Die Anlage südwestlich von Bledeln soll Fläche von rund 20 Fußballfeldern belegen.

Bei der ersten öffentlichen Präsentation der Pläne blieb Kritik aus. Wie werden Bürger und Kommune beteiligt?

Aus der HAZ 05.02.2024

Von Ann-Cathrin Oelkers

An der Autobahn 7 bei Bledeln soll der bislang bei weitem größte Solarpark im Landkreis Hildesheim entstehen. Michael Papenfuß, Projektleiter des Unternehmens MMR Solar aus dem hessischen Altenstadt, hat das Vorhaben am Samstag auf der Fastnachts-Bürgerversammlung im „Klugschen Saal“ erstmals öffentlich vorgestellt und Fragen der Bledelner beantwortet.Nach derzeitigem Planungsstand sollen auf rund 19 Hektar Fläche – einem Areal, auf dem 20 Fußballfelder Platz finden würden – 34.434 Solarmodule in Reihen installiert werden, die jährlich 24,1 Millionen Kilowattstunden Sonnenstrom produzieren können. Legt man einen Verbrauch um die 3500 Kilowattstunden zugrunde, deckt diese Energiemenge rechnerisch den Jahresbedarf von knapp 7000 Haushalten, auch wenn sie natürlich nicht konstant anfällt. Zum Vergleich: Der laut Landkreis bislang größte Solarpark im Kreisgebiet bei Bockenem bringt es auf rund 3 Millionen Kilowattstunden im Jahr.

Das Unternehmen wirbt damit, dass neben der Umwelt auch die Algermissener Gemeindekasse vom Solarpark profitieren würde. Für jede eingespeiste Kilowattstunde sei eine Umsatzbeteiligung von 0,2 Cent möglich, pro Jahr könnten mehr als 48.000 Euro zusammenkommen. Auch eine Bürgerbeteiligung stellte Papenfuß in Aussicht – zum Beispiel über Crowdfunding.

Im Raum steht außerdem, dass die Bevölkerung in einem definierten Umkreis zu günstigeren Konditionen mit dem vor der Haustür produzierten, grünen Strom beliefert wird. Das Unternehmen will die Möglichkeiten für ein sogenanntes Bürgerstrom-Modell ausloten.

Gebaut werden soll der Solarpark auf einem 200 Meter breiten Streifen parallel zur Autobahn 7. Mit diesem Abstand von Autobahnen und Bahnlinien gelten Freiflächen-Photovoltaikanlagen seit einer im vergangenen Jahr wirksam gewordenen Änderung im Baurecht als privilegiert . Das heißt konkret: Das Genehmigungsverfahren wurde vereinfacht. Vorhaben können ohne vorheriges Bauleitplanverfahren umgesetzt werden.

Die 110-Kilovolt-Hochspannungsleitung, die auf den beplanten Flurstücken verläuft, muss freigehalten werden. Vom zuständigen Netzbetreiber Avacon hat MMR Solar bereits eine Zusage zum Einspeisen des Solarstroms erhalten. Ob ein kleines Umspannwerk auf der Fläche gebaut wird, steht noch nicht fest. Eine mögliche Alternative wäre das vorhandene Umspannwerk nördlich von Bledeln.

Abgeklopft hat das Unternehmen im Vorfeld ebenfalls, ob dem Projekt Ziele der Raumordnung oder der Naturschutz entgegenstehen könnten. Laut Papenfuß ist das nicht der Fall. Die Flächenversiegelung ist seinen Ausführungen zufolge auch kein großes Thema. Der Projektleiter geht aktuell davon aus, dass nicht mehr als ein Prozent der Fläche durch die in den Boden gerammten Stahlträger versiegelt würde. Zum Boden sollen die Module einen Abstand von 80 Zentimetern haben. Somit könnten zum Beispiel Schafe die Flächen beweiden.

Kritik an den Plänen für den großen Solarpark auf dem Ackerstreifen wurde während der Versammlung nicht laut. Die Stimmung war positiv, Wortbeiträge konstruktiv. Das Unternehmen, dem die Akzeptanz der Bevölkerung beim Ausbau der Erneuerbaren energien nach eigenem Bekunden wichtig ist, will das Projekt in Abstimmung mit den Akteuren aus der Gemeinde daher auf den weiteren Weg bringen. Papenfuß rechnet damit, dass die „guten Gespräche“ mit den drei Grundstückseigentümern in den nächsten drei bis vier Wochen abgeschlossen sein werden.

© Hildesheimer Allgemeine Zeitung