Umfangreiches Programm zum Jubiläum: 70 Jahre Ornithologischer Verein zu Hildesheim / Naturschutz im ganzen Landkreis

Aus dem Kehrwieder vom 7. Januar 2023

Von Heiko Stumpe

LANDKREIS/DERNEBURG» Einen Seeadler zu sehen, das ist im niedersächsischen Bergland seilen – aber man kann ihn entdecken, ln Derneburg ist das möglich, an den Teichen in Sichtweite des Schlosses. Nicht nur der Adler, das imposante Wappentier Deutschlands, ist dort zu entdecken: 202 Vogelarten sind in der Umgebung vertreten. Das beeindruckt, wenn man bedenkt, dass in Niedersachsen 212 Vogelarten brüten.

 

Das Festkomitee: Sabine Wochnik, Petra und Wolfgang Pahl, Salvatore Bologna, von Links               Foto Stumpe

Der Ornithologische Verein zu Hildesheim (ÖVH) kümmert sich um dieses besondere Habitat. Die Derneburger Teiche sind der einzige binnenländische Brutort des Mittelsägers ln Niedersachsen. Weitere Brutvögel sind Nilgans. Graugans, Höckerschwan, Stockente, Reiherente. Tafelente. Haubentaucher, Zwergtaueber, Schwarzhalstaucher, Graureiher. Wasseramsel, Gebirgsstelze oder Eisvogel.

«Die Teiche wurden vor mehreren 100 Jahren von Mönchen angelegt, um Karpfen zu züchten**, erklärt Sabine Wochnik, kommissarische 1. Vorsitzende des OVH. Das Gelände ist also künstlich, ersetzt ansatzweise die wasser­reichen Flussauen, die es wegen der intensiven Landwirtschaft längst nicht mehr gibt.

 

Die Teiche werden immer noch für die Fischwirtschaft genutzt. Im letzten Jahr gab es deshalb große Aufregung, Der Fischwirt hatte den Mariensee abgelassen – allerdings in der Brut- und Setzzeit und somit verbotenerweise. „Das war ein Missverständnis, ist ausgeräumt”, sagt Wochnik. Zusammen mit Petra und Wolfgang Pahl sowie Salvatore Bologna, die zusammen das Festkomitee im Jubiläumsjahr bilden, ist sie davon überzeugt, dass sich die Natur schnell regeneriert. Der Fischwirt sei wichtig, wenn er nicht wäre, würden die Teiche verlanden, sind die Naturschützer überzeugt. .Fischwirtschaft und Naturschutz ist kein Widerspruch”, sagt Bologna.

 

Oft wird ein solcher Widerspruch zwischen Nutzung und Pflege auf der einen und Anwohnern und Naturfreunden auf der anderen Seite wahrgenommen. Am Rand der Teiche gab es auch Zwist mit Anwohnern. die eine Weide, die idyllisch über den Weg ragt, nicht gefällt haben wollten. „Der Baum bleibt stehen”, sagt Wochnik dazu. „Es ist unser tägliches Geschäft, einen Interessenausgleich hinzubekommen.” Auch mit den Landwirten.

 

Dass durch das Wasserablassen auch Haubentaucherküken gefressen wurden, dafür war wahrscheinlich der Waschbär verantwortlich, ein „invasiver Predator in der Fachsprach. Problemtiere müssten entnommen werden, ansonsten sollte man der Natur ihren Lauf lassen, sind die Naturschützer überzeugt.

 

Derzeit wird ein „Pflegekonzept für das ganze Projekt” erarbeitet und mit der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises abgestimmt, Überhaupt ist dem OVH die Zusammenarbeit mit den Behörden wichtig. Ein bedeutender Faktor im Naturschutz des Kreises ist die Paul-Feindt-Stiftung. die eng mit dem OVH verzahnt ist. Feindt war der Gründer des Vereins, nach ihm wurde die Stiftung benannt, die 1.000 Hektar Stiftungsfläche betreut. An der Gründung maßgeblich beteiligt war der kürzlich verstorbene Manfred Bögershausen.

 

Die Kreispolitik hatte in der Vergangenheit von der Stiftung mehr Transparenz angemahnt. Der OVH möchte das ändern: Im Jahr des 20-jährigen Bestehens lädt der Verein zu vielen Veranstaltungen ein, jeden Monat mindestens eine. Es geht am Sonntag, 15. Januar, los. Treffpunkt ist um 11 Uhr an der Beobachtungshütte am „Große- Pferdewiese-Teich” an der Derneburger Schlossstraße. Es ist ratsam, nicht am Straßenrand zu parken, sondern die angewiesenen Parkplätze zu benutzen. Das Thema: „Die Derneburger Teiche – Wenn Fischwirtschaft auf Naturschutz trifft”. Der Naturfotograf Salvatore Bologna steht als Ansprechpartner zur Verfügung. Kontakt unter Telefonnummer: 01 57/75 19 24 29.

 

Bereits am Montag, IG. Januar, folgt die nächste Veranstal­tung, Im Hildesheimer Roemer- Pelizaeus-Museum, Am Steine I, wird um 18,10 Uhr zum Vortrag „Vom Rotmilan in Hildesheim zu den Pinguinen in der Antarktis und den Darwinsfinken auf Galapagos” geladen. Professor Fritz Trillmich aus Bielefeld hat als Schüler in den 1960er-Jahren in der Ornithologie-Arbeitsgemeinschaft bei Paul Feindt den Grundstein für seine wissenschaftliche Arbeit gelegt.

 

„Die Erhaltung und Förderung der Biodiversität, die heute in aller Munde ist, betreiben wir seit 70 Jahren und wird auch in Zukunft unsere wichtigste Aufgabe sein”, heißt es im Programmheft des ÖVH.