Kranichwiesen, ausgedehnte Feuchtwiesen in der Bachniederung, die noch in den 1960er Jahren zur Zeit des Vogelzuges regelmäßig von Kranichtrupps aufgesucht wurden (RITTER et al. 1992). Heute breiten sich Intensiväcker auf den dunklen Moorböden aus, die in Bachnähe deutliche Nässeschäden zeigen. Reste einer Kohldistelwiese gibt es noch in einer Senke am Altarm des Ahlerbaches. Dort wachsen Kohl-Kratzdistel (Cirsium oleraceum), Gelbe Schwertlilie (Iris pseudacorus), Mädesüß (Filipendula ulmaria), Engelwurz (Angelica sylvestris). Nördlich der Senke feuchte Ruderalfläche mit Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea), Rasen-Schmiele (Deschampsia cespitosa), Baldrian (Valeriana officinalis), Brombeer-Gebüschen und aus Gartenabfällen verwilderten, sehr üppig wachsenden Arten: Großblütige Königskerze (Verbascum densiflorum), Echter Alant (Inula helenium); mehrere Ex. bis 2m hoch, Breitblättrige Platterbse (Lathyrus latifolius), Knoblauch (Allium sativum), Topinambur (Helianthus tuberosus).
Echter Alant (23.07.2011)
Nach Osten in der Bachniederung direkt anschließend: Rübenacker, an der tiefsten Stelle sehr nass, mit Krötenbinse (Juncus bufonius). Erde zum Auffüllen liegt bereits dort.
Am Westufer Pestwurzflur (Petasites hybridus); ca. 30 m².
Im weiteren Verlauf des Ahlerbaches auf ca. 200 m bedingt naturnaher Abschnitt. Bach schnellfließend (viel Regen), Bachbett sandig-kiesig. Am Ufer alte Silberweiden (Salix alba), z.T. mehrstämmig), außerdem Bruch-Weide (Salix fragilis), Schwarz-Erle (Alnus glutinosa), Esche (Fraxinus excelsior), Schwarzer Holunder (Sambucus nigra), Schneeball (Viburnum opulus). Am Ostufer ein ca. 10 m breiter unbewirtschafteter Streifen mit Brennessel-Giersch-Gesellschaft.
Wege im Bereich westl. Helmersen / Nettlingen: Ca. 10m breite Wiesenwege, vor kurzem gemäht. Ein Streifen zeigte bereits wieder Aufwuchs: Wiesen-Hornklee (Lotus corniculatus), Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium), Wilde Möhre (Daucus carota), Rotes Straußgras (Agrostis capillaris), Kleine Bibernelle (Pimpinella saxifraga) u.a.
Mündung Ahlerbach in Dingelber Klunkau bei der ehemaligen Zuckerfabrik.
Dingelber Klunkau bei Sportplatz Dingelbe: Bach schnell fließend, mit flutender Wasservegetation und Bachröhricht.
Nördlich Dingelbe, ca. 200 m südlich der Bahnstrecke: LSG mit (Intensiv-)Grünland, Kleiner Bach-Auenwald blieb erhalten: Erlen, Eschen, Silberweiden an der Klunkau). Krautschicht mit Stickstoffzeigern. Am Waldrand: Schwarzbeerige Zaunrübe (Bryonia alba), RL 3; großer Bestand von Topinambur (Helianthus tuberosus).
In Flutmulde und Altarm der Klunkau: Kleine Wasserlinse (Lemna minor), Gelbe Schwertlilie (Iris pseudacorus), Wolfstrapp (Lycopus europaeus), Kohl-Gänsedistel (Sonchus oleraceus).
Garbolzum-Süd: Neuer Weg westlich der Dingelber Klunkau mit Baumreihe am Bach. Östlich Bach: Intensivgrünland, Teich (privat) = sog. „Qualster“, eine nie versiegende Quelle im Bleckwennschen Garten (SÖDING 1955) mit Abfluss in die Klunkau.
Der Bruchgraben
Am Sportplatz Schellerten vereinen sich die Dingelber und Dinklarer Klunkau zum Bruchgraben, der zunächst durch intensiv genutztes, artenarmes Grünland in Richtung Garmissen fließt.
Südlich Ahstedt-Garmissen liegt ein Niedermoorgebiet, in dem bis Anfang des 20. Jahrhunderts Torf abgebaut wurde. SÖDING (1955) schreibt über das Gebiet: „Besonders die Garmisser Bruchwiesen, das „Torfloch“ zeigen eine derartig reiche Flora wie kaum ein zweites Stück unserer engeren Heimat. Da taucht das Wollgras die Stätte in sein schneeiges Weiß, zahlreiche Orchideen, Schilf und Rohr, Bitterklee und vor allem in der Pfarrwiese der königliche Schlangenwurz, „Schaptunge genannt, vervollkomnen das Bild dieser urwüchsigen Landschaft, das durch die zahlreichen Pappelanpflanzungen der letzten Jahre nur noch an Reiz gewinnen wird“ (!).
Das Gebiet wurde nach dem Abbau mit Klärschlamm aufgefüllt und mit Pappeln bepflanzt. Trotzdem wurden noch bis vor wenigen Jahren einige Exemplare des Breitblättrigen Knabenkrautes (Dactylorhiza majalis) beobachtet, die bei der Nachsuche 2004 jedoch nicht mehr gefunden werden konnten.
SÖDING (1955) äußert die Hoffnung, dass der Bruchgraben zwischen den beiden Dörfern Ahstedt und Garmissen „in seiner Gestalt erhalten bleibt. Gar zu viel ist im Laufe der letzten Jahrzehnte dem Begradigungseifer zum Opfer gefallen. Schöner ist die Heimat dadurch nicht geworden!“
2004 ist in den ehemaligen Garmisser Bruchwiesen ein Laubmischwald mit feuchten Senken und eingelagertem Grünland (LSG) herangewachsen: Feuchte Senke im Wald (=ehem. Teich), am 29.08.04 kaum zugänglich (umgestürzte Bäume, Brennesseln über 2m hoch, mit Zaunwinde (Calystegia sepium) überwachsen: ein urwüchsiges Bild). Senke zu der Zeit ohne Wasser, gehölzfrei. Am Rande Weiden-Arten (Salix spec.), Schwarz-Erle (Alnus glutinosa), Esche (Fraxinus excelsior).
Grünland zw. Bruchgraben u. Weg und in Waldschneisen: Intensives Mähgrünland, Pferdeweide, Freizeitgelände mit Ziegenhaltung. Glatthafer (Arrhenatherum elatius), Wiesen-Fuchsschwanz (Alopecurus pratensis), Knäuelgras (Dactylis glomerata), Lieschgras (Phleum pratense), Wiesen-Rispengras (Poa pratensis), Löwenzahn (Taraxacum officinale), Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris). Nachtigall.
Am Ortsrand von Garmissen ist eines der letzten Relikte der ursprüpnglichen Vegetation der Bruchgrabenniederung erhalten geblieben: Ein Erlen-Eschen-Auenwald (§ 28 a-Biotop) mit Schwarzer Johannisbeere (Ribes nigrum), Sumpf-Segge (Carex acutiformis), Sumpf-Pippau (Crepis paludosa), Sumpfdotterblume (Caltha palustris), RL 3, Kleinem Baldrian (Valeriana dioica), V; >100 Ex., Hexenkraut (Circaea lutetiana) u.v.a..
Westlich des Auwaldes: Röhrichtfläche (§ 28 a-Biotop) mit Schilf (Phragmites australis), Seggen-Arten (Carex spec.), Grau-Weide (Salix cinerea), Hopfen (Humulus lupulus), Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris) u.a.
Grünland und Gehölz östl. Garmissen (ehemals „Judenriede am Graben“), entwässert in den Bruchgraben: Intensivgrünland, am Rande Kopfbäume. Im Norden gepflanztes Pappelgehölz mit Aufwuchs von Eschen u.a. Dieses Gehölz ist komplett vermüllt, es scheint „Gartenabfall-Deponie“ der gesamten Umgebung zu sein. Hier noch ein großes Vorkommen von Breitblättriger Stendelwurz (Epipactis helleborine) § >50, das wohl bald zugemüllt sein wird.
Mittellauf des Bruchgrabens zwischen Ahstedt-Garmissen und Borsumer Pass:
Nach SÖDING (1955) gab es hier jahrhundertelang Sumpfwiesen und Viehweiden (s. auch Gaußsche Landesaufnahme von 1827-1840), die als Allmende für die anliegenden Dörfer genutzt wurden. Mitte des 19. Jahrhunderts Verkoppelung; dadurch verschwand die alte Weidewirtschaft, der gesamte Grund und Boden wurde dem Rüben- und Weizenanbau nutzbar gemacht. 1869 erste Zuckerfabrik (Clauen). 1955 waren die Wiesen, besonders auf der südlichen Seite des Bruchgrabens, bereits fast restlos in Ackerland verwandelt. Überschwemmungen richteten nun mehr Schaden an, deshalb wurde eine Bruchgraben-Genossenschaft gegründet, die 1900-1903 die Regulierung des Bruchgrabens durchführte. Die letzte große Überschwemmung war im Juli 1926. 1932 erfolgte eine Nachregulierung und gründliche Reinigung des Bruchgrabens.
Bruchgraben südlich Rittergut Neu Oedelum:
Der einzige unbegradigte Abschnitt des Bruchgrabens, mäandrierend, registriert als § 28 a-Biotop. An den Ufern ältere Hybrid-Pappeln (Populus nigra-Hybriden), in Reihe gepflanzt. Dazwischen einige Weiden-Arten (Salix spec.), z.T. sehr alt, Esche (Fraxinus excelsior), Ross-Kastanie (Aesculus hippocastanum), Schwarzer Holunder (Sambucus nigra), Weißdorn (Crataegus spec.).
Im krassen Gegensatz dazu: Die Äcker reichen auch hier bis bis 0,50-1 m an das Gewässer heran, lediglich getrennt durch den schmalen Gehölzstreifen am Ufer: Flurstücksgrenzen werden eingehalten? Auch hier werden große Mengen von Gartenabfällen abgelagert!
Am Ufer vereinzelt Rote Johannisbeere (Ribes rubrum), Pestwurz (Petasites hybridus), Gelbe Schwertlilie (Iris pseudacorus) 6 Ex., Schneeglöckchen (Galanthus nivalis), März-Veilchen (Viola odorata).
Schneeglöckchen am Bruchgraben bei Neu Oedelum
Bei Brücke südöstl. Neu Oedelum: Bruchgraben schnell fließend, klar. Steilufer. Am 29.08.04: Eisvogel.
Kleines Gehölz in Bruchgraben-Schleife südl. Rittergut Neu-Oedelum: Pappel, Esche, Weißdorn, Stachelbeere, Krautschicht mit Nährstoffzeigern. Ablagerung von Gartenabfällen!
Nordöstlich Adlum:
Bruchgraben verbaut, extrem schmal (ca. 1 m).
An Bruchgrabenbrücke K 206 nördl. Adlum: Bruchgraben schmal, tief eingeschnitten, schnell fließend. Kleine Schotterflächen hinter der Brücke. Dort gibt es Forellen, Bach-Saiblinge, Stichlinge (Auskunft eines Hobby-Anglers), Gebänderte Prachtlibelle, Kleinlibellen, Frösche. Obstbaum reihe.
Von Adlum bis zur Zuckerfabrik Clauen:
Bruchgraben absolut geradlinig, tief eingeschnitten Flutende Wasservegetation aus Kamm-Laichkraut (Potamogeton pectinatus), Krausem Laichkraut (Potamogeton crispus), Rauem Hornblatt (Ceratophyllum demersum) und Schmalblättriger Wasserpest (Elodea nuttallii). Am Ufer durchgehend Rohrglanzgras-Röhricht (Phalaris arundinacea). An den Böschungen Brennesselfluren. Randstreifen zwischen Äckern und Bruchgaben sehr schmal.
Neuer Graben
Entspringt südlich Machtsum, fließt südöstlich der Zuckerfabrik Clauen in den Bruchgraben.
Östlich Hüddesum zw. Weg und Bach: Größeres Gehölz (LSG) mit ca. 20 Gehölzarten, z.T. alter Baumbestand mit großem Totholz-Anteil. Krautschicht mit Stickstoffzeigern, verbreitet Brennessel-Giersch-Gesellschaft. Am Bach Gehölze der Aue (alte Weiden, Eschen). Kleiner „Altarm“ mit Sumpf-Schwertlilie (Iris pseudacorus).
Am Kruzifix östlich Machtsum (am Neuen Graben) kleinflächig Glatthaferwiese, trockene Ausbildung mit Kleiner Bibernelle (Pimpinella saxifraga), Echtem Labkraut (Galium verum), Wiesen-Hornklee (Lotus corniculatus), Echtem Eisenkraut (Verbena officinalis) V, Gewöhnlichem Feldsalat (Valerianella locusta).
Weiterer Verlauf des Neuen Grabens absolut geradlinig, tief eingeschnitten, am 22.10.04 ohne Wasser. Westl. Adlum landschaftsprägende, ca. 1500m lange Kopfweiden-Reihe am Ostufer. Auf der Bachsohle Müll (Gelbe Säcke).
Großer Graben (Einmündung in den Bruchgraben südlich Soßmar (Lkr. Peine), östlich der Zuckerfabrik Clauen).
An der Brücke über den Großen Graben mündet ein von Osten kommender kleinerer Graben mit Gehölzstreifen (Pappeln sind kürzlich gefällt worden). Im Graben gut ausgebildete Röhrichtflächen mit Großem Schwaden (Glyceria maxima), Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea), Breitblättrigem Rohrkolben (Typha latifolia) und bemerkenswerten Beständen der Gelben Schwertlilie (Iris pseudacorus). Am Wegrand neben dem Graben: Sichelmöhre (Falcaria vulgaris) Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense) V; >12 Ex.
Am Zusammenfluss des von Osten kommenden Grabens mit dem Großen Graben: Aufweitung zu einem Teich. Darin Teichrose (Nuphar lutea) V; >6 Ex., Schwanenblume (Butomus umbellatus) RL 3; >50, Pfeilkraut (Sagittaria sagittifolia) RL 3; >6 (Anpflanzung?).
Am Großen Graben bis zur Mündung in den Bruchgraben Flutmulden mit dichtem Gehölzbestand (Geschützter Landschaftsbestandteil, Lkr. Peine).
Am Zusammenfluss des Großen Grabens mit Bruchgraben flutende Wasservegetation, gut ausgebildete Uferveget. Zahlreiche Libellen.
Bruchgraben bei Zuckerfabrik Clauen: Im Wasser (trübe) Teichfaden (Zanichellia palustris) RL 3, flussabwärts einige Ex. Schwanenblume (Butomus umbellatus) RL 3.
Bach aus Bründeln:
Nach SÖDING (1955) hat das Dorf Bründeln seinen Namen von „den reichen Quellen am Südhang des Höhenrückens zwischen Hohenhameln und Algermissen, die sowohl die Zuckerfabrik Clauen als auch das Dorf Algermissen mit Wasser versorgen“.
Südlich Bründeln Teich (angelegt), umgeben von Grünanlage. 10.07.2004: Der Teich ist bedeckt mit Kleiner Wasserlinse (Lemna minor). Gehölzsaum aus Weiden, Erlen. Im Rasen und Gehölzsaum Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense) V; 12 Ex., Thüringische Lavatere (Lavatera thuringiaca), letztere gepflanzt.
Der Wiesen-Storchschnabel wächst im Gehölzsaum der Grünanlage südlich Bründeln.
Im Graben: Berle (Berula erecta), Wasser-Ehrenpreis (Veronica anagallis-aquatica), Ufer: Rohrglanzgras-Röhricht. Am Bach artenreicher Gehölzriegel mit Bastard-Schwarzpappel (Populus x canadensis), Silber-Weide (Salix alba) u.a. Weiden-Arten, Esche (Fraxinus excelsior), Stiel-Eiche (Quercus robur), div. Straucharten. Totholz. Kleines Altwasser. Nördlich des Gehölzriegels feuchtes Grünland (Brache?), bildet eine gute Pufferzone zu den Äckern). Kleines Wäldchen in erweitertem Gehölzriegel mit kleinem Tümpel mit Kleiner Wasserlinse (Lemna minor), Gelber Schwertlilie (Iris pseudacorus). An den Ufern und im Wäldchen Brennessel-Giersch-Gesellschaft. An der Mündung des Grabens: Schilf-Röhricht (Phragmites australis).
Bruchgraben ab Bründelner Brücke: Kamm-Laichkraut (Potamogeton pectinatus), Kleine Wasserlinse (Lemna minor), Rohrglanzgras-Röhricht (Phalaris arundinacea).
Am linken Ufer zw. Bruchgraben u. Abzugsgraben: Grünland-Streifen mit Obstbäumen und Kopfweiden (alte Schafhutung), war immer Grünland und nur für wenige Jahre Acker. EineTeilfläche wurde vom Verein für Naturschutz Borsumer Kaspel im OVH wieder in Grünland überführt. Im Abzugsgraben südlich des Weges Röhricht mit Großem Schwaden (Glyceria maxima), Froschlöffel (Alisma plantago-aquatica) u.a. Hier gab es an einem Ackerüberweg über den Abzugsgraben noch ein natürliches Vorkommen von Großem Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) RL 3. Die Nachsuche am 24.09.04 war allerdings erfolglos.
„Biotop“ im Dreieck zw. Bruchgraben u. Wegen (angelegt in 1980er Jahren im Rahmen der Flurbereinigung (Anregung OVH): Teich mit Seerose (gepfl.), Kleiner Wasserlinse (Lemna minor), Schilf (Phragmites australis), Gelber Schwertlilie (Iris pseudacorus), Froschlöffel (Alisma plantago-aquatica), Wolfstrapp (Lycopus europaeus), Glieder-Binse (Juncus articulatus). Am Ufer Weiden-Arten, Schwarz-Erle (Alnus glutinosa). Am 26.09.04: Wasserhahnenfuß (Ranunculus aquatilis agg.) RL 3, >100.
Auf der (Halb)insel im Teich pflanzte G. Aschemann den Großen Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) an. Nachsuche (G. Aschemann und M. Burgdorf im Sept.04): Keine Pflanzen mehr gefunden. Auf der Fläche ausgedehnte Bestände von Land-Reitgras (Calamagrostis epigeios), Später Goldrute (Solidago gigantea), Brennnessel (Urtica dioica), Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense). Aufwuchs von Erlen u. Eschen. Übrige Flächen u. Dämme (Aushub) mit Gehölzen bestanden.
Borsumer Pass
Im Bruchgraben Teichfaden-Gesellschaft mit: Teichfaden (Zanichellia palustris), Raues Hornblatt (Ceratophyllum demersum), Laichkräutern (Potamogeton spec.). Ufer mit Rohr-Glanzgras-Reinbeständen. Nur im aufgeweiteten Bruchgrabenprofil artenreicheres Röhricht mit Igelkolben (Sparganium erectum), Bachbunge (Veronica beccabunga), Wolfstrapp (Lycopus europaeus), Wasser-Ehrenpreis (Veronica anagallis-aquatica) u.a. Hier am 02.08.03 zahlreiche Libellen: Gebänderte Prachtlibelle, (blaue) Kleinlibellen.
Ehemaliges „Kleines Bruch“ am Borsumer Pass: Die Pappelaufforstungen haben sich zu einem Eschen-Auenwald mit div. Gehölzarten sowie Stickstoffzeigern in der Krautschicht entwickelt. Hier fand G. ASCHEMANN in den 1990er Jahren ein Vorkommen (ca. 25 Ex.) der Herbstzeitlose (Colchicum autumnale), das bei Nachsuche 2004 nicht mehr aufgefunden wurde.
Zwischen den Waldbereichen: Mit Schafen beweidetes Grünland (Paul-Feindt-Stiftung). Neu ausgeschobener Tümpel mit Kopfweiden (am 10.07.04 mit sehr wenig Wasser trotz des regenreichen Sommers).
Im Grünlandstreifen am linken Ufer gegenüber Borsumer Pass kurz vor Brücke B494: Größeres Vorkommen von Bunter Kronwicke (Coronilla varia), vermutl. angesät.
Teich östl. Ziegelei (ehem. Tonkuhle?): Rundum beweidet, nur wenig Röhricht, einzelne Weiden am Ufer, Wasser bedeckt mit Wasserlinsen.
Gebiet des ehemaligen „Großen Bruches“ (mit „Günters Tränke“, westl. Borsumer Pass):
Naturdenkmal (ND) „Günters Tränke“: Vor längerer Zeit ausgeschobener flacher Teich mit Verlandungsbereichen nährstoffreicher Stillgewässer mit Weichhölzern, Wasservegetation, Röhricht, Seggen, Binsen und artenreichen Ufergesellschaften: Tannenwedel (Hippuris vulgaris) RL3; S, >100, Gelbe Schwertlilie (Iris pseudacorus) §, Großer Wasserfenchel (Oenanthe aquatica) V; >25, Schwanenblume (Butomus umbellatus) RL 3; >25. Die beiden letzten, heute seltenen Arten wurden auch von HENKE (1913-18) in der „Tränke“ festgestellt. SÖDING (1955) berichtet von folg. Pflanzen auf dem Bruche: „Auf den Wiesen u.a. Sumpfdotterblume, Vergissmeinnicht, Großer Wiesenknopf, im Bruchgraben Schilf, Igelkolben, Froschlöffel, Schwanenblume“.
Grünlandsstreifen mit Obstbäumen auf Niedermoorboden am Bruchgraben, vor kurzem angelegt vom VEREIN FÜR NATURSCHUTZ ALPE-BRUCH ALGERMISSEN IM OVH. 2004 Bewuchs mit Gräsern, Ackerwildkräutern, Beinwell.
Bruchgraben dort in vollsonniger Lage: Kamm-Laichkraut (Potamogeton pectinatus), 90 % deckend Am Ufer Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea), 95% deckend.
Ehem. Altarm (Ringenkamp): Im Bogen verlaufender Graben mit Pappelreihe). Der Graben war am 12.07.04 frisch ausgeschoben, nur östlich der Ackerzufahrt war noch dichtes Schilfröhricht vorhanden.
Zwei Kleingewässer (Fischteiche) östlich der Bahn, nördl. Bruchgraben: Freizeitgrundstück ohne botanische Besonderheiten. Am Teich alte Hainbuchen mit Höhlen.
Unterlauf des Bruchgrabens ab Borsumer Pass bis zur Mündung in die Innerste
Ilsenbach/Unsinnbach, das längste Nebengewässer des Bruchgrabens: Quelle bei Wendhausen, Mündung in Bruchgraben südwestlich Algermissen.
Ilsenbach-Quelle südlich Wendhausen zum Fischteich (Karpfen) aufgestaut, Grund schlammig, Wasser trübe, übelriechend, schlechtwüchsige Seerosen. Freizeitnutzung. Am Ufer einzelne Pappeln, Weiden, Stiel-Eiche.
Graben (Zufluss zum Ilsenbach) westl. Wendhausen: Brunnenkresse-Gesellschaft, Rohrglanzgras-Röhricht.
Bei Wendhausen artenreiche Wegränder, bis heute (2004) beweidet (Genuit-Leipold 2005) mit u.a. Kleinem Zittergras (Briza media), Echtem Eisenkraut (Verbena officinalis) V. Bestände von Großem Flohkraut (Pulicaria dysenterica), RL 3.
An der Straßenbrücke Hönnersum-Einum (ab hier wird der Ilsenbach als Unsinnbach bezeichnet). Im Herbst 2002 wurde als Ausgleichsmaßnahme für einen Radweg eine Umflut angelegt. Baumpflanzungen erfolgten 2003.
Graben 34 (Galgenberggraben) mündet in den Unsinnbach bei Hildesheim-Drispenstedt. Der Graben fließt am Fuß-/Radweg ab Straße Sauteichsfeld an der Bahnlinie entlang. Am 29.07.04: Schöne Röhrichtbestände mit u.a.: Schwimmendem Laichkraut (Potamogeton natans), Gelber Schwertlilie (Iris pseudacorus), Wasser-Ehrenpreis (Veronica anagallis-aquatica), Froschlöffel (Alisma plantago-aquatica), Sumpfbinse (Eleocharis palustris), Großem Schwaden (Glyceria maxima). An den Böschungen Glatthaferwiesen mit Großem Flohkraut (Pulicaria dysenterica) RL 3.
Der Graben durchfließt das künstlich angelegte, aber naturnah gestaltete, langgezogene Regenrückhaltebecken zwischen Porschestraße und A7, das mit „seinem reichem Pflanzenbewuchs einen idyllischen Eindruck macht“ (BAIER 2017). Am 29.07.04: Ein großer Teich mit Röhrichtbeständen, u.a. Rauem Hornblatt (Ceratophyllum demersum), Breitblättrigem Rohrkolben (Typha latifolia), Sumpfbinse (Eleocharis palustris), Wolfstrapp (Lycopus europaeus), Binsen-Arten. Am Ufer Gehölze, an den Böschungen und oberhalb Glatthaferwiesen. Am Einlauf des Grabens: Sumpf mit Zungen-Hahnenfuß (Ranunculus lingua); ca. 50 m² deckend, Tannenwedel (Hippuris vulgaris) RL 3. Eisvogel (2 Ex.).
Naturnah gestaltetes Regenrückhaltebecken in Hildesheim-Bavenstedt (15.08.2011)
Der Unsinnbach in der Ortslage Drispenstedt wurde Ende der 1990er Jahre renaturiert: Mäandrierender Verlauf, Gestaltung einer Grünanlage am Bach, neue Brücke.
Im Kolk an der Brücke am Friedhof: Krebsschere (Stratiotes aloides), zahlreich, vermutlich eingebracht.
Südlich Asel wurde am Unsinnbach Mitte der 1980er Jahre eine Erlenreihe auf einer Länge von ca 150 m gepflanzt. Im Gehölzsaum Brennesselfluren.
An der Einmündung des Unsinnbaches in den Bruchgraben südwestlich von Algermissen: Laichkrautgesellschaft / Rohrglanzgrasröhricht mit Schwanenblume; Gifthahnenfuß-Flur (Ranunculus sceleratus).
Auenwald im „Klein Algermissener Moor“ (14.07.2012)
Gegenüber (nördlich) der Mündung des Unsinnbaches liegt am Bruchgraben zwischen Bahn und Stichkanal ein schützenswerter ein- bis zwei ha großer Auenwald, vermutlich ein Relikt des ehemaligen „Klein Algermissener Moores“. Hier fand HENKE (1914-18) u.a. Gelbe Wiesenraute (Thalictrum flavum), Einbeere (Paris quadrifolia) und Bach-Nelkenwurz (Geum rivale). Diese Arten wurden 2004 hier auch noch gefunden. Vor Jahrzehnten war der Wald mit Pappeln aufgeforstet worden, inzwischen sind weitere Baum- und Straucharten eingewandert, so dass 2004 ein (noch) von alten Pappeln dominierter Erlen-Eschen-Auenwald vorgefunden wurde. In diesem schutz- und entwicklungswürdigen Waldgebiet ist die ehemalige niederwaldartige Nutzung noch erkennbar (erneut ausgetriebene Stümpfe von Eschen und Erlen). Weitere Arten u.a.: Schwarze Johannisbeere (Ribes nigrum) >100, Hopfen (Humulus lupulus), Aronstab (Arum maculatum), Hexenkraut (Circaea lutetiana), Einbeere (Paris quadrifolia) V; >100 Ex., Gelbe Wiesenraute (Thalictrum flavum) RL 3, >100. Gigantisches Vorkommen von Gehäuseschnecken (Tausende).
In einer nassen Senke im Wald: Niedermoorartiger Sumpf mit Erlenbruchwald (kleinflächig).
Evtl. ist dies der von SÖDING 1955 beschriebene „mit hohen Riedgrasbüscheln ganz durchwachsene Moorteich, der früher mit dem Bruchgraben in Verbindung stand“.
Gelbe Wiesenraute (Thalictrum flavum)
Bruchgraben westlich des Zweigkanal-Durchlasses (vollsonnige Lage) am22.6.04:
Kamm-Laichkraut (Potamogeton pectinatus) 100% deckend; an den (aufgeweiteten) Ufern Rohrglanzgras-Röhricht, 100% deckend. Gebänderte Prachtlibelle.
Alpebach
Der nahezu vollständig begradigte und von Ackerflächen begrenzte Alpebach mündet kurz vor der Autobahn in den Bruchgraben. Am Ufer und im Bach verbreitet Rohrglanzgras-Röhrichte, an den Böschungen Brennesselfluren.
Kompensationsfläche (Eigentum Paul-Feindt-Stiftung) für die Verbreiterung der A 7 nördlich Algermissen zwischen der Wätzumer Tonkuhle und dem Alpebach: Ehemalige Ackerflächen, seit Anfang der 1990er Jahre der Sukzession überlassen. Im Jahr 2004: Brachestadium mit Gewöhnlicher Quecke (Elymus repens), Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea), Land-Reitgras (Calamagrostis epigeios), Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense), Später Goldrute (Solidago gigantea). Aufwuchs einzelner Gehölze: Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus), Esche (Fraxinus excelsior), Birke (Betula pendula), Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) u.a..Nördliche Begrenzung der Flächen: Ausgedehnte Feldgehölz-Anpflanzungen.
Der Alpebach im Bereich d. Kompensationsmaßnahme ist unverbaut mit Auskolkungen. Röhrichte mit Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea), Großem Schwaden (Glyceria maxima), Breitblättrigem Rohrkolben (Typha latifolia).
Kurz vor dem Durchlass unter dem Zweigkanal liegt ein kleines Feuchtgebiet am Alpebach, das 1986 von der Gemeinde Algermissen mit freiwilligen Helfern als „Biotop“ mit Tümpeln und randlichen Gehölzpflanzungen angelegt wurde. Am 22.06.04: Zwei Tümpel mit Zungen-Hahnenfuß (Ranunculus lingua), angepflanzt; >50 blüh. Triebe, Gelbe Schwertlilie (Iris pseudacorus) >50, Salz-Teichsimse (Schoenoplectus tabernaemontani); V, Rasen-Vergissmeinnicht (Myosotis laxa), RL 3 u.a.
Zwischen den Teichen: Binsen- und Simsenried mit Sumpfbinse (Eleocharis palustris), Blaugrüne Binse (Juncus articulatus), Zarte Binse (Juncus tenuis) sowie Rasen-Vergissmeinnicht (Myosotis laxa) RL 3 u.a.. Nachtigall, Frösche, Kleinlibellen.
Ehemalige Flachsrotten südlich Lühnde, Entwässerung des Gebietes über einen Graben in den Alpebach. Im westlichen Teil (private) Teichanlage (1 großer, 2 kleine Teiche (Betreten verboten) mit gemähten Rasenflächen. An den Teichen gemähte Ufer mit geringem Röhrichtbestand. Die ehemaligen Flachsrotten sind als Mulden noch deutlich zu erkennen (am 18.08.04 ohne Wasser), heute von Eschenwald (nur vereinzelt Pappeln) überwachsen.
Teich (Quelle) und Bachlauf Wiesengraben, der von Süden kommend westlich der Autobahn in den Bruchgraben mündet. Der Teich wurde vermutlich in den 1970er Jahren angelegt. Am 18.08.04): Im Teich Kleine Wasserlinse (Lemna minor), Röhricht mit Ästigem Igelkolben (Sparganium erectum), Großem Schwaden (Glyceria maxima), Strand-Simse (Bolboschoenus maritimus), Gewöhnlicher Teichsimse (Schoenoplectus lacustris), Gelber Schwertlilie (Iris pseudacorus). Teichufer (steile Böschungen) mit Weiden-Arten (Salix spec.), Kratzbeere (Rubus caesius), Sumpf-Hornklee (Lotus pedunculatus), Sumpf-Ziest (Stachys palustris), Blutweiderich (Lythrum salicaria), Sumpf-Labkraut (Galium palustre) u.v.a..Im Umfeld des Teiches: Feuchtes Grünland, Brache, Ruderalflächen, angepflanzte u. spontan aufkommende Gehölze. Feuerplatz.
Der Bachlauf Wiesengraben mündet ca. 500 m nördlich in den Bruchgraben. Oberlauf im Bereich des Teichs: Röhrichte mit Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea), Großem Schwaden (Glyceria maxima), Gelber Schwertlilie (Iris pseudacorus), zahlreich.
Rottenbach
13.06.04: Südöstlich Hotteln (LSG), ab Kläranlage ca 400 m nach Süden: Bachverlauf relativ naturnah, am Bach Auenwald mit alten Weiden, Erlen, Eschen. Daran anschließend kleines Wäldchen v.a. mit Rot-Buche (Fagus sylvatica), Wald-Zwenke (Brachypodium sylvaticum), aspektbildend. Sehr großer Bestand von Nesselblättriger Glockenblume (Campanula trachelium). Am Rande Wiesenweg mit Arten der Glatthaferwiesen.
Nesselblättrige Glockenblume im Wäldchen am Rottenbach bei Hotteln
Bruchgraben südlich Gödringen
11.07.03: Sehr langsam fließend mit Teichrose (Nuphar lutea) V; >1000 Ex. (aspektbildend), vereinzelt Schwanenblume (Butomus umbellatus), dichte Wasserlinsendecken (Lemna minor, L. gibba), ausgedehnter Bestand von Wasser-Sumpfkresse (Rorippa amphibia), Fadenalgen. An den Ufern Rohrglanzgras-Röhrichte (Phalaris arundinacea). An den Böschungen Glatthaferwiesen. Landschaftlich schöner Abschnitt mit Gehölzen der Weichholzaue. Im heißen, trockenen August 2003 lag eine mehrere cm dicke Schicht von Buckliger Wasserlinse (Lemna gibba) und Kleiner Wasserlinse (Lemna minor) auf der Wasseroberfläche, Strömung war im Gewässer nicht mehr zu beobachten. Mehrere große, tote Fische an der Oberfläche. Im kühleren Sommer 2004 war die Wasserlinsenschicht weniger dick, Teile des noch deutlich fließenden Gewässers waren frei.
Bruchgraben südlich Gödringen mit Teichrosengesellschaft und Wasser-Sumpfkresse (03.06.2012)
Bei Bierbruch: Bruchgraben kanalartig, nicht beschattet, absolut gehölzfrei. Im August 2003 mehrere Zentimeter dicke Wasserlinsen-Auflage, darunter u.a. Zartes Hornblatt (Ceratophyllum submersum) RL 3, nicht zählbar, da verdeckt von Wasserlinsen. Im August 2004: Wasserlinsendecke nur partiell. Am rechten Ufer: Schilfröhricht. 500 m östlich der B 6-Brücke: Schwanenblume (Butomus umbellatus) RL 3, >6 Ex.
Westlich der B 6-Brücke bis Kleingartenanlage: Artenreicher Gehölzriegel (z.T. gepflanzt, z.T. spontan).
Schilfröhricht mit einem gr. Bestand von Sumpf-Storchschnabel (Geranium palustre). Idyllische Uferpromenade.
Mündung des Bruchgrabens in die Innerste bei Sarstedt
(Koordinaten in Google Earth: 52°13‘47“N 9°51’31”E)
Am 22.08.04: Schilfröhricht mit einem großen Bestand von Sumpf-Storchschnabel (Geranium palustre).
Bestand von Sumpf-Storchschnabel an der Mündung des Bruchgrabens in die Innerste. 27.07.2007
Literatur
ASCHEMANN, G. (1992): Herbstzeitlose (Colchicum autumnale L.) in der Bruchgrabenniederung.- Mitt. orn. Verein Hildesheim 14, 73-79.
BURGDORF, M. (2005): Flora und Vegetation des Bruchgrabens und seiner Nebengewässer. In: Hildesheimer und Kalenberger Börde. Mitteilungen der Paul-Feindt-Stiftung 5: 178-184
GARVE, E. (2004): Rote Liste und Florenliste der Farn- und Blütenpflanzen in Niedersachsen und Bremen.- Inform. Natursch. Nieders. 24/1, 1-76.
GENUIT-LEIPOLD, H. (2001): Waldgesellschaften im Vorholz.-Naturkundl. Mitt. Orn. Verein Hildesheim 19: 143-164.
HENKE, H. (1913-18): Herbarium und Tagebuch, unveröff. Algermissen.
HOFMEISTER, H. (2004): Lebensraum Wald. Remagen-Oberwinter.
PREISING, E. et al. (1990): Die Pflanzengesellschaften Niedersachsens –Wasser- und Sumpfpflanzen-Gesellschaften des Süßwassers.- Natur- und Landschaftspfl. in Niedersachsen 20/8.
RITTER, H.; BÖGERSHAUSEN, M.; SPRINGMANN, E.-A. & MÖLLER, B. (1992): Renaturierung der Bruchgrabenniederung.- Vorschläge des Ornithologischen Vereins zu Hildesheim im Auftrag der Paul-Feindt-Stiftung, unveröffentlicht. Hildesheim.
SÖDING, A. (1955): Unser Bruch. Das Bruchgrabengebiet von Nettlingen bis Sarstedt im Landkreis Hildesheim-Marienburg. 1. Heft einer heimatkundlichen Schriftenreihe. Hildesheim.
THIEMANN, D. (1989): Landschaftsökologisches Gutachten zum Zustand der Fließgewässer in der Bruchgrabenniederung. Unveröffentlichtes Gutachten im Auftrag der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Hildesheim. Hannover.
Gesamtliste aller in den Jahren 2003 und 2004 am Bruchgraben und seinen Nebengewässern festgestellten Arten
© Ornithologischer Verein zu Hildesheim e.V.