20 Helfende packen auf dem Areal bei Schlewecke mit an / Erstem Naturschutz-Arbeitseinsatz sollen weitere folgen

Aus der HAZ vom 09.10.2023

Von Andrea Hempen

Am Sonnabend um 9.30 Uhr sind die ersten Helfer schon fast nicht zu bremsen. Sie wollen loslegen, Gestrüpp entfernen, Bäume fällen, Holz aufschichten. Die Holler Gruppe „konkret nachhaltig“ hat an die Tonkuhle bei Schlewecke zum Umwelteinsatz eingeladen. Etwa 20 Helfer und Helferinnen nahmen die Einladung zum ersten Einsatz auf diesem Areal an.

Zwischen Henneckenrode und Schlewecke liegt die etwa zweieinhalb Hektar große Tonkuhle. Früher ist dort Ton abgebaut worden. Was blieb ist eine Senke, aber kein See, wie die Hildesheimer Tonkuhle. Dennoch bietet das Areal zahlreichen Tieren Lebensraum. Vor allem Amphibien. 1990 ist die Fläche renaturiert worden, danach war sie sich selbst überlassen. „Seitdem ist hier alles zugewachsen, entwickelten sich Pioniergehölze wie Birke, Kiefern und Weiden“, erklärt Andreas Kentler vom Ornithologischen Verein zu Hildesheim (OVH). Kentler ist am Sonnabendmorgen als fachlicher Betreuer mit vor Ort. Er berät auch die Stadt Hildesheim bei Fragen rund um den Amphibienschutz.

„Die letzte Erfassung der Reptilien und Molche ist 20 Jahre her“, berichtet Kentler. Im Frühjahr kommenden Jahres soll wieder eine Zählung in der Tonkuhle erfolgen. Bis dahin wird jedoch noch nicht das ganze Gebiet wieder auf Vordermann gebracht sein, dafür ist der Bereich einfach zu groß. Dennoch dürfte der Einsatz sich bis dahin schon auszahlen und sich wieder mehr Tiere dort ansiedeln, Kamm-Molche, Frösche oder Kröten etwa. So, wie die Landschaft der Heide gepflegt wird, müsse auch an der Tonkuhle eingegriffen werden, erklärt Silke Feser vom Verein Nette Störche.

Unterstützt wird der Einsatz von der Firma Kedenburg, die in unmittelbarer Nähe ein Recyclingunternehmen betreibt. „Kedenburg stellt Big-Bags für die Entsorgung der Herkulesstauden zur Verfügung“, berichtet Feser. Außerdem sorge Kedenburg auch für die Entsorgung der giftigen Pflanzen.

Die Organisatoren haben die Helfer in fünf Gruppen eingeteilt. Darunter auch die elfjährige Marie und ihren Opa Wolfgang Weidner, der in Henneckenrode lebt. Marie schneidet Teichfolie für einen Tümpel zu, die sie und ihr Opa in der Kuhle platzieren werden. In den Senken soll sich künftig wieder Regenwasser sammeln können, was in den zugewucherten Tümpeln nicht mehr möglich war.

Nachdem Oskar Feser (15) mit dem Spaten Stufen in den Wall gestochen hat, ist der besser begehbar. Er, sein Bruder Jakob (16) und Schulfreunde vom Andreanum transportieren Steine auf das Gelände. Auch die sind für die Amphibien bestimmt, darunter werden sie künftig Schutz finden, wie auch unter dem Grünschnitt, der auf dem Gelände bleiben wird. Um 12.30 Uhr ist der Arbeitseinsatz zu Ende. Mit Kürbissuppe und Snacks klingt der Arbeitseinsatz aus. Am Freitag hat Silke Feser zehn Liter Kürbissuppe gekocht, ohne zu wissen, wie viele Helfer zu versorgen sein werden. „Ach, zur Not lässt die sich gut einfrieren“, sagt die quirlige Naturschützerin am Freitag. Tatsächlich bleibt der Gefrierschrank am Sonnabend dann nicht leer.

© Hildesheimer Allgemeine Zeitung