Hildesheim – Der Kahlschlag im Ernst-Ehrlicher-Park und die Gestaltung eines Landschaftsparks, beraube zahlreichen Tieren ihres Lebensraums, so die Kritik eines Naturschützers. Die Stadt räumt den Lebensraumverlust ein, nennt dafür ihre Gründe.

von Andrea Hempen

HAZ Heute: 15. Feb 2024 – 17:00 Uhr Aktualisiert: 15.02.2024 19:03 Uhr

Im Auftrag der Stadt Hildesheim sind im Ernst-Ehrlicher-Park Sträucher und Büsche entfernt worden. Foto: Julia Moras

Hildesheim – Die Stadtverwaltung will die Kritik an der Umgestaltung des Ernst-Ehrlicher-Parkes nicht unkommentiert stehen lassen. Der Naturfreund Dieter Herrmann hatte beklagt, dass der Kahlschlag im Park zu radikal sei und die Umgestaltung vielen Vögeln und Insekten die Lebensgrundlage rauben würde.Massiver Eingriff sei nötig gewesen
„Der Schutzzweck im Landschaftsschutzgebiet ist in erster Linie auf einen grenzstrukturreichen, halboffenen Parklebensraum und das Freihalten von baulichen Anlagen ausgerichtet, nicht auf das Zulassen der natürlichen Entwicklung“, erklärt Pressesprecher Dr. Helge Miethe in einer Mitteilung. Der massive Eingriff sei notwendig geworden, da sich über Jahrzehnte ein erhebliches Pflegedefizit aufgestaut habe. Die Eingriffe wurden naturschutzrechtlich bilanziert und würden entsprechend kompensiert – teils durch die Entwicklung wertgleicher oder höherwertiger Lebensräume, teils durch Nachpflanzungen oder Entsiegelungen, heißt es von Seiten der Stadt weiter.

Soweit wie möglich Rechnung getragen
Mit den Arbeiten außerhalb der Vegetationsperiode, der ökologischen Baubegleitung, dem Entfernen der standortfremden Pflanzen sowie dem Belassen der Altbäume werde den artenschutzrechtlichen Belangen soweit wie möglich Rechnung getragen.

Lebensraumverlust eingeräumt
„Richtig ist, dass es durch die Arbeiten zum Lebensraumverlust für auf Deckung und dichte Gehölzsäume angewiesene Arten gekommen ist“, so Miethe. Andererseits zielten die Maßnahmen im Park etwa auf eine Verbesserung der Gewässerqualität durch verminderten Laubeintrag. Von der neuen Bepflanzung, darunter Solitärbüsche, sollen mittelfristig Arten der offenen und halboffenen Landschaften profitieren. Im See könnten kleine Fische leben und Insekten fänden auf Blüten Nahrung, damit hätten Fledermäuse und spezialisierte Vögel, wie der Eisvogel, ihre Nahrungsgrundlage. „Ferner wurden im Ehrlicher-Park durchaus ungestörte Rückzugsräume am Dyesgraben und oberhalb des Kutscherhauses belassen. Dies wurde so mit den beteiligten Naturschutzverbänden abgestimmt“, erläutert Miethe. Auch sei der umgestaltete Park nur eine Teilfläche des grünen Ringes vom Liebesgrund über den Seniorengraben und den Kalenberger Graben und Kehrwiederwall bis hin zum Kehrwiedergrund.

Grundsätzlich müssten neben dem Artenschutz bei der Landschaftsentwicklung weitere Aspekte in die Abwägung einbezogen werden: Klimaresilien, die hohe Bedeutung für Sport, Freizeit und Naherholung sowie als stark frequentierte Fuß- und Radwegeverbindung.

© Hildesheimer Allgemeine Zeitung