Viele wundern sich über eine mit einem Bauzaun eingegrenzte Fläche an der alten Panzerstraße – die Paul-Feindt-Stiftung schafft Klarheit.

Aus der HAZ vom28.11.2023

Von Alexander Raths

An der früheren Panzerstraße am Mastberg erstreckt sich neuerdings eine Baustelle. Warum, ist nun bekannt geworden. Foto: Alexander Raths

Das weitläufige Grün ist schon seit Jahren sehr beliebt: Viele sind am Mastberg unterwegs, um dort zu wandern, zu joggen oder eine Runde mit dem Hund zu machen. Und wundern sich nun, was es mit einer Baustelle an der alten Panzerstraße auf sich hat. „Ich frage mich auch, was hier gemacht wird“, rätselt etwa ein Spaziergänger, der dort öfter entlanggeht.

 Eine Fläche nördlich der früheren Panzerwaschanlage ist mit kleinen aufgeschütteten Wällen gesäumt, ein rot-weißer Schrankenzaun versperrt den Bereich. Der soll künftig dem Artenschutz dienen, wie die Paul-Feindt-Stiftung auf HAZ-Nachfrage erklärt.

Amphibien sollen hier Lebensraum erhalten. Das Gelände wird an der Seite zur Panzerstraße mit einem Zaun eingegrenzt, Wanderer können sich dort aber weiterhin frei bewegen. Auch eine neue Schranke ist in dem Bereich geplant, die Rollstuhl- oder Fahrradfahrer passieren können.

„Bei der Baustelle handelt es sich um die Umwandlung der Betonfläche in ein Artenschutzgewässer“, so Anne Benning von der Paul-Feindt-Stiftung. Dabei geht es insbesondere um Arten wie den Kammmolch. Mit der Aktion will die Stiftung auf die zunehmende Trockenheit in dem Gebiet und die Gefährdung des Amphibienvorkommens reagieren. Eine vergleichbare Maßnahme gab es vor einigen Jahren in den Schlammtrocknungsbecken der Panzerwaschanlage.Da der Betonplatz ein Gefälle hat, eignet sich die Stelle der Stiftung zufolge besonders, um das Oberflächenwasser durch Betonbarrieren aufzufangen. In der kommenden Woche sollen die Bauarbeiten fortgesetzt werden. Mit der Fertigstellung rechnet man in etwa zwei bis drei Wochen. Die Staufläche des Schutzgewässers beträgt 280 Quadratmeter.

„Zur Anzahl der Tiere und den Arten lässt sich keine Aussage treffen, das wird von Jahr zu Jahr unterschiedlich ausfallen“, fügt Benning hinzu. „Es ist möglich, dass sich die ersten Amphibien bereits im nächsten Jahr ansiedeln werden.“So etwa der Kammmolch, der in dem eigens angelegten Bereich leben soll. Dort, wo sich eine offene Weidelandschaft erstreckt, die durch bäuerliche Kultur entstand und später jahrzehntelang militärischen Zwecken diente.

Nachdem die Bundesregierung entschieden hatte, für ausgewählte naturschutzrelevante Flächen im Bundeseigentum auf die Privatisierung zu verzichten und das Gelände an Naturschutzorganisationen zu übertragen, eröffnete sich für den Osterberg eine einmalige Chance.Politiker, der Landkreis, die Stadt Hildesheim, die Gemeinde Giesen und die Paul-Feindt-Stiftung stellten den Antrag, die Fläche als Naturerbe auszuweisen. Im Jahr 2016 ging der Standortübungsplatz dann tatsächlich in den Besitz der Stiftung über. Und so wurde das Gebiet gerettet.Bedeutung hat es auch für den Urzeitkrebs „Triops cancriformis“, der als älteste Tierart der Welt gilt, ein „lebendes Fossil“. Der nur wenige Zentimeter kleine Urzeitkrebs mit dem langen Gabelschwanz lebt in „temporären Tümpeln“.Und bald wohl auch in dem neuen Artenschutzgewässer – zusammen mit Amphibien wie eben dem Kammmolch: Der ist die größte heimische Molchart und kann bis zu 18 Zentimeter lang werden. Reichlich Bewegungsfreiheit dürfte er an seinem neuen Tummelplatz haben.

© Hildesheimer Allgemeine Zeitung