Aus der HiAZ 20.04.2023

https://www.e-pages.dk/hildesheim/5768/assets/1fcf242dd72a6e06e5e9ee11a8766af5c3c3289f_max1024x.jpgEine Nachtigall, fotografiert von OVH-Mitglied Alistair Hill im April 2022           Foto: Alistair Hill

Es ist ein ungeschriebenes Gesetz für Ornithologen, dass sie stolz darauf sind, als erste im Jahr bestimmte Zugvogelarten zu sehen oder – wie jetzt im Fall der Nachtigall – zu hören. „Ich war die erste“, erzählt Monika Hartmann vom Ornithologischen Verein zu Hildesheim (OVH) stolz. Gemeinsam mit ihrer Freundin Barbara Mrongowius.

Die beiden Frauen hatten in den vergangenen Tagen bereits dieses unruhige Gefühl, dass es wieder losgeht, dass die Nachtigallen von ihrer langen Reise vom afrikanischen Kontinent zum Brüten in die Hildesheimer Region zurückkehren. Am Montag waren die beiden Frauen am Borsumer Pass unterwegs. Vorsichtig und leise, bedacht darauf, den untrüglichen Gesang einer Nachtigall zu hören.

Gegen 20.15 Uhr war es dann soweit, erzählt Hartmann, als sie einem Nachtigallenmännchen beim Werbegesang um ein Weibchen lauschen konnten. „Die können mühelos die Tonleitern rauf- und runtersingen“, erzählt Hartmann. Beim OVH gehen immer wieder Jahr für Jahr die Meldungen ein, wo und wann welche Zugvogelarten registriert worden sind.

„Das Jahr 2022 war ein gutes Jahr für die Nachtigall“, hatte Karl-Heinz Rosanowski aus Hildesheim im Oktober letzten Jahres mitgeteilt. Er stellt die Bilanz seit 2006 ehrenamtlich auf, allerdings nicht für den OVH, sondern für den Verein die Weggefährten Heinz Ritters. Insgesamt seien 120 singende Nachtigallen in der Stadt und im Landkreis Hildesheim festgestellt worden. „Die Bedingungen für das Brüten werden immer schwieriger für Nachtigallen“, sagt Monika Hartmann.

2022 hörte Kathrin Beelte am 19. April die erste Nachtigall am Bruchgraben. Die Singvogelart bevorzugt lichte Laub- und Auwälder, Parks und auch Friedhöfe. Für den Bau ihrer Nester und die Futtersuche benötigt die Nachtigall Unterholz und eine dichte Krautvegetation wie es eben auch im Bereich Borsumer Pass vorkommt.

Wer sie hören will, sollte sich beim Spaziergang ruhig verhalten, empfiehlt Hartmann. „Man kann sie schon von Weitem hören, sie singt in der Regel den ganzen Tag und nicht nur nachts, wie der Name vorgibt“, erzählt sie. Doch sobald sich ein brutbereites Pärchen gefunden hat, verstummt der Mann und widmet sich seinen neuen Aufgaben.

Gebrütet wird in der Regel Anfang bis Mitte Mai. Anders als die meisten anderen heimischen Singvögel brütet die Nachtigall nur einmal im Jahr. Geht ein Gelege verloren, ist damit die Brut eines ganzen Jahres vernichtet. Der Naturschutzbund (Nabu) geht davon aus, dass es in Deutschland noch etwa 95 000 Brutpaare gibt.

Der Ornithologische Verein zu Hildesheim bittet um Unterstützung zur Erfassung der Nachtigallen in Stadt und Landkreis Hildesheim. Nachtigall-Beobachtungen können an Wolfgang Pahl unter nachtigall@ovh-online oder unter 0162/7452423 gemeldet werden. Benötigt werden der genaue Ort der Sichtung, die Uhrzeit, das Datum sowie die Anzahl der Vögel. Für eventuelle Rückfragen wäre eine Telefonnummer wichtig.

© Hildesheimer Allgemeine Zeitung