Fischsterben in einem Nachbarteich
Wasser bei Derneburg wie schon im Juni 2022 abgelassen – trotz anhaltender rechtlicher Bedenken

Von Thomas Wedig
Der Mariensee unterhalb des Schlosses Derneburg ist erneut komplett trockengelegt worden. Gleichzeitig kam es in einem benachbarten Teich zu einem Fischsterben. Gibt es womöglich einen Zusammenhang? Die CDU-Fraktion des Hildesheimer Kreistages hat die Kreisverwaltung aufgefordert, die Umstände zu klären und zu erläutern. Auf Nachfrage der Redaktion hieß es gestern aus dem Kreishaus: „Dazu können wir noch nichts sagen.“ Die Verwaltung ist noch dabei, sich ein Bild von der Lage zu machen.

Nach Meinung von Naturschützern hatte das Ablassen des Wassers Anfang Juni 2022, über Pfingsten, einen erheblichen Schaden in der Tierwelt angerichtet. Die Aktion in dem Naturschutzgebiet fiel in die Brut- und Setzzeit, viele junge Amphibien und Vögel fielen ihr zum Opfer.

Diesmal wurde das Wasser zwar außerhalb der Brutzeit abgelassen – fragwürdig bleibt es dennoch. Denn die CDU-Fraktion ist nach wie vor der Überzeugung, dass das zunächst unerlaubte Ableiten des Wassers aus dem verschlammten, mit Nährstoffen belasteten Teich in die Nette nicht nur eine Ordnungswidrigkeit war, sondern wegen einer mutmaßlichen Verunreinigung des Flusses als Straftat zu werten ist.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hat der CDU im Februar bestätigt, dass eine sogenannte wasserrechtliche Erlaubnis nötig gewesen wäre. Die Kreisverwaltung steht auf dem Standpunkt, dass diese sich aus den Nebenbestimmungen eines erteilten Staurechts ergebe. Konsequenzen hatte die Aktion aus dem Juni 2022 daher nicht.

Auf die drängt die CDU-Fraktion aber nach wie vor auf allen Ebenen. Auf eine Antwort von Landes-Umweltminister Christian Meyer (Grüne) wartet sie seit Anfang Mai, im August hat Fraktionschef Friedhelm Prior erneut die Bundesministerin und im September die regionale Europaabgeordnete Lena Düpont wegen des Themas angeschrieben. Während dieses weiter in der Luft hängt, ist das Wasser erneut verschwunden.

Das Teichgelände gehört der Paul-Feindt-Stiftung. Sie lässt den Mariensee von einem Pächter bewirtschaften. In der Fischwirtschaft ist das Ablassen des Wassers durchaus ein üblicher Vorgang – freilich außerhalb der Brut- und Setzzeit und mit den nötigen Genehmigungen. Generell kann es verschiedene Vorteile haben. Wird Schlamm am Teichgrund entwässert, gelangt Sauerstoff aus der Luft in den Boden. Die Produktion sogenannter Naturnahrung, zum Beispiel für die Zucht von Karpfen, wird gefördert.

„Durch das Ablassen des Teiches und Trockenlegen erholt sich der Teichboden“, erläutert ein Fischzuchtbetrieb auf seiner Homepage. „Der Boden trocknet, platzt auf und zieht Luft. Dies fördert nicht nur die Mineralisierung, sondern unter anderem auch die Vernichtung der Fischparasiten und den Abbau der Schlammschicht.“ Die müsste sonst aufwendig mit schwerem Gerät abgetragen werden.

Die CDU-Kreistagsfraktion will „das einzigartige Naturschutzgebiet der Derneburger Teiche dauerhaft mit einer dafür erforderlichen naturschutzgerechten Fischwirtschaft erhalten“, betonte die Fraktion in der vergangenen Woche in einer Pressemitteilung. In der Juni-Sitzung des Kreistages wollte die Fraktion die Verwaltung auffordern lassen, dafür ein Konzept vorzulegen, fand für diesen Antrag aber keine Mehrheit.

Aus der HAZ vom 07 Okt. 2023