Gewässer auch zur Reparatur von Dämmen trockengelegt / Fischsterben als Nebenwirkung umfangreicher Umsiedlung

Aus der HAZ vom 10.10.2023

Von Thomas Wedig

Es ist mittlerweile fast anderthalb Jahre her, seit das Wasser des Marienteiches bei Derneburg während der Brut- und Setzzeit abgelassen wurde. Damals verendeten viele Amphibien. Das politische Nachspiel und der Streit über die Rechtmäßigkeit der Vorgänge halten an. Vor diesem Hintergrund erhält das erneute Trockenlegen des Teiches vor einigen Tagen eine besondere Brisanz. Doch die Paul-Feindt-Stiftung als Eigentümerin der Flächen des Naturschutzgebietes und die Hildesheimer Kreisverwaltung betonen auf Nachfrage, dass alles im Sinne des Naturschutzes abgelaufen sei.

Das Ablassen des Wassers diente laut Landkreis dem Abfischen der Karpfenbestände vor dem bevorstehenden Winter und sei ein normaler Vorgang im Rahmen des fischwirtschaftlichen Betriebes. Der Teich bleibt über den Winter trocken, wie Stephan Piwanski vom Vorstand der Stiftung erläutert. Das soll die Regeneration des Teichbodens fördern.

Die Maßnahme hat allerdings noch einen anderen Hintergrund: „Die Dämme müssen an einigen Stellen dringend stabilisiert werden“, erklärt Piwanski, „sie sind unter anderem durch einen Nutria-Befall beschädigt.“ Bei der Reparatur müsse auch ein Bagger zum Einsatz kommen. Davor sei es wiederum wichtig gewesen, die Dämme abzumähen. Die Stiftung habe alle Arbeiten in Absprache mit dem Landkreis Hildesheim so weit nach der Brut- und Setzzeit geplant, dass sie keine Folgen für die Tierwelt haben.

Und das Fischsterben, das auch durch ein Foto dokumentiert ist? Das ist nach übereinstimmender Darstellung des Landkreises und der Stiftung eine Nebenwirkung der Umsiedlung anderer Fischarten in benachbarte Teiche. „Wir haben mindestens 5000 Fische umgesiedelt, um die Vielfalt zu erhalten“, berichtet Piwanski. Dabei sei ein kleiner Teil der Tiere, nach seiner Schätzung 50 bis 100, verendet. Die hätten die Naturschützer als Nahrung für Wasservögel liegen gelassen.

„Es tut uns leid um jeden Fisch, der es nicht geschafft hat“, sagt Piwanski, „wir sind aber vor allem stolz darauf, dass es uns gelungen ist, ein Vielfaches von Fischen erfolgreich umzusiedeln.“ Die Kreisverwaltung hebt die ehrenamtliche Arbeit hervor, die dabei geleistet wurde, zum Beispiel vom Ornithologischen Verein. Durch die Aktion werde die Fischpopulation und -vielfalt erhalten und gestärkt. „Dass eine gewisse Anzahl der Fische das Umsetzen nicht übersteht, ist normal“, erklärt die Kreisverwaltung. Sie bestätigt, dass das Ablassen des Wassers bei der Unteren Naturschutzbehörde angemeldet worden sei.

Stiftungs-Vertreter Piwanski berichtet außerdem, nicht nur den Landkreis, sondern auch Anlieger sowie eine im vergangenen Jahr gegründete Bürgerinitiative zum Erhalt und Schutz der Derneburger Teiche informiert zu haben. Die Stiftung habe sich ebenfalls mit der Gemeinde Holle abgestimmt. „Mehr können wir nicht tun“, sagt er. Den politischen Streit rund um den Mariensee verfolgt Piwanski „mit großer Verwunderung“, wie er es ausdrückt. Die Kritik der CDU-Kreistagsfraktion, die bei dem Thema nicht locker lässt, bezieht sich vor allem auf das Einleiten des Wassers in die Nette. Das hält Piwanski nicht für problematisch. „An den Teichen“, so sein Fazit, „wird seit Jahren wertvoller Naturschutz geleistet.“

© Hildesheimer Allgemeine Zeitung