Wertvolles Gebiet für 200 Vogelarten, Fledermäuse und Amphibien soll ebenso erhalten werden wie die historische Kulturlandschaft

Finanzierung nötiger Projekte ist unklar

Von Thomas Wedig

Die Derneburger Teiche am Fuß des Schlosses liegen in einem Natur- und Vogelschutzgebiet. Dessen Pflege sei in den vergangenen Jahren vernachlässigt worden, kritisieren Naturschützer. Sie gründeten im Februar eine Bürgerinitiative, um sich verstärkt für die Teichlandschaft einzusetzen. Zuvor hatte das Ablassen des Wassers aus dem Mariensee über die Pfingsttage des Vorjahres, mitten in der Brut- und Setzzeit, für sie das Fass zum Überlaufen gebracht. Nun hat die Naturschutzbehörde des Landkreises Hildesheim ein Konzept für den Erhalt und die Wiederherstellung der Teich- und der historischen Kulturlandschaft in dem Bereich vorgelegt. Die Behörde erinnert in einer Präsentation daran, dass das Vogelschutzgebiet seltenen Arten wie Eisvogel, Mittelsäger, Nachtigall, Reiher- und Tafelente, Wasserralle und Zwergtaucher gewidmet sei, außerdem kämen dort etwa 200 weitere Vogelarten, zwölf Fledermausarten und zahlreiche Amphibien vor.Ein Kernpunkt des Konzeptes: Da die Teiche stark verlandet sind, ist eine Entschlammung dringend nötig – doch die kostet viel Geld. Die CDU-Fraktion des Kreistages hatte gefordert, Mittel für die Wiederherstellung der Teiche im Haushalt anzusetzen. Das lehnte die Kreistagsmehrheit Ende Juni aber ab – ebenso wie das Erstellen des Konzeptes. Dass das nun von der Verwaltung vorgelegt wurde, sorgte in den Reihen der CDU in der Sitzung des Umweltausschusses in der vergangenen Woche für Verwunderung.
Bei der Finanzierung setzt die Naturschutzbehörde neben eigenen Pflegeprojekten auf Fördermittel aus dem sogenannten KLARA-Programm des Landes Niedersachsen. Die Abkürzung steht für Klima, Landwirtschaft, Artenvielfalt und regionale Akteure beziehungsweise Akteurinnen. Außerdem rechnet die Behörde mit Eigenmitteln der Paul-Feindt-Stiftung als Eigentümerin der Flächen und mit weiteren Eigenleistungen der Gemeinde Holle, zum Beispiel der ehrenamtlich tätigen „Rentnerband“.
In dem Konzept wird auch die ökologische Bedeutung der Karpfenteichwirtschaft betont, ebenso die Unterhaltung der Zu- und Abflussgräben sowie der Deiche und Wälle rund um die Teiche. An denen laufen aktuell Reparaturen, nachdem das Wasser erneut abgelassen wurde, in Abstimmung mit der Naturschutzbehörde. Das Trockenlegen über den Winter soll einen Beitrag leisten, dass der Teichboden sich regeneriert.

Neben dem Naturschutz will die Behörde auch einen besonderen Fokus auf die historische Kulturlandschaft entlang des Laves-Pfades legen – zum Beispiel durch den Erhalt alter Bäume, aber auch durch die Wiederherstellung von früheren Sichtachsen. Das bedeutet: Abholzen von Bäumen – wovon die BI überhaupt nicht begeistert ist, zumal es schon mal ähnliche Bestrebungen vor etwa 15 Jahren gab. Die seien damit geendet, dass die geschaffenen Achsen mit Brennnesseln, Eschen und Holunder ziemlich schnell wieder zuwuchsen, gibt die Initiative zu bedenken. Ein Zuwachsen der offenen Grünlandflächen, so die Vorstellung der Verwaltung, soll weiterhin durch eine extensive Schafbeweidung verhindert werden.

Die Bürgerinitiative hat sich zusammengefunden, weil die Mitglieder glauben, dass Pächter und Eigentümer des Gebietes mit den notwendigen Pflegearbeiten überfordert sind. Das hat nach ihrer Ansicht dazu geführt, dass der einstige Artenreichtum schon deutlich ärmer geworden ist. Das neue Konzept ist nach Meinung der CDU-Kreistagsfraktion, die vor allem den Mariensee als Bestandteil der Teichlandschaft immer wieder zum Thema machte, nur unter einer Bedingung ein Fortschritt: wenn auch das nötige Geld für die Umsetzung im Haushalt steht.
© Hildesheimer Allgemeine Zeitung