Kartierung für neuen Landschaftsrahmenplan läuft / Kritik von Prior: Zu viel erfasst, zu wenig getan

Aus der HAZ vom 06.02..2023 von Thomas Wedig.

Der Landkreis Hildesheim lässt gerade einen sogenannten Landschaftsrahmenplan erstellen. Der soll alle geschützten Biotope auflisten und als Grundlage für alle Entscheidungen dienen, in denen diese irgendeine Rolle spielen. Umweltamtsleiter Gerald Bälkner gab am Dienstag im Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Hochwasserschutz des Kreistages einen Überblick, welche Vorarbeiten für den Plan nötig sind: Demnach werden zunächst 30 000 Naturflächen unter die Lupe genommen, von denen nach derzeitigem Stand wohl 2500 als besonders schützenswert eingestuft werden. In der geltenden Version des Plans, sie stammt aus den 1990er-Jahren, sind es nur 1100. Der Anstieg der Zahl liegt daran, dass heute einige Biotoptypen unter Schutz gestellt werden, bei denen das früher nicht der Fall war.Generell geht es bei den Biotopen unter anderem um Flussauen, aber auch um Flächen, die Laien auf den ersten Blick nicht als besonders schützenswert erscheinen. „In der Hildesheimer Börde gibt es zum Beispiel eine große Artenvielfalt“, erläuterte Alistair Hill, der den Ornithologischen Verein zu Hildesheim (OVH) im Fachausschuss vertritt, „trotz der intensiven Landwirtschaft, die dort betrieben wird.“ Die Felder bei Kemme und Dinklar gehören laut Hill für Vogelkundler zu den bedeutendsten Gebieten in Deutschland. Der OVH sammelt ebenfalls seit gut einem halben Jahrhundert Daten über die heimische Natur – ehrenamtlich, aber durchaus professionell, wie Hill betont. Aus Hildesheim und aus der Börde liegen viele Daten vor, berichtet der Ornithologe – aus dem Südkreis hingegen kaum.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Friedhelm Prior kritisierte, es werde zu viel erfasst und zu wenig getan. „Wir haben einen dramatischen Schwund an Biotopen und müssten überall tätig werden“, meint er. Dafür müsste allerdings auch genügend Geld zur Verfügung gestellt werden. Umweltamtsleiter Bälkner widersprach Priors Einschätzung, der Kreis sei im Naturschutz kaum aktiv geworden – es habe Hunderte konkreter Projekte gegeben. Er gab Prior aber in dem Punkt Recht, dass die finanzielle Ausstattung „ausbaufähig sei“. Clemens Gerhardy (CDU) plädierte dafür, bei der Planung künftiger Biotopvernetzung unbedingt von Anfang an die Landwirte mit einzubeziehen. „Ohne sie funktioniert das nicht“, sagt Gerhardy, der selbst Landwirt ist.

© Hildesheimer Allgemeine Zeitung